Autorin Şeyda Kurt, Philosoph Konrad Paul Liessmann, Psychiaterin Adelheid Kastner, Philosoph Fabian Bernhardt, Theologin Maria Katharina Moser, Schriftsteller Michael Köhlmeier und Moderatorin Barbara Stöckl.
Autorin Şeyda Kurt, Philosoph Konrad Paul Liessmann, Psychiaterin Adelheid Kastner, Philosoph Fabian Bernhardt, Theologin Maria Katharina Moser, Schriftsteller Michael Köhlmeier und Moderatorin Barbara Stöckl.
ORF/Klaus Titzer

Wenn Barbara Stöckl und Österreichs prominentester Philosophieprofessor im Ruhestand, Konrad Paul Liessmann, zum Philosophischen Forum laden, dann kommen ganz schön viele Gäste: Schriftsteller Michael Köhlmeier sitzt da und die Autorin Şeyda Kurt, ihnen gegenüber die Theologin und Diakonie-Leiterin Maria Katharina Moser, der Philosoph Fabian Bernhardt und auch Adelheid Kastner, die bekannteste Gerichtspsychiaterin Österreichs. Man hat die Club 2-Formation eingenommen, nur getrunken und geraucht wird nicht mehr – und sowieso verläuft die Diskussion fast schon seltsam, aber angenehm zivilisiert. Das Thema: Hass. Aber auch um Liebe und Rache geht es und darum, was all das miteinander zu tun hat – und ob wir überhaupt alles verzeihen müssen.

Alltagsphilosophie

Um die ganz großen Wahrheiten unserer Gegenwart zu verhandeln, sind eineinhalb Stunden zwar wenig Zeit, aber Liessmann ist eben ein professioneller Erklärer der Welt. Und er ist genau dann am besten, wenn er gerade keine großen Namen zitiert, sondern alltagskulturelle Phänomene nachvollziehbar erklärt: Wenn sich im Krimi ein Angehöriger des Opfers am Täter rächt, bevor die Justiz diesen erwischt, dann empfinden wir Verständnis für eine gewalttätige Tat. Verstanden.

Gut ist Liessmann aber auch, wenn er die um 40 Jahre jüngere Şeyda Kurt mit skeptisch-konzentriertem Blick beäugt, diese kann nämlich auch Hegel zitieren und gendert in der gesprochenen Sprache. Sie bricht eine Lanze für den Hass, der gar nicht so gut wegkommt. Im Endeffekt gilt für die Sendung das, was Köhlmeier an einer Stelle sagt: "Darüber müsste ich jetzt länger nachdenken." (Jakob Thaller, 15.2.2024)