Nasa, Voyager
Voyager 1 steckt in der Klemme.
Illustr.: Nasa

Laut den ursprünglichen Plänen hatte Voyager 1 bereits 1980 nach ihrem Vorüberflug am Saturnsystem ihre Hauptmission beendet. Alles, was dann seither geschafft wurde, war quasi Bonusmaterial. Dass die Raumsonde nach 46 Jahren immer noch in Kontakt mit der Erde stehen würde, haben sich viele der beteiligten Fachleute damals wohl nicht gedacht. Möglicherweise aber könnte sich Voyager 1 nun seinem tatsächlichen Missionsende nähern.

Die langgediente Sonde leidet an einer Kommunikationsstörung, und die Besorgnis im Missionsteam wächst. Es steht die Möglichkeit im Raum, dass sich die Raumsonde nicht erholen wird. Der Fehler steckt in einem Computer und verhindert seit dem 14. November 2023, dass Voyager 1 die von ihren wissenschaftlichen Instrumenten gesammelten Daten zurücksendet. Softwarebeschränkungen und die immensen Entfernungen erschweren die Reparaturversuche.

Sinnloses Nachrichten

Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa scheint die Sonde Befehle problemlos zu empfangen und auszuführen und fliegt weiter auf ihrem Kurs, mehr als 24 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Als Antwort gibt es von Voyager 1 allerdings nur eine sinnlose, sich wiederholende Folgen von Nullen und Einsen. Die Nasa vermutet, dass das sogenannte Flugdatensystem (FDS) die Probleme verursacht. Das FDS ist dafür zuständig, Daten von den wissenschaftlichen Instrumenten sowie Informationen zum Zustand der Sonde zu sammeln. Die sogenannte Telemetrie-Modulationseinheit (TMU) übernimmt diese Daten und schickt sie im Binärcode zur Erde.

Mittlerweile verortet das Bodenteam die Ursache in einem Speicherbaustein des FDS. Wo genau dort etwas falsch läuft, lässt sich aber nicht feststellen. Obwohl das Team also ein Signal empfängt, dass die Sonde gesund und munter ist, bleibt die Kommunikation mit Voyager 1 unmöglich. Und die Nasa sieht die Chancen schwinden, dass sich daran noch etwas zum Guten ändern wird. "Es wäre ein großes Wunder, wenn wir sie zurückbekommen würden", sagte Suzanne Dodd, die Leiterin des Voyager-Projekts, dem Magazin "Ars Technica". "Wir haben jedoch noch lange nicht aufgegeben. Es gibt noch einige Dinge, die wir versuchen können. Aber das ist bei weitem der problematischste Zwischenfall, seit ich Projektmanagerin bin."

Nasa, Voyager
Etwa diesen Blickwinkel hat Voyager 1 zurzeit auf das Sonnensystem.
Grafik: Nasa

Riskante Reparaturversuche

Obwohl die Lage düster erscheint, bleibt das Voyager-Team also fleißig an der Arbeit. In den nächsten Wochen werden die Fachleute versuchen, den beschädigten Speicher zu lokalisieren, indem sie die Raumsonde in verschiedene Betriebsmodi schalten. Ein nicht ganz risikoloses Vorhaben: Einige dieser Betriebsmodi wurden seit 40 Jahren nicht mehr verwendet, genauer: seit Voyager 1 und Voyager 2 im Rahmen ihrer Hauptmissionen an den Gasriesen Jupiter und Saturn vorübergeflogen sind.

Doch der aktuelle Fehler ist nicht das einzige Sorgenkind: Weitere Komplikationen ergeben sich allein aus dem Alter dieser Raumsonden. Die Veteranen sind schon so lange im Weltraum unterwegs, dass die meisten Mitglieder des ursprünglichen Voyager-Teams, und damit die Leute, die diese Geräte gebaut haben, nicht mehr unter den Lebenden weilen.

Eine gute Dokumentation ist zwar hilfreich, aber der Verlust an menschlicher Erfahrung ist gerade jetzt schmerzhaft, wo es bei Voyager 1 auf der Kippe steht. Das Computerproblem zu lösen wäre vermutlich auch einfacher, wenn nicht jeder Befehl fast 23 Stunden unterwegs wäre, bis er ankommt.

Voyager 1, Nasa, Goldene Platte
Nasa-Techniker montieren 1977 die "Goldene Platte" an der Außernseite von Voyager 1.
Foto: NASA/JPL-Caltech

50-Jahr-Jubiläum kommt bald

Die Nasa hofft jedenfalls, dass sie zumindest mit einer der beiden Sonden bis zum 50-Jahr-Jubiläum der Mission im Jahr 2027 sinnvoll Kontakt halten kann. Um die Lebensspanne zu verlängern, die vom Energiesystem der Voyager-Sonden vorgegeben wird, hat das Team in den letzten Jahrzehnten nach und nach Heizungen abgeschaltet sowie Instrumente und Systemkomponenten heruntergefahren.

Aber selbst wenn Voyager 1 tatsächlich die Kommunikation mit der Erde einstellt, ist das im Grunde nicht das Ende der Mission. "Diese Sonden werden weiterreisen", so Dodd, "und vielleicht für Hunderttausende von Jahren um das Zentrum der Milchstraße kreisen." Voyager 1 führt eine kupferne, mit Gold überzogene Datenplatte mit sich, die "Golden Record", auf der Bild- und Audiomaterial über die Menschheit gespeichert ist. Auf der Vorderseite befinden sich unter anderem eine Art Gebrauchsanleitung und eine Karte, die einem potenziellen außerirdischen Finder (oder unseren fernen Nachfahren) den Weg zur Erde zeigt. (Thomas Bergmayr, 15.2.2024)