Wien – Nur die Hälfte der österreichischen Bevölkerung vertraut auf eine richtige und faire Innenpolitikberichterstattung durch Nachrichtenmedien. Das geht aus Daten hervor, die am Montag vom Gallup-Institut und dem Medienhaus Wien präsentiert wurden. Speziell Befragte, die eine Affinität zur FPÖ aufweisen, zeigten sich skeptisch. Starker Vertrauenshemmer ist die Befürchtung vieler Umfrageteilnehmer, dass Nachrichtenmedien abhängig von Politik, Werbekunden und Lobbyinggruppen seien.

Speziell FPÖ-affine Befragte zeigten sich gegenüber Medien sehr skeptisch.
EPA/CHRISTIAN BRUNA

Sport, Regionales und Kultur

Am größten ist das Vertrauen in richtige, faire und objektive Berichterstattung im Bereich Sport (79 Prozent sehr oder eher hoch). Auch Regional- (74 Prozent) und Kulturberichterstattung (72 Prozent) schneiden gut ab. In Wissenschaftsberichterstattung vertrauen zwei Drittel. Dass auch richtig über Klima und Umwelt berichtet wird, glauben aber nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent). Niedriger ist das Nachrichtenvertrauen nur mit Blick auf die Themen Konsumentenrechte (55 Prozent) und Innenpolitik (51 Prozent).

FPÖ-Gruppe fällt ab

Speziell FPÖ-affine Befragte zeigten sich skeptisch. Nur ein Viertel dieser Gruppe vertraut sehr oder eher in Innenpolitikberichterstattung. Bei sämtlichen anderen Affinitäten für Parlamentsparteien liegt das Vertrauen der Umfrageteilnehmer bei über 70 Prozent. Eine ordentliche Portion Skepsis zeigt sich bei potenziellen FPÖ-Wählerinnen und -Wählern auch in puncto Wissenschaft und Wissen sowie bei den Themen Medizin und Gesundheit. Nur 51 bzw. 46 Prozent vertrauen bei diesen Themenfeldern den Medien und ihrer Berichterstattung.

Unabhängigkeit als Thema

Großer Hemmschuh ist generell das Vertrauen in die Unabhängigkeit. Dass öffentlich-rechtliche Medien wie der ORF unabhängig von den Interessen der politischen Parteien agieren, dem stimmen nur 33 Prozent sehr oder eher zu. Mit Blick auf private Medien stimmen dem 44 Prozent zu. "Wir sehen ein gerüttelt Maß an Skepsis, das gegenüber Medien da ist. Das muss zu denken geben", stellte Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner fest. Wenn etwa Skandale wie publik werdende Chatnachrichten mit Chefredakteuren hochkochen oder eine Inseratenaffäre ausbricht, habe dies sofort spürbare Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit.

Prinzipiell existiere ein hohes Anforderungsniveau an Medien, sagte Andrea Fronaschütz, Leiterin des Gallup-Instituts. Insgesamt erachten die Umfrageteilnehmer unabhängige und kritische Nachrichtenmedien für die Demokratie mit überwältigender Mehrheit für "sehr wichtig" (77 Prozent) bzw. "eher wichtig" (18 Prozent). Doch nur 58 Prozent der Umfrageteilnehmer meinen auch, dass Österreichs Nachrichtenmedien einen sehr großen (19 Prozent) bzw. eher großen Beitrag (39 Prozent) für die Demokratie leisten.

"Den Glauben an Journalismus gibt es noch"

Als besonders wichtig stufen die Befragten für ein Nachrichtenmedium ein, dass es glaubwürdig (95 Prozent sehr oder eher wichtig) ist und neutral bzw. objektiv berichtet (93 Prozent). Bei Österreichs Nachrichtenmedien sehen viele das jedoch nicht gegeben. Als sehr oder eher glaubwürdig stufen nur 59 Prozent der Befragten diese ein. Geringer ist die Diskrepanz mit Blick auf die Aktualität von Nachrichten, die von 93 Prozent als sehr oder eher wichtig eingestuft wird und die von 88 Prozent so auch bei Österreichs Nachrichtenmedien wahrgenommen wird. "Den Glauben an Journalismus gibt es noch. Aber wir sehen eine Zerreißprobe, da viele die Leistung als nicht ausreichend erfüllt ansehen", so Kaltenbrunner.

Etwas zum Positiven hat sich die Einstellung gegenüber Journalistinnen und Journalisten gewandelt. Im Juni 2023 hatten 62 Prozent der Befragten ein sehr positives oder eher positives Bild von ihnen, im November 2023 waren es 68 Prozent.

Nachrichtenkonsum

Zur Nachrichtennutzung und -frequenz lässt sich festhalten, dass circa die Hälfte der Befragten sich mehrmals täglich in Medien über aktuelle Ereignisse informiert. Ein weiteres Viertel tut das einmal täglich. Neun Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie sehr häufig keine Nachrichten lesen, hören oder sehen möchten. Weitere 15 Prozent meinten, "häufig" Nachrichten zu meiden, 50 Prozent "gelegentlich". Als Grund nannten die Befragten etwa die Fülle an negativen Nachrichten, die das psychische Wohlbefinden beeinträchtige. Aber auch Desinteresse, zu geringe Lösungsorientierung oder die Verbreitung von Falschinformationen wurden angeführt.

Speziell überzeugte Wählerinnen und Wähler – das sind 60 Prozent der Befragten – prüfen mehrmals täglich die Nachrichtenlage (61 Prozent), während das bei überzeugten Nichtwählern – das sind sieben Prozent – weit seltener vorkommt (15 Prozent). Mit der Demokratie in Österreich zeigen sich acht Prozent sehr zufrieden, weitere 44 Prozent eher zufrieden. Zufriedene halten sich häufiger auf dem neuesten Nachrichtenstand.

Die wichtigsten Nachrichtenquellen

Als wichtigste Nachrichtenquelle für die persönliche Informationsbeschaffung führten 31 Prozent der Befragten den TV-Auftritt des ORF an. Sechs Prozent nannten Servus TV, je vier Prozent den STANDARD (online), Ö3 und den ORF im Onlinebereich. Instagram, oe24.tv und die "Kronen Zeitung" (Print) kamen auf je drei Prozent. 20 Prozent gaben an, dass sie in den vergangenen sieben Tagen den STANDARD (online) als Nachrichtenquelle genutzt hatten.

Die Studie ist repräsentativ für die webaktive österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren. Sie wurde im November 2023 durchgeführt, wobei 1.000 Personen befragt wurden. Eine weitere Befragungswelle mit 1.000 Beteiligten fand bereits im Juni 2023 statt. (APA, red, 19.2.2024)