Der "Kurier" hat bis zu 40 der insgesamt 175 Redaktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet, nach einer ersten Sparwelle 2023, bei der rund 20 Jobs reduziert wurden. Parallel gab der "Kurier" am Mittwoch bekannt, dass Politikchef Martin Gebhart schon mit 1. März die Chefredaktion von Martina Salomon übernimmt, die nun Herausgeberin wird. Mit 1. Jänner hat Richard Grasl, bisher Vizechefredakteur, die Geschäftsführung des "Kurier" übernommen, er kommunizierte am Mittwoch die Maßnahmen. Nach den Sparmaßnahmen 2023 waren rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Redaktion tätig.

Der "Kurier" meldet bis zu 40 Jobs beim AMS zur Kündigung an.
Harald Fidler

"Dieser Schritt ist sehr bedauerlich, jedoch notwendig, um für den 'Kurier' eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft abzusichern", sagt Grasl über die geplanten Kündigungen. In den kommenden Tagen würden Gespräche mit den betroffenen Personen geführt, mit dem Betriebsrat sei ein Sozialplan erarbeitet worden, der bis zum Ende des Jahres 2024 gilt.

Der Redaktionsausschuss des "Kurier" erklärte dazu, der "erneute Stellenabbau schmerzt uns sehr und wird die Redaktion weiter schwächen". Die Redaktionsvertretung: "Wir verweisen darauf, dass die von Geschäftsführung und Chefredaktion geplante redaktionelle Neuaufstellung im Einklang mit dem Redakteursstatut stehen muss und nicht auf Kosten der journalistischen Qualität gehen darf." Für die "schwierige, aber notwendige" Transformation von einer reinen Printzeitung zu einem multimedialen Medienhaus" brauche es "die nötigen finanziellen, technischen und personellen Ressourcen".

Die Redaktion stimmt "zeitnah" über den neuen Chefredakteur Martin Gebhart ab. Sie könnte ihn laut Redaktionstatut mit Zweidrittelmehrheit ablehnen. Der Redaktionsausschuss schätze Gebhart "als besonders fleißigen, umgänglichen und kompetenten Kollegen".

"Fleißiger" neuer "Kurier"-Chefredakteur

Gebhart (62), ab März Chefredakteur, leitete seit 2022 das Innenpolitik-Ressort, davor das Chronik-Ressort des "Kurier". Die längste Zeit seiner Karriere verbrachte er bei den "Niederösterreichischen Nachrichten". Gebhart war dort seit 1986 über 30 Jahre tätig – zuerst als Reporter, ab 1995 als Chef vom Dienst. Im Jahr 2001 wurde er zum Chefredakteur-Stellvertreter und 2005 zum Chefredakteur Lokales berufen, ab 2016 war er alleiniger Chefredakteur. "Es liegen herausfordernde Zeiten vor uns, in denen es wichtiger denn je ist, unseren Leserinnen und Lesern eine vertrauenswürdige und faktenbasierte Berichterstattung auf unterschiedlichen Kanälen zu bieten", ließ Gebhart zu seiner Bestellung verlauten.

Der STANDARD berichtete bereits im Dezember 2023 vom Kandidatenstatus des "Kurier"-Politikchefs.

Ist ab März neuer
Ist ab März neuer "Kurier"-Chefredakteur: Martin Gebhart.
Foto: Kurier/Jürgen Christandl

Salomon wird Herausgeberin

"Ich freue mich sehr auf meine aktive Rolle als Herausgeberin, in der ich das Kurier-Medienhaus in einer neuen Phase unterstützen kann", sagt die bisherige Chefredakteurin und designierte Herausgeberin Martina Salomon (63). "Mit Martin Gebhart habe ich einen erfahrenen Kollegen als Chefredakteur an meiner Seite, mit dem ich seit mehr als fünf Jahren ausgezeichnet zusammenarbeite." Sie werde weiterhin "als Leitartiklerin, mit großen Interviews und bei unseren zahlreichen Events zur Verfügung" stehen. Sie werde auch ihre Aufgaben im Verein der Chefredakteure, beim Presserat und dem Presseclub Concordia weiterhin ausüben. Salomon war seit 2018 Chefredakteurin des "Kurier".

Martina Salomon.
Noch-"Kurier"-Chefredakteurin und ab März Herausgeberin: Martina Salomon.
Foto: APA/HANS PUNZ

Romy 2024 ohne Gala

Inhaltlich will das Kurier-Medienhaus künftig "seinen Fokus auf das Kerngeschäft" legen, heißt es in einer Aussendung. Der Umstrukturierungsprozess betreffe auch die Romy-Verleihung, die heuer ohne Gala als reines TV-Event stattfindet. Ab 2025 soll die Romy-Gala dann evaluiert und in veränderter Form fortgesetzt werden. (fid, red, APA, 21.2.2024)