Beim Begriff "Drohnen" denkt man üblicherweise an kleine Quadcopter, Aufklärungsdrohnen in der Größenordnung eines Ultraleichtfliegers oder vielleicht noch die unbemannten, sprengstoffbeladenen Motorboote, die die Ukraine zur Dezimierung der russischen Schwarzmeerflotte einsetzt. In Australien will man erheblich größere Brötchen backen.

Wie "The Warzone" berichtet, will die australische Marine ihre Flotte deutlich aufstocken. Bis zu 29 neue Schiffe sollen spätestens in den 2040ern in Betrieb gehen. Und sechs davon sollen auch komplett ohne menschliche Besatzung operieren können. Dazu kommen sieben bis elf Mehrzweckfregatten. Von ursprünglich neun Fregatten der "Hunter"-Klasse und zwölf Offshore-Patrouillenschiffen der Arafure-Klasse dürften infolge einer Evaluierung nur noch jeweils sechs Stück angeschafft werden.

Die Fregattenklasse Anzac soll hingegen ausgemustert, einzelne Schiffe davon aber sollen mit neuer Bewaffnung modernisiert werden. Zudem wurde die Anschaffung zusätzlicher Patrouillenboote empfohlen.

Ein für die US Navy angefertigtes Rendering des Herstellers Austal.
Austal

32 Slots für Waffensysteme

Der spannendeste Neuzugang sind freilich die laut Beschreibung "optional bemannten" Schiffe, die der Hersteller Austal laut den Plänen der Royal Australian Navy liefern soll. Die Konzeption und Anschaffung erfolgt in Kooperation mit der US Navy. Jedes dieser Schiffe soll 32 Zellen erhalten, in denen sich moderne Artilleriesysteme installieren lassen. Aegis 9 kommt als Kontrollsystem zum Einsatz.

Die "Large Optionally Crewed Surface Vessels" (LOSVs) sollen in Kooperation mit den USA angeschafft und entweder dort oder in der westaustralischen Henderson-Werft gebaut werden. Man verspricht sich höhere Kampfkraft durch die erhöhten Waffenkapazitäten. Die Schiffe sollen Ziele im Wasser, am Land und in der Luft bekämpfen und auch weit entfernt von anderen Teilen der Flotte operieren können. Die Baukosten für die neuen Großkampfschiffe sowie weitere 25 kleinere Schiffe sollen sich auf umgerechnet 6,7 Milliarden Euro belaufen.

Hinsichtlich der möglichen Größe zitiert "The Warzone" die Pläne der U.S. Navy. Diese plant Schiffe mit einer Länge von 200 bis 300 Fuß (60 bis 91 Meter) mit einer Verdrängung von 1.000 bis 2.000 Tonnen bei Volllast. Allerdings wird auch mit größeren Designs experimentiert. 2025 sollen die ersten konkreten Bauaufträge übermittelt werden.

Eine
Eine Hunter-Fregatte führt drei "optional bemannte" Schiffe an.
Austal

Zu Beginn mit Besatzung unterwegs

Wie genau Australien die via KI-Steuerung oder klassische Fernlenkung kontrollierbaren Schiffe einsetzen wird, bleibt abzuwarten. Austal hat aber immer wieder auch Konzepte für eine mögliche Integration in die Flotte vorgelegt. Eines davon zeigt etwa eine bemannte Fregatte der Hunter-Klasse als Leitschiff für verschiedene Typen unbemannter Schiffe. Auch unterschiedliche Varianten der LOSVs finden in der Grafik Platz. Sie könnten etwa als Transporter für Truppen oder Nachschub dienen, umgesetzt als autonome Patrouillenboote oder als Hochgeschwindigkeitsschiffe für Raketenschläge. Bekannt ist dank eines Berichts des Senders ABC aber, dass sie zunächst mit Besatzung betrieben werden sollen, während man das Potenzial der Technologie in der Praxis auslotet. Danach dürften die Schiffe entweder autonom oder nur mit einer Minimalcrew unterwegs sein.

Upgrades sollen auch Australiens kampfstärkste Schiffe – die Hobart-Klasse – erhalten. Sie sollen in Zukunft Tomahawk-Cruise-Missiles und moderne Naval-Strike-Missiles verschießen können. Letztere sind zwar primär auf die Zerstörung anderer Schiffe ausgelegt, können aber im Gegensatz zu den bisher genutzten Harpoon-Raketen auch zum Beschuss landbasierter Ziele eingesetzt werden. Gemeinsam mit den sechs neuen Hunter-Fregatten sollen sie den Kern der australischen Marine bilden. (gpi, 22.2.2024)