Maxim Kusminow bei einer Pressekonferenz in Kiew im September vergangenen Jahres. Kurz zuvor hatte er sich mit einem Armeehubschrauber in die Ukraine abgesetzt.
Maxim Kusminow bei einer Pressekonferenz in Kiew im September vergangenen Jahres. Kurz zuvor hatte er sich mit einem Armeehubschrauber in die Ukraine abgesetzt.
AP/Vladyslav Musiienko

Geht es nach einem Bericht der spanischen Zeitung "El Pais", dann hat Russland einmal mehr bewiesen, dass es seine Gegner auch im Ausland verfolgt und ermordet. Insbesondere dann, wenn es sich um Überläufer handelt. Ein in Spanien erschossener Mann, dessen Leiche am Dienstag vergangener Woche in einer Tiefgarage im Ort Villajoyosa bei Alicante gefunden worden war, ist demnach im Auftrag des Kremls getötet worden. Seine Leiche wies mehrere Schussverletzungen auf. Die Mörder seien aller Wahrscheinlichkeit aus dem Ausland gekommen und hätten das Land bereits wieder verlassen, schrieb "El Pais" am Donnerstag unter Berufung auf spanische Geheimdienstkreise. Das ausgebrannte Fluchtauto des oder der Täter wurde kurz darauf in der Nähe gefunden.

Beim Opfer handle es sich um den russischen Hubschrauberpiloten Maxim Kusminow, der vergangenen August mit seiner Maschine zu den ukrainischen Truppen übergelaufen war, schrieb die Zeitung. Das Staatsfernsehen in Moskau hatte im Herbst berichtet, der russische Geheimdienst habe den Auftrag zur Tötung des "Vaterlandsverräters" erhalten.

"Robuste Antwort"

Offiziell haben die spanischen Behörden die Identität des Toten bisher nicht bestätigt. Das Innenministerium in Madrid betonte am Donnerstag auf Anfrage lediglich, dass die Ermittlungen noch andauerten. In diplomatischen Kreisen werde der Fall jedoch als "äußerst ernst" bewertet, schrieb die Zeitung. Sollte sich die Urheberschaft Moskaus bestätigen, werde Spanien eine "robuste Antwort" geben.

Die russische Regierung hat den Anschlag zwar nicht für sich reklamiert, doch ein hoher russischer Geheimdienstvertreter quittierte die Nachricht vom Tod mit Schadenfreude. "Dieser Verräter und Verbrecher ist in dem Moment zu einer moralischen Leiche geworden, als er sein schmutziges und schreckliches Verbrechen plante", sagte der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.

Bei diesem ausgebrannten Auto soll es sich um das Fluchtfahrzeug des Täters oder der Täter handeln.
Bei diesem ausgebrannten Auto soll es sich um das Fluchtfahrzeug des Täters oder der Täter handeln.
via REUTERS/Alex Dominguez/Infor

Kiew hat den Tod des Mannes verifiziert. "Wir können diese Tatsache bestätigen", sagte der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andrij Jussow, bereits am Montag dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Olexij Danilow, Sekretär des nationalen Sicherheitsrats, erklärte, Kiew habe dem Piloten vorgeschlagen, im Land zu bleiben. "Hier wäre er auf jeden Fall in Sicherheit gewesen." Der russische Geheimdienst hätte demnach in der Ukraine nicht so leichtes Spiel gehabt wie in Spanien.

Wie "El País" schrieb, leben in der Wohnanlage in Villajoyosa, wo der unter falscher ukrainischer Identität lebende Mann erschossen wurde, viele Russen und Ukrainer. Sich als Überläufer ausgerechnet dort zu verstecken, sei riskant gewesen, weil die russischen Geheimdienste oft Landsleute als Informationsquellen nutzten. Kusminow sei zudem ziemlich unvorsichtig gewesen. So habe er seine frühere Freundin in Russland angerufen und sie eingeladen, ihn in Spanien zu besuchen.

Der Pilot war im August vorigen Jahres aus Russland mit einem vollausgestatteten Mi-8-Armeehubschrauber in die Ukraine geflogen. Nach der Landung auf einem ukrainischen Militärflugplatz wurden die beiden anderen in die Aktion nicht eingeweihten Besatzungsmitglieder nach ukrainischen Angaben auf der Flucht erschossen. Der Russe soll von Kiew umgerechnet über 460.000 Euro für die Tat erhalten haben. (APA, red, 22.2.2024)