Ein erschütterndes Sittenbild aus der österreichischen Medienwelt lieferte diese Woche an drei aufeinanderfolgenden Tagen keine Geringere als die Herausgeberin von "Heute" in ihrem Blatt. Die kleine Serie war kombiniert mit einer Leidensgeschichte der Familie Dichand, der das Publikum seit Jahrzehnten die Segnungen der Bezahlgazette "Kronen Zeitung" und des Gratisorgans "Heute" verdankt. Diese mäzenatischen Wohltaten werden der Familie aber auf das Übelste vergolten, und zwar von einer Jagdgesellschaft, bestehend aus Justiz, Politik und Medien. Um sich für ihren Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit moralisch aufzuladen, bewies Frau Eva Dichand Geschmack und versenkte sich aus vorhandenem Anlass in die Rolle des jüngsten Opfers einer medialen Hetzjagd. SZ-Journalistin Alexandra Föderl-Schmid wurde unbarmherzig und gehässig gejagt. Ich kann gut nachvollziehen, wie es ihr gehen muss.

"Heute"-Herausgeberin Eva Dichand.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Das ist schon deshalb zu be­zweifeln, weil der geschäftliche Schmerz der "Heute"-Herausgeberin mit dem, was Föderl-Schmid durchmachen musste, weder in der Sache noch sonst wie vergleichbar ist. Aber warum sich nicht an einem schönen Beispiel emporranken, wenn es zufällig gerade zur Hand ist? Schließlich geht es um nicht weniger, als dass auch über "Heute" neuerlich absurde Anschuldigungen verbreitet wurden. Wie das Amen im Gebet kam es nämlich zur ersten journalistischen Anfrage seitens des ORF, es ging um angebliche Interventionsversuche seitens Dr. Tojner bei "Heute" für sein Eislaufprojekt – und: Er wäre gerne Rapid-Präsident geworden.

Der ORF handelte in Recherche­gemeinschaft mit dem STANDARD und dem Podcast "Dunkelkammer" von Michael Nikbaksh. Wie das Amen im Gebet kam die Antwort von Frau Dichand. Der in Konkurrenzmedien gebetsmühlenartig wiedergegebene Vorwurf der käuflichen Berichterstattung ist absurd und bei "Heute" schlichtweg nicht möglich. Und das hat einen völlig einleuchtenden Grund: Ich bin – hochgegriffen – 20 Stunden pro Jahr im Newsroom. Unsere Zeitung produziere ich nicht. Im Gegenteil, bei dieser Anwesenheit kann man schon von einer Vernachlässigung des Blattes durch die Herausgeberin reden. Wenn nicht gar von Liebesentzug. Dazu merkte diese etwas süffisant an, dass "Heute" grundsätzlich unterstützen könne, wen es möchte – nach freiem Ermessen der Redaktion. Wehe, da mischt sich eine Herausgeberin ein!

Christian Nusser, vormaliger Chefredakteur, hat allen an der Recherche beteiligten Journalisten geantwortet, dass er Herrn Tojner kaum kenne; weder Tojner noch sein Umfeld hätten je bei ihm interveniert. Er habe auch mit mir nie darüber gesprochen. Aber die haben das Statement von Nusser einfach komplett ignoriert. Eine Schande. Da fragt sich Frau Dichand schon: Was hat so ein Bericht in der ZiB verloren? Wenn es gegen "Heute", "Krone" und die Familie Dichand geht, ist wohl jedes Mittel recht. Mehr noch. DER STANDARD, von dem wir tendenziöse Berichterstattung – getragen von ideologischen Kämpfern gewöhnt sind, hat mit Cover und meh­reren Online-Storys nachgelegt. Wirklich schade, war DER STANDARD doch früher eine ernstzunehmende Qualitätszeitung. Gut, dass wenigstens die Familie Dichand das Panier des journalistischen Anstandes hochhält.

Im zweiten Teil ihrer kleinen Serie über die familiären Qualen dreht sich einiges um den Vorwurf, dass man bei "Heute" und in anderen Medien positive Berichterstattung für Sebastian Kurz mit Inseraten erkaufen hätte können. Liest man die Befragung, aus der der Vorwurf stammt, genau, sagt das Thomas Schmid überhaupt nicht. Im Gegenteil, er habe niemals explizit eine solche Verein­barung mit MIR getroffen. Schließlich ist der ein verzweifelter Mensch, der sich als Sündenbock für alle empfindet.

Was aber gar nicht geht, steht im dritten Teil: Wie René Benko Herausgeber der "Krone" werden wollte. Frau Dichand: Ich kann mich noch erinnern, wie René Benko (zuerst gemeinsam mit Fellner, dann jedoch ohne) "Krone"-Anteile gekauft hat. In seiner ersten Punktation stellte Benko gleich die Forderung, nach zwei Jahren selbst Herausgeber der "Krone" zu werden. Er hat dann versucht, mit Forensic Due Diligence etwas zu finden, um meinen Mann aus dem eigenen Unternehmen zu entlassen. Dieses Glück: Hat nicht geklappt. Für diesen Frevel musste Benko schwer büßen. Doch er soll angeblich auch an einer anderen österreichischen Tageszeitung beteiligt sein. Es wird nicht "Heute" sein – wenn man Frau Dichand glaubt. (Günter Traxler, 24.2.2024)