Jubeltraube.
Marco Grüll bejubelte mit dem Team das 3:0.
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Das 342. Wiener Fußballderby hat zumindest die Erwartungen von Rapid übererfüllt. Jene der Austria wurden eindrucksvoll unterboten, ein 0:3 ist an Bitterkeit kaum zu überbieten.

Die Grün-Weißen haben sich zudem von einem Fluch befreit, im zwölften Versuch wurde endlich daheim gegen die Violetten gewonnen. Das schmucke Allianz Stadion muss also doch nicht abgerissen werden. Rapid ist nun Sechster, die Austria Achter, zwei Runden stehen im Grunddurchgang noch an.

Statistik besiegt

Die Austria mag (mochte) das Allianz Stadion, was von Rapid nicht gewollt ist (war), diese Form von Gastfreundschaft wird in Hütteldorf strikt abgelehnt, steht nicht in den Vereinsstatuten. Elf Derbys, sieben Unentschieden, vier Niederlagen, null Siege.

Wobei dem relativ neuen Trainer Robert Klauß diese Statistik völlig egal ist. "Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, gegen die Austria nicht zu gewinnen." Womit der Deutsche recht hat. Er forderte von seinen selbstbewussten Spielern folgende Einstellung: "Sie sollen sich sagen: Es gibt nur einen Sieger, und das sind wir."

Zweikampf um Ball
Manuel Polster (FK Austria Wien) gegen Christoph Lang (SK Rapid).
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Michael Wimmer, der Austria-Kollege und ebenfalls ein Deutscher, weiß hingegen, wie es sich anfühlt, gegen Rapid nicht zu verlieren. Vier Spiele, zwei Remis, zwei Siege. "Es geht um Emotionen." Wimmer musste die gesperrten Johannes Handl und Romeo Vucic vorgeben. Klauß schöpfte aus dem Vollen, der wiedergenesene Kapitän Guido Burgstaller gehörte selbstverständlich der Startelf an, alles andere wäre fahrlässig.

Die Ausgangslage war für den Wiener Fußball traurig, beide Klubs zittern um die Teilnahme an der Meisterrunde der besten sechs, schon seit Jahren lacht in der Landeshauptstadt die Wirklichkeit den Anspruch aus.

Überragende erste Rapid-Spielhälfte

Es brodelte am 25. Februar 2024 im mit 26.000 Fans ausverkauften Stadion. Rapid startete ausgesprochen dynamisch, die Austrianer litten an Schnappatmung. Vor allem von der linken Seite wurde Druck gemacht, Marco Grüll wirbelte, er war der menschgewordene Spielwitz.

3. Minute: Grüll flankt, der allein gelassene Burgstaller köpfelt aus acht Metern drüber, das war grob fahrlässig. Es gab weitere Halbchancen, nach einer Viertelstunde konnte die Austria dann doch Luft holen. Für 180 Sekunden.

18. Minute: Burgstaller legt quer auf Matthias Seidl, der trifft von der Strafraumgrenze flach zum 1:0 in die kurze Ecke. 20. Minute: Freistoßflanke Grüll, Burgstaller steigt hoch, köpfelt unbedrängt das 2:0, diesmal keine Spur von Fahrlässigkeit. Das nennt man Doppelschlag.

Grüll hat den Tormann umkurvt und holt zum Schuss aus.
Marco Grüll traf zum 3:0.
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Fortan beruhigte sich das Spiel etwas, Rapid hatte alles im Griff und viel Spaß, die Austria übte sich in desaströser Harmlosigkeit. Mit einer Ausnahme. 36. Minute: Dominik Fitz fetzt aus rund 20 Metern an die Stange, der erste Abschluss.

40. Minute: Rapid lässt sich das kurze Aufmucken nicht gefallen, Christoph Lang schickt Grüll auf die Reise, der umkurvt Goalie Mirko Kos, schiebt zum 3:0 ein.

Austria muss um Meistergruppe bangen

Nach der Pause wurde zunächst von Schiedsrichter Sebastian Gishamer für ein paar Minuten unterbrochen, Rauchschwaden nahmen dem VAR die Sicht.

Bangalos.
Der Austria-Fansektor zu Beginn der zweiten Halbzeit.
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Die Austria war um Schadensbegrenzung bemüht, wurde besser, hatte Torchancen, Niklas Hedl wurde geprüft. Rapid konnte angesichts des Vorsprungs aber gelassen sein. Wimmer weiß nun, wie es sich anfühlt, ein Derby zu verlieren: bitter. Klauß durfte hingegen "stolz" sein.

Rapid hat im Grunddurchgang noch die Austrias aus Lustenau und Klagenfurt zu bespielen, das sollte sich für die Top sechs ausgehen. Für die Austria wird es eng. Blau-Weiß Linz und die WSG Tirol sind die Aufgaben, man ist auf fremde Hilfe angewiesen. (Christian Hackl, 25.2.2024)

Bundesliga (20. Runde):

SK Rapid - FK Austria Wien 3:0 (3:0). Wien, Allianz Stadion, 26.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Gishamer

Tore:
1:0 (18.) Seidl
2:0 (20.) Burgstaller
3:0 (40.) Grüll

Rapid: Hedl - Kasanwirjo, Querfeld, Kongolo, Auer - Sattlberger, Grgic (78. Kerschbaum) - Lang (71. Oswald), Seidl (91. Hofmann), Grüll (91. Zivkovic) - Burgstaller (71. Mayulu)

Austria: Kos - Martins (32. Polster), Plavotic, Galvao - Ranftl, Fischer, Holland, Krätzig (95. Pazourek) - Huskovic, Schmidt (46. Gruber), Fitz

Gelbe Karten: Auer, Hedl bzw. Ranftl, Holland, Krätzig, Gruber, Galvao