Manche Dinge gibt es einfach nur, weil es geht. So scheint es auch bei einer Neuvorstellung von Lenovo zu sein. Ein neuer Laptop des Unternehmens sorgt derzeit am Mobile World Congress (MWC) in Barcelona für viel Aufsehen. Aufsehen, dem aber oft eine Frage folgt: jene nach der Sinnhaftigkeit.

Durchblicker

"Project Crystal" nennt Lenovo seinen ersten Laptop mit transparentem Bildschirm. Möglich wird dies durch die Nutzung eines Mikro-LED-Displays: Da die derzeit noch extrem teure Technologie winzige Leuchtdioden verwendet und ganz ohne zusätzliche Schichten auskommt, wie sie bei LCDs oder OLEDs üblicherweise notwendig sind, ist es eben auch möglich, transparente Bildschirme herzustellen.

Lenovo Project Crystal
Transparenz ohne Wenn, Aber und Wofür: das "Project Crystal" von Lenovo.
Lenovo

Wie erste Erfahrungsberichte zeigen, funktioniert das tatsächlich. Dass das 17,3 Zoll große Display bis zu 1.000 Nits hell werden kann, hilft bei der Lesbarkeit. Generell ist die Nutzbarkeit aber natürlich überschaubar, ein Kontrast zu einem schwarzen Hintergrund wird in dieser Hinsicht immer besser sein.

Was Beobachter ebenfalls anmerken: Das Display sorgt für eine leicht gelbliche Verfälschung des Hintergrunds. Das liegt daran, dass die Lichtdurchlässigkeit laut Hersteller nur bei 55 Prozent liegt. Bei "Wired" streicht man zudem einen recht offensichtlichen Problempunkt heraus. Bei so einem Gerät kann natürlich jeder auch von hinten sehen, woran man gerade arbeitet. "Transparenz" ist in dem Fall also wohl auch in die andere Richtung zu verstehen.

Ein Experiment

Lenovo selbst sieht das "Project Crystal" derzeit noch als Experiment an. Pläne, den transparenten Laptop zu verkaufen, gibt es vorerst also nicht. Zuvor müssten noch diverse technische Probleme ausgeräumt werden, etwa die Möglichkeit, das Niveau der Transparenz individuell anpassen zu können – um es etwa auf vollständig dunkel stellen zu können. Auch an der Auflösung muss man noch arbeiten, diese ist mit 720 p stark begrenzt.

Lenovo’s Project Crystal is the first laptop in the world with a transparent microLED display
Engadget

Wozu das alles?

Bis dahin findet das Unternehmen vielleicht auch noch einen Einsatz für solch ein Gerät, der über "sieht cool aus" hinausgeht. Wie "Heise" berichtet, nennt das Unternehmen auf Nachfrage begrenzt überzeugende Ideen. So soll der transparente Laptop dank Kamera auf der Rückseite etwa mit Objekten dahinter interagieren können. Ob das bei einem begrenzt handlichen Gerät sinnvoll ist, sei dahingestellt, so etwas würde sich eher für künftige Smartphone-Generationen anbieten. Dort stehen freilich aufgrund der hohen Bauteildichte all die anderen Komponenten dieser Idee im Weg.

Fernseher

Ganz neu ist die Idee eines transparenten Bildschirms nicht – und zwar auch außerhalb von Science-Fiction-Filmen und -Serien. In der jüngeren Vergangenheit hatten einige Hersteller bereits Fernseher mit transparentem Bildschirm vorgezeigt, darunter Samsung und LG. Dort argumentiert man damit, dass sich solche Geräte besser in die Umgebung einpassen können, etwas, das bei einem Laptop mit dauernd wechselndem Standort und geringerer Größe allerdings deutlich weniger Thema ist. (red, 26.2.2024)