Trainer Robert Klauß brachte Rapid in die Erfolgsspur.
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Robert Klauß dürfte Rapids Königstransfer gewesen sein. Sportgeschäftsführer Markus Katzer hatte sich im November für den 39-jährigen Deutschen als Nachfolger von Trainer Zoran Barisic entschieden. Die Wahl war zunächst nicht unumstritten. "Ätsch", könnte Katzer nach dem 3:0 im Derby gegen die Austria gesagt haben, was er nicht getan hat. Diese Reaktion würde sein Niveau grob beleidigen. Er wusste ja, was er tat. Steffen Hofmann, der andere Geschäftsführer, wusste das nicht. Bei einer im Internet verbreiteten Fan-Ansprache nannte er den Stadtrivalen "Arschlöcher". Es gibt schlechte Gewinner. Hofmann hat sich entschuldigt.

Klauß war am Sonntagabend in erste Linie gerührt. Er stand vor der prall gefüllten Westtribüne im Allianz-Stadion, blickte in tausende strahlende Gesichter, die Zeit der Entwöhnung ist überstanden. Das 3:0 war der erste Heimsieg gegen die Austria seit zehn Jahren und eine Premiere im gar nicht mehr so neuen Stadion, das 2016 eröffnet wurde. Elfmal war man gescheitert. Eine Umbenennung in "Robert-Klauß-Arena" steht trotzdem nicht zur Debatte. "Es ist pure Freude", sagte er.

Inhalt und Austausch

Das Ende des Interregnums hatte sich im Laufe der Woche angekündigt. Klauß hat die richtigen Worte gefunden, wobei er das "Selbstvertrauen und die Mentalität" gar nicht groß herbeireden musste. "Das ist ja alles vorhanden." Dabei ist er überhaupt keine Plaudertasche, er beherrscht auch die Kunst des Schweigens. "Es gibt Trainingseinheiten, da schaue ich nur zu." Klauß und sein Betreuerstab geben die Inhalte vor. "Und die Spieler erweitern sie, ich höre mir ihre Ideen an, wir sind permanent im Austausch."

Die Ansprache unmittelbar vor der Partie hielt übrigen Assistent Stefan Kulovits. Ein Mann, der Rapid in- und auch auswendig kennt. "Er spielte lange hier, weiß, worum es im Derby geht, wie es abläuft. Warum soll ich mich da wichtigmachen? Ich hatte ja keine Ahnung, es war mein erstes Wiener Derby." Klauß hat eine eindrucksvolle Bilanz. Fünf Siege, ein Remis (1:1 gegen Sturm), eine Niederlage (0:1 gegen Salzburg). Das heißt aber nicht, "dass die Mannschaft die Erwartungen übertroffen hat. Ich habe ein intaktes Team vorgefunden, mit hoher Qualität. Bei den Expected Goals lagen sie an der Spitze." Das Verabsäumen der tatsächlichen Goals mündete in die Ablöse von Barisic. Pech für ihn, Glück für Klauß. "Es war wirklich nur eine Ergebniskrise, ich musste nicht alles neu erfinden."

Keine Zweifel mehr

Es galt in erster Linie, Knoten zu lösen, an kleinen Schrauben zu drehen. Abwehrchef Leopold Querfeld sagte: "Wir schaffen es, den Druck in positive Energie umzuwandeln." Matthias Seidl, der Torschütze zum 1:0, stimmte zu: "Wir hatten keine Zweifel." Rapid ist nun Sechster, hat im Grunddurchgang daheim die Austria aus Lustenau und auswärts jene aus Klagenfurt zu bespielen. Es wird wohl reichen für die Meisterrunde der besten sechs, zumal in Hütteldorf dem Zweifel eine Absage erteilt wurde. Dann werden die Punkte halbiert, die Karten neu gemischt. Klauß wollte sich mit Schlusslicht Lustenau nicht beschäftigen. "Mit Verlaub, die sind mir noch scheißegal. Man muss erst einmal den Erfolg genießen."

Das 3:0 wurde bereits vor der Pause fixiert. "Wir müssen aufpassen, nicht alles in den Himmel zu loben. Die zweite Halbzeit war nicht gut, aber darüber kann man hinwegsehen." "Das waren nicht wir", sagte Austrias Trainer Michael Wimmer. Die Veilchen sind nun Achter, die Qualifikationsgruppe naht mit Riesenschritten. "Das waren wir", sagten Seidl und Querfeld. Klauß stimmte dem zu. "Es geht noch mehr." Ab Montag beschäftigte er sich mit Lustenau. (Christian Hackl, 26.2.2024)