Es war 2018, da versuchte nach Xiaomi, Realme und anderen chinesischen Marken und Herstellern auch Honor sich offiziell am Markteintritt in Österreich. Es blieb aber beim Versuch, denn 2019 wurde der Mutterkonzern Huawei mit einem bis heute greifenden US-Embargo belegt. Das verunmöglichte die Veröffentlichung neuer Smartphones mit Zugang zu Googles Play Store. Und mit diesem steht und fällt – zumindest in den meisten Märkten außerhalb Chinas – der Erfolg des Smartphonegeschäfts. Daran änderte auch der Versuch, mit der App Gallery einen eigenen App-Umschlagplatz aufzubauen, nichts. Denn neben den Google-Services waren auf einmal auch viele US-Apps für Huawei tabu.

Huaweis internationales Smartphonegeschäft brach praktisch zusammen. 2020 veräußerte man Honor schließlich an das Unternehmen Shenzhen Zhixin New Information Technology Co, gegründet von einem Konsortium verschiedener Firmen und Vertriebspartner, ohne Huawei als Anteilseigner. Seitdem gilt Honor als eigenständig und somit nicht vom Embargo betroffen. Das Unternehmen kann damit nicht nur wieder Google-Services auf seinen Smartphones vorinstallieren, sondern auch Prozessoren und andere Komponenten erwerben, die Huawei nach wie vor verboten sind. Die internationale Expansion ist wieder angelaufen. Demnächst ist Österreich wieder dran.

Comeback im zweiten Quartal

Das neue Flaggschiff, Honor Magic 6 Pro, das Falthandy Magic V2 und das Honor Pad 9, ein Tablet, bestätigt der Hersteller für sein kommendes Austro-Engagement. Die Perspektive sei zumindest mittelfristig, man "komme, um zu bleiben", erklärt man gegenüber dem STANDARD am Mobile World Congress.

Im Vorfeld warb man mit starkem Wachstum in Europa (exklusive Russland), nämlich um 118 Prozent von 2022 auf 2023. Die Zahl ist allerdings mit etwas Vorsicht zu genießen, denn sie bedeutet konkret ein Wachstum des Marktanteils von 0,5 auf 1,1 Prozent. Das reicht laut der Marktanalyse von Canalys aber immerhin zum Einzug in die Top fünf des Kontinents.

Das Honor Magic 6 Pro in der Frontansicht.
DER STANDARD/Pichler

Einen genauen Starttermin kann man derzeit noch nicht nennen, er soll aber bald feststehen. Klar ist aber, dass der Startschuss im Laufe des zweiten Quartals fallen wird. Warum erst heuer und nicht früher? Die Antwort: Zunächst lag der Fokus auf der Rückkehr in die größeren europäischen Märkte, ehe man auch mit dem Aufbau in kleineren Ländern begann. Österreich ist hier nicht, wie sonst oft, mit Deutschland zusammengelegt, sondern gehört zu einer Gruppe gemeinsam mit Kroatien, Serbien und anderen Balkanstaaten.

Keine Diskontstrategie mehr

Der Zugang ist aber beim Comeback ein anderer als noch vor sechs Jahren. Lief Honor damals noch als Budget- und Jugendschiene, fokussiert auf Einsteiger und Mittelklassesmartphones, so will man nun vorwiegend die Mittelklasse und das Highend-Feld beackern. Als Zielgruppe nennt man die "Future Thinker" von 19 bis 38 Jahren.

Eine konkrete Zielsetzung hinsichtlich Marktanteilen oder Absatz nennt man nicht, man wolle die Marke langsam wieder etablieren. Dementsprechend sei nicht heuer, sondern das kommende Jahr das Entscheidendere. Eine Preisschlacht gegen andere Hersteller will man nicht eröffnen. Auf Europaebene möchte man 2027 einen "namhaften prozentuellen Anteil" am Verkaufsvolumen haben.

Die Rückseite des Magic 6 Pro.
DER STANDARD/Pichler

Magic 6 Pro

Doch was sind das für Geräte, mit denen man in Österreich wieder Fuß fassen möchte? Die "Speerspitze" bildet das Magic 6 Pro. Ausgerüstet ist es nicht nur mit dem neuesten Qualcomm-Highend-Chip, Snadragon 8 Gen 3, sondern auch mit einem 6,8-Zoll-OLED-Display mit bis zu 120 Hertz Wiedergabefrequenz sowie mit einer durchschnittlichen Helligkeit von 1.600 nits und bis zu 5.000 nits im HDR-Betrieb. Das stellt zumindest auf dem Papier auch Geräte wie das iPhone 15 buchstäblich in den Schatten.

Neben anderen Top-of-the-Line-Spezifikationen, wie Akku-Ladeleistung von bis zu 80 Watt per Kabel und 66 Watt drahtlos, setzt man aber auch bei Honor auf das Verkaufsargument Kamera. 50 Megapixel mit anpassbarer Blende (f/1.4 – f/2.0) bietet etwa der Weitwinkelsensor. Dazu kommen eine Periskop-Telekamera mit 180 MP, die einen optischen Zoom mit einem Vergrößerungsfaktor bis 2,5 x ermöglicht sowie ein Ultraweitwinkel mit wiederum 50 MP Auflösung. Eine KI-gestützte Kamerafunktion, "Motion Sensing Capture", soll potenziell fotowürdige Momente in diversen Sportarten automatisch erkennen und trotz Bewegung scharfe Bilder schießen.

Das Magic V2 im gefalteten Zustand.
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Auf der Vorderseite findet sich neben einer weiteren 50 MP-Kamera außerdem auch noch ein Time-of-Flight-Sensor. Dieser ermöglicht Tiefenmessung und damit auch eine Gesichtserkennung ähnlich wie Apples FaceID. Auch bei einem anderen Feature hat man sich von Apple zumindest inspirieren lassen. Nämlich einem interaktiven, dynamisch skalierbaren Benachrichtigungsareal mittig am oberen Bildrand. Heißt hier allerdings nicht "Dynamic Island", sondern "Magic Capsule". Als Nennpreis für das Gerät hat Honor 1.299 Euro ausgeschrieben.

Magic V2

Das Magic V2 hingegen erweist sich im kurzen Hands-on als erstaunlich dünnes und auch erstaunlich leichtes Falthandy, obwohl es vom grundlegenden Format Geräten wie Samsungs Fold-Serie entspricht. Mit 231 Gramm wiegt es nicht all zu viel mehr als übliche Smartphones mit traditionellem Formfaktor. Mit 156,7 × 74,1 × 9,8 Millimetern in gefalteter Form misst es auch kaum mehr als ein solches. Ausgefaltet kommt es auf 156,7 × 145,4 × 4,7 Millimeter, der Bildschirm erreicht dann eine Diagonale von knapp 8 Zoll.

Hier die Rückseite des Magic V2.
DER STANDARD/Pichler

Als weiteren Baustein hinter dem Formfaktor nennt Honor den in das Gerät integrierten Silizium-Kohlenstoff-Akku, der übrigens auch im Magic 6 Pro zu finden ist. Der kommt laut dem Hersteller auf eine höhere Energiedichte als ein typischer Lithium-Ionen-Akku, weswegen man eine Kapazität von 5.000 mAh verbauen konnte, ohne Kompromisse hinsichtlich Platz und Design machen zu müssen. Das V2 wird nach dem Magic 6 Pro erhältlich werden, den Verkaufspreis für Österreich steht noch nicht fest.

Mehr KI für MagicUI

Punkten will man künftig auch verstärkt auf Softwareebene. Die nächste Generation des eigenen Android-Betriebssystems, MagicUI 8, soll eine "absichtsbasierte Oberfläche" bieten. Gemeint ist damit, dass verschiedene Inhalte von einer KI erfasst und dann Aktionen basierend auf wahrscheinlichen Absichten möglich sind. Genannt werden etwa eine schnelle Weiterleitung von in Textnachrichten erkannten Adressen zur Google-Maps-App, die Weiterleitung von Buchungen oder Suchergebnissen mit einem Klick oder eine Auflistung von Shops mit entsprechendem Angebot beim Aufruf von Produktbildern. Über 100 Apps sollen das Feature zum Start unterstützen.

Und hier ausgefaltet, inklusive Hülle mit integriertem Kickstand.
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Außerdem soll "Llama", ein von Meta entwickeltes KI-Sprachmodell, zukünftig am Magic 6 Pro landen und mit mehreren Sprachen umgehen können. Was genau man damit vorhat, lässt man aber noch offen. (gpi, 27.2.2024)