Zuerst kam der Derbysieg, dann die Angriffe unter der Gürtellinie: Rapid Wien.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Es war der erste Derbysieg im 2016 eröffneten Allianz Stadion. Am Sonntag bezwang Rapid die Austria mit 3:0. Gefeiert wurde der historische Erfolg im Anschluss ausgelassen – mit Beleidigungen und homophoben Gesängen. Nicht etwa von den Fans, sondern von Geschäftsführer Steffen Hofmann, Co-Trainer Stefan Kulovits, Kapitän Guido Burgstaller und Star-Spieler Marco Grüll. Das belegen mehrere seit Montag kursierende Videoaufnahmen.

"Unsere Gegner behandeln wir fair, aber hart und mit Respekt", steht es im Leitbild des SK Rapid Wien offiziell geschrieben. Bereits am Montag musste sich Hofmann in einer Stellungnahme beim Lokalrivalen offiziell entschuldigen, da er die Austrianer per Megaphon als "Arschlöcher" bezeichnet hatte. Die Worte seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen: "Bei aller Rivalität war und ist das nicht angebracht."

Die Austria wiederum veröffentlichte am Abend eine Stellungnahme, wonach man Hofmanns Entschuldigung zur Kenntnis nehme. "Wir wollen nicht weiter Öl ins Feuer gießen. Gleichzeitig gratulieren wir zum gestrigen verdienten Derby-Sieg." Beschimpfungen und Herabwürdigungen jeglicher Art würden klar den Verhaltensrichtlinien des Vereins widersprechen. "Wir sind stolz auf Favoriten und sehen uns mit unseren Fans in allen Bezirken der Stadt Wien tief verwurzelt", hieß es seitens der Violetten.

Schwerer als Hofmanns Entgleisung dürften die von Co-Trainer Stefan Kulovits und Kapitän Guido Burgstaller ebenfalls per Megaphon intonierten Sprechchöre wiegen. "Favoriten ist der größte Hurnsbezirk" und "Wir sind keine orschwoarmen Veilchen", wurde gemeinsam mit Rapid-Fans gesungen. Unterstützt wurden die homophoben Gesänge dabei von Marco Grüll. Offiziell setzten die Hütteldorfer in der Vergangenheit immer wieder "Zeichen gegen Homophobie". Ein Lippenbekenntnis.

Der Verein reagierte am Dienstag mittels Aussendung. Co-Trainer Kulovits wird darin zitiert: „Auch ich werde mich umgehend in einem persönlichen Gespräch bei den Kollegen der Wiener Austria entschuldigen. In der Emotion nach dem befreienden Derbysieg haben wir einen großen Fehler gemacht. Der von uns wiedergegebene Fangesang steht in absolutem Widerspruch zu unseren Werten als Verein und zu meinen persönlichen, die ich in mehr als zwei Jahrzehnten im Profifußball vorgelebt habe und weiterhin vorleben möchte."

Burgstaller spricht von "Fehler"

Auch Kapitän Burgstaller entschuldigt sich: "Wir können diesen Fehler leider nicht ungeschehen machen. Wir möchten uns auf diesem Wege auch klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben. Uns ist bewusst, dass wir eine Vorbildwirkung haben, und dieser Rolle wurden wir mit der Aktion nach dem Spiel leider absolut nicht gerecht."

Rapid-Präsident Alexander Wrabetz meldet sich ebenfalls zu Wort: "Die Verunglimpfung von Menschen aufgrund von verschiedenen Merkmalen oder Lebensweisen soll bei Rapid keinen Platz haben. Wir möchten uns für das auf Videos dokumentierte Fehlverhalten entschuldigen und werden diese Causa auch intern noch aufarbeiten."

Die Bundesliga gab bekannt, dass alle "Spieler und Funktionäre, die auf den Videos zu sehen sind, beim Senat 1 angezeigt werden." Konkret sind das Steffen Hofmann, Stefan Kulovits, Guido Burgstaller, Marco Grüll, Thorsten Schick, Maximilian Hofmann, Niklas Hedl. In einer Aussendung hieß es außerdem: "Die Inhalte der Videos stehen in keinerlei Einklang mit den Werten, für die der Fußball insgesamt und die Österreichische Fußball-Bundesliga im Speziellen stehen. Die Vorbildwirkung von Fußballern, Betreuern und Funktionären geht über das Geschehen am grünen Rasen hinaus. Die Stellungnahmefrist für Rapid beträgt eine Woche. Laut Liga sind Spieler- bzw. Funktionssperren denkbar, dem Club droht im schlechtesten Fall ein Punkteabzug.

Sperren in Frankreich

Ein ähnlicher Fall hat sich im November 2023 in Frankreich zugetragen. Die PSG-Spieler Randal Kolo Muani, Ousmane Dembele, Achraf Hakimi und Layvin Kurzawa wurden wegen einer Beteiligung an homophoben Fangesängen für eine Partie gesperrt, die Fantribüne Auteuil hinter dem Tor im Parc des Princes für zwei Matches geschlossen. (phb, APA, 27.2.2024)