Engelbert Mauthner präsentiert das erste Add-on, das bundesdeutsche Begriffe durch österreichische Vokabeln ersetzt.
Mauthner

Wer kennt es nicht: Am Tisch ertönt auf einmal ein bundesdeutsch angehauchtes "Lecker" und schon bleibt den sprachlich als nicht überaus flexibel geltenden Vertretern des österreichischen Idioms die Kartoffelsuppe, Verzeihung, die Erdäpfelsuppe, im Hals stecken. Tja, nichts trennt Österreicher und Deutsche mehr als die gemeinsame Sprache.

Engelbert Mauthner geht es genauso: "In meinem Umfeld gibt es immer wieder erhitzte Gemüter, wenn es um bundesdeutsche Begriffe geht." Ihm persönlich fallen diese Vokabel zwar auf, als wirklich störend empfindet er sie nach eigenen Angaben aber nicht. Aber: Mauthners Mitmenschen geraten ob "Aprikosen" oder "Kartoffeln" immer wieder in Weißglut. Und weil er die Diskussionen satthat, hat der Hobbyentwickler jetzt ein Online-Tool gebastelt, mit dem sich die "gequälten Seelen vor bundesdeutschen Begriffen" schützen können.

Der Steirer entwickelte kurzerhand eine Browsererweiterung, die unliebsame bundesdeutsche Begriffe durch alpenländisches Vokabular ersetzt. Nach einigen Tagen der Tüftelei war die Software mit dem klingenden Namen "leck[:er:]setzer" geboren. Der Zweck: Surft man eine Website an, ersetzt die Browserweiterung Trigger-Begriffe. Aktuell macht das Programm aus "lecker" "schmackhaft" oder "sehr gut", aus "Ösis" werden die "hochverehrten Nachbarn". Und weil nicht alle Dialekte in Österreich gleich sind, man denke an die Flesserl-Striezerl-Kontroverse, möchte Mauthner noch Bundesländervarianten erstellen. Schließlich werden in Wien andere Begriffe verwendet als in der Steiermark.

Chrome, Firefox und Edge werden unterstützt

Die Browser-Erweiterung hat Mauthner bei Google, Mozilla und Microsoft eingereicht. Von den beiden Erstgenannten kam die Freigabe vor wenigen Tagen, Microsoft ließ sich ein wenig mehr Zeit, hat aber mittlerweile auch grünes Licht gegeben. Damit ist das kleine Add-on in den jeweiligen Stores für Chrome, Edge und Firefox verfügbar. Das kostenlose Add-on dient aber laut seinem Erschaffer nicht nur der Glättung sprachverwirrter Wogen: "Es soll auch dazu beitragen, einen kulturellen Brückenschlag zu schaffen – man denkt über dieses Thema mit einem Augenzwinkern nach."

"Es gibt eine Wörterliste, diese wird von mir gepflegt und gegebenenfalls auch erweitert. Aktuell sind es etwa 20 Begriffe, die ausgetauscht werden. Das Add-on ist standardmäßig für die Suchmaschinen Google und Yahoo deaktiviert, auf allen anderen Websites ist es aktiv – kann aber pro Website deaktiviert werden", so Mauthner. Mehr Informationen über den leck[:er:]setzer gibt es hier.

Natürlich muss der "leck[:er:]setzer" nicht auf österreichische Begriffe beschränkt bleiben, denn vielleicht gibt es auch Bundesdeutsche, die gerne ihr gängiges Vokabular auf österreichischen Seiten lesen und aus dem Sackerl eine Tüte machen möchten. Mauthner ist der Idee gegenüber jedenfalls aufgeschlossen: "Ich könnte mir auch vorstellen, dass es zukünftig eine Vice-versa-Funktion für unsere deutschen Nachbarn gibt." (pez, 27.2.2024)