Wien – Die börsennotierte Flughafen Wien AG kann auf ein starkes Jahr 2023 zurückblicken. Der Nettogewinn stieg um 47,2 Prozent auf 188,6 Millionen Euro, der Umsatz legte um 34,5 Prozent auf 931,5 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das operative Ergebnis (EBITDA) erhöhte sich um 33 Prozent auf 393,6 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) um 56,6 Prozent auf 261,8 Millionen Euro. Die Investitionen werden sich 2024 auf 200 Millionen Euro fast verdoppelt. Überdies ist die Flughafen-Betreibergesellschaft 2022 schuldenfrei geworden.

Viel Flugverkehr: Der Flughafen Wien erfreut sich guter Zahlen
Viel Flugverkehr: Der Flughafen Wien erfreut sich guter Zahlen.
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"Ein wesentlicher Treiber für die gute Umsatz- und Ergebnisentwicklung 2023 war das starke Passagierwachstum", erklärte Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG. Der Flughafen Wien fertigte im Vorjahr 29,5 Millionen Passagiere ab – ein Plus von 24,7 Prozent gegenüber 2022. "Auch für 2024 bin ich optimistisch: Wir erwarten einen guten Reisesommer und im Gesamtjahr rund 30 Millionen Passagiere", so Jäger. Die Flughafen-Wien-Gruppe insgesamt, die auch die Flughäfen in Malta und im slowakischen Košice betreibt, rechnet mit rund 39 Millionen Reisenden.

Sorge hinsichtlich geopolitischer Auswirkungen

Für das Jahr 2024 rechnet der Flughafen Wien mit einem weitere Umsatzplus auf 970 Millionen Euro – sofern es zu keinen weiteren geopolitischen Auswirkungen oder massiven Verkehrsbeschränkungen kommt. "Das dynamische Wachstum bringt auch 2024 rund tausend neue Jobs", sagte Günther Ofner, der zweite Vorstand der Flughafen Wien AG, laut Aussendung. Ofner forderte zudem den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur: "Wichtig sind der Bahnausbau in Richtung Osten, eine zweigleisige Neubaustrecke zwischen Wien-Hauptbahnhof und Flughafen, aber auch der Bau des Lobautunnels."

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Die Investitionen des Flughafen Wiens betrugen im vergangenen Jahr 107 Millionen Euro. Die größten Projekte waren demnach die Süderweiterung, die Rollbahnen, Grundstücke, weitere Photovoltaikanlagen und Investitionen für den Sorter im Terminal 3. Für 2024 sind ebenfalls Investitionen in die Süderweiterung und Photovoltaikanlagen vorgesehen. Die Photovoltaikflächen sollen auf 45 Hektar erweitert werden, künftig will der Flughafen 50 Prozent des Strombedarfs des Flughafenstandorts selbst decken.

Besonderheit im Aufsichtsrat

Eine Besonderheit weist seit Anfang 2023 der Aufsichtsrat des börsennotierten Flughafens auf: Der größte Aktionär ist die luxemburgische Firma Airports Group Europe S.à.r.l, die 43 Prozent am Airport hält – doch sie darf trotz der beachtlichen Größe ihres Anteils nicht mehr als zwei Aufsichtsräte in dem zehnköpfigen Gremium stellen. Warum? Hinter der Gesellschaft stehen Trusts aus Nicht-EU-Staaten, unter anderem von den Cayman-Inseln. Die genaue Herkunft der Gelder bleibt unklar. Im Februar 2023 schloss die Airports Group in einer Stellungnahme an den STANDARD nicht aus, dass indirekt auch russisches Kapital in die Fonds hineinfließt.

APA, Der Standard

Weil es sich um einen Nicht-EU-Investor handelt, führte das Wirtschaftsministerium von Martin Kocher (ÖVP) ein sogenanntes Investitionskontrollverfahren durch. Dessen Ergebnis von Anfang 2023: Die Airports Group darf weiter einsteigen, aber nur unter Bedingungen. Eine davon: "Es dürfen keine weiteren Aufsichtsratsmitglieder von der Antragstellerin nominiert werden", teilte Kochers Ministerium im Jänner 2023 mit.

Investitionskontrolle

Infolgedessen hat nun der größte Eigentümer des Flughafens eine geringe Anzahl an Aufsichtsräten, die nicht seiner Bedeutung entspricht. Die kleinsten Eigentümer hingegen sind die Kleinaktionäre, die in Summe nur 6,6 Prozent des Airports halten – und sie haben kurioserweise die größte Anzahl an Aufsichtsräten inne: Laut Corporate-Governance-Bericht der Flughafen Wien AG aus dem Jahr 2022 stellt der Streubesitz drei von zehn Köpfen im Gremium.

Die fünf übrigen Aufsichtsräte teilen sich auf die restlichen Gesellschafter auf: Die Bundesländer Wien und Niederösterreich, die je 20 Prozent am Airport halten, stellen je zwei Aufsichtsräte. Der Mitarbeiterstiftung, die zehn Prozent hält, ist einer zuzurechnen. Fazit all dessen: Üblicherweise spiegelt die Verteilung im Aufsichtsrat eines börsennotierten Unternehmens ungefähr die Größenverhältnisse unter den Gesellschaftern wider – doch beim Flughafen Wien ist dies ganz und gar nicht der Fall. (APA, Joseph Gepp, 28.2.2024)