In einem Video beschreibt Familie Roh die schrecklichen Erlebnisse während ihrer Flucht aus Nordkorea.
In einem Video beschreibt Familie Roh die schrecklichen Erlebnisse während ihrer Flucht aus Nordkorea.
© Tgw7n, LLC 2023

Die Flucht aus Nordkorea gilt als Hochverrat und ist nicht leicht zu bewerkstelligen. Hat man einmal die chinesische Grenze passiert, sind noch zwei weitere Länder zu durchkreuzen. Denn China, Laos oder Vietnam – sie alle haben gute Verbindungen zu Nordkorea – würden gefasste Flüchtlinge oft wieder ins Herkunftsland verfrachten, erzählt die Arte-Doku Flucht aus Nordkorea. Erst in Thailand und anschließend in Südkorea wartet die erlösende Sicherheit.

Die fünfköpfige Familie Roh nimmt den beschwerlichen Weg auf sich, mit kleinen Kindern und der 80-jährigen Großmutter. Madeleine Gavins Dokumentation (am 5. März um 21.40 Uhr auf Arte und in der Mediathek) kommt bedrückend nah und zeigt schwere Schicksale völlig ungefiltert – 108 Minuten lang. Diese untermauert sie gleichzeitig mit historischen, geografischen und politischen Fakten.

Heimlich aufgenommene Bilder

Sie folgt auch einer Mutter, die einst allein aus dem Regime floh und nun alles daran setzt, ihren Sohn zu sich zu holen. Oder einem Pfarrer aus Südkorea, der sein Leben aufs Spiel setzt, um Menschen zu helfen: "Als Kim Jong-un an die Macht kam, machte er Flucht zum Staatsverbrechen. Danach bekamen Soldaten Orden und Urlaub, wenn sie Flüchtlinge erschossen." Werden Flüchtlinge aus Nordkorea gefasst, so drohen harte Strafen – Verhöre, Folter, Arbeitslager oder Schlimmeres. Aufgrund der Sippenhaft trifft die Bestrafung oft auch andere Familienmitglieder und kann drei Generationen umfassen.

Vor allem aber bleibt die Großmutter aus der Familie Roh im Gedächtnis, denn diese wollte die Heimat ursprünglich gar nicht verlassen: "Es war nicht mein Entschluss, mitzugehen. Ich wollte allein weiter in meinem Haus leben, bis ich sterbe. Aber ich hätte mich zwei-, dreimal am Tag bei der Polizei melden müssen und ihnen so viel Geld geben geben müssen, wie sie verlangt hätten. Aber ich bin alt und kann nichts mehr verdienen", fasst sie pragmatisch zusammen. Die Aufnahmen, teilweise heimlich in Nordkorea aufgenommen, gehen an die Substanz, machen aber auch deutlich, wie wertvoll es ist, in einer Demokratie zu leben. (Patricia Kornfeld, 29.2.2024)