Leuchten vor einer Signa-Baustelle.
Viele Projekte der Signa stehen derzeit still.
APA/dpa/Peter Kneffel

Die Gläubiger der Signa Development wollen 2,2 Milliarden Euro von der insolventen Gesellschaft, 171 Forderungen sind im Insolvenzverfahren bisher angemeldet worden. Anerkannt hat die Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer jedoch bis jetzt nur 893 Millionen Euro, wie sie in ihrem zweiten Bericht für die Gläubiger schreibt. Allein 106 Millionen Euro machen Signa-Investoren aus Dividendenansprüchen geltend, 169 Millionen Euro entfallen auf Verbindlichkeiten innerhalb der Gruppe. Die Signa Development ist im von René Benko gegründeten Immobilienkonzern vor allem für die Projektentwicklung zuständig.

Laut Sanierungsverwalterin läuft die Kooperation mit dem derzeit aus drei Personen bestehenden Signa-Management sehr gut – allerdings wird das Gremium demnächst wieder auf vier Personen aufgestockt. Gespräche des Managements mit Kandidaten laufen bereits.

Änderungen gibt es auch im Aufsichtsrat der Gesellschaft: Nach Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer haben auch dessen Stellvertreter Karl Sevelda (Ex-RBI-Chef) und Susanne Ries-Hahn (Wüstenrot-Chefin) ihren Rücktritt erklärt. Laut Bericht laufen bereits Gespräche über die Neubesetzung. Sevelda und Riess-Hahn haben ja auch Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der ebenfalls insolventen Signa Prime – in den Augen der Sanierungsverwalterin wäre es aber eine "Voraussetzung für die Umstrukturierung" der Gruppe, dass es da zu einer "organschaftlichen Trennung" komme, dass die Aufsichtsräte der beiden Gesellschaften also mit verschiedenen Personen besetzt sind. Eine außerordentliche Hauptversammlung soll demnächst stattfinden.

Kredit von Haselsteiner

Ende Jänner hat die Signa Development von einer Gesellschaft rund um Signa-Großinvestor Hans Peter Haselsteiner (der ZMH GmbH) einen Massekredit von 25 Millionen Euro bekommen, dieses Geld für die Finanzierung der Development und ihrer Töchter wird nun in Tranchen abgerufen. Geplant ist derzeit, dass fünf Millionen Euro in 13 österreichische, weitere drei Millionen Euro in deutsche Projekte fließen. So braucht etwa ein Bauprojekt in der Muthgasse in Döbling bis Ende April rund 1,3 Millionen Euro. Das indirekt von Haselsteiner zur Verfügung gestellte Geld darf nur von Vorstand und Sanierungsverwalterin gemeinsam zugeteilt werden.

Aus dem Bericht erschließt sich auch die triste wirtschaftliche Lage der Development zum 30. Juni 2023. Laut einem vorläufigen, ungeprüften Konzernabschluss hat sich das Ergebnis damals gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 um sage und schreibe 533 Prozent verschlechtert, von 34,3 Millionen Euro auf minus 148,5 Millionen Euro. Im Zusammenhang mit der Analyse, warum es zur Insolvenz gekommen ist, schreibt Fruhstorfer von einer "Kombination aus internen Herausforderungen und externen Entwicklungen" wie zum Beispiel Zinserhöhungen und Inflation. Letztlich sei der fortgesetzte Bewertungsdruck "hauptursächlich" für das negative Ergebnis gewesen.

Tatsächlich haben die Manager seit dem vierten Quartal 2022 auch versucht, mit Verkäufen Geld ins Haus zu bringen. Zwar hat die Gesellschaft noch Immobilien im Wert von rund 62 Millionen Euro angekauft, parallel dazu aber setzte rege Verkaufstätigkeit ein – wobei die Verkäufe noch nicht alle abgeschlossen sind. Die geplanten Bruttoverkaufserlöse liegen bei fast 900 Millionen Euro. Darin inkludiert sind auch Immobilienverkäufe aus dem Kika-Leiner-Portfolio, in Summe geht es um Erlöse von fast 390 Millionen Euro. Der Möbelhandelskonzern Kika/Leiner wurde letztlich ja verkauft, der neue Eigentümer hat kurz darauf Insolvenz angemeldet.

Die Zeit läuft

Angesehen hat sich die Sanierungsverwalterin auch jene Zahlungsflüsse, die von der Signa Development in Richtung Laura Finance Holding GmbH bzw. Laura Holding GmbH gegangen sind. Dazu hält sie fest, dass sie die "auch in den Medien kolportierte Vermutung, dass noch knapp vor Insolvenzverfahrenseröffnung Darlehen oder sonstige Zahlungsabflüsse in beträchtlicher Höhe in diese Richtung gegangen sind", nicht bestätigen könne. Die Transaktionen hätten steuerliche Gründe gehabt, die Gesellschaften hätten als "Grunderwerbsteuerblocker" gedient.

Wie geht es weiter? Die Development will ihren Sanierungsplan "sehr zeitnah" konkretisieren. Viel Zeit ist nicht mehr: Die Tagsatzung, bei der über den Sanierungsplan abgestimmt wird, ist am 18. März. (Renate Graber, 28.2.2024)