Die Kollektivvertragsverhandlungen kommen nicht vom Fleck. Vielen Passagieren könnte es auch so gehen.
Die Kollektivvertragsverhandlungen kommen nicht vom Fleck. Vielen Passagieren könnte es jetzt auch so gehen.
APA/ROBERT JAEGER

Wien/Schwechat – Die Betriebsversammlung des fliegenden Personals der Austrian Airlines (AUA) hat am Freitag überraschend einen Warnstreik bis 17 Uhr beschlossen, der pünktlich beendet wurde. Insgesamt sind 138 Flüge ausgefallen, weitere wurden nach 17 Uhr verschoben.

Am Vormittag waren 12.000 Passagiere wegen der Betriebsversammlung betroffen, am Nachmittag wegen des Warnstreiks weitere 3.500. Grund für den Ausstand waren die stockenden AUA-Kollektivvertragsverhandlungen.

Wirtschaftskammer: Gewerkschaft sägt am eigenen Ast

Vonseiten der AUA hieß es zur APA, man habe sich beim ursprünglichen Angebot an der Jahresinflation im Euroraum von 4,5 Prozent orientiert, sei aber bereit, auf die rollierende Teuerung in Österreich von 6,6 Prozent (von März 2023 bis Februar 2024) aufzustocken, wenn es auch bei der Gewerkschaft Vida Bewegung gibt. Gemeint seien dabei beispielsweise eine Verlängerung der Laufzeit der Kollektivvertragsvereinbarung, Einmalzahlungen oder eine Erhöhung der Erfolgsbeteiligung.

"Statt am eigenen Ast der AUA-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu sägen, wäre es wohl klüger, auf den Verhandlungstisch zurückzukehren und hier eine tragfähige Lösung zu suchen", so der WKÖ-Obmann der Berufsgruppe Luftfahrt, Günther Ofner, in einer Aussendung.

Die AUA warnte, dass die Forderung der Vida unter Einberechnung von Zugeständnissen wie etwa bei Freizeitregelungen für einige Gehaltsstufen Sprünge von 40 Prozent bringen würde.

Gewerkschaft: "Es ist nur fair"

Ganz anders sieht das die Gewerkschaft. Nach acht Verhandlungsrunden sei noch immer kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt worden, kritisierte Daniel Liebhart, Vorsitzender des Vida-Fachbereichs Luftfahrt, zuletzt. Nach einem sehr guten wirtschaftlichen Jahr für die gesamte Luftfahrtbranche und einer kräftigen Anhebung der Ticketpreise müssten auch die Beschäftigten profitieren.

"Es ist nur fair, wenn die Erlöse aus den Preiserhöhungen nicht nur zur Gewinnmaximierung verwendet werden, sondern sich auch in guten Gehaltserhöhungen manifestieren", so Liebhart.

Für nächsten Freitag, 8. März, ist ab 9 Uhr eine weitere AUA-Betriebsversammlung geplant. Davor sei noch eine KV-Verhandlungsrunde anvisiert, hieß es von der Gewerkschaft.

Neuer Warnstreik bei Lufthansa trifft Fracht

Im Tarifkonflikt beim Bodenpersonal der Lufthansa verschärft indes die Gewerkschaft Verdi noch einmal die Gangart. Für Samstag hat sie die rund 2.500 Tarifbeschäftigten der Frachttochter Lufthansa Cargo zum Warnstreik aufgerufen, wie Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am Freitag mitteilte. Der dreitägige Warnstreik bei den verschiedenen Technikgesellschaften sollte um Mitternacht enden.

Erneut werde der Passagierbereich geschont, erklärte der Gewerkschafter. "Die Streiks sollen wirtschaftlichen Druck erzeugen und nicht in erster Linie Passagiere in Mitleidenschaft ziehen." Die AUA-Mutter Lufthansa müsse mit einem verbesserten Angebot an den Verhandlungstisch zurückkehren. Bisher ist die nächste Verhandlungsrunde für den 13. und 14. März angesetzt. (APA, red, 1.3.2024)