"Ich möchte nicht mehr leben": Diese Worte sagte Jonas vor seiner Klasse, da war er elf Jahre alt. In einer WDR-Doku in der Reihe Menschen hautnah – zu sehen in der ARD-Mediathek – erzählt der heute 23-Jährige seine Geschichte. Er hat seine Eltern verklagt, "Misshandlung von Schutzbefohlenen, Nötigung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung" zählt er auf. Er will nicht, dass "das Böse ungestraft davonkommt". Was er über seine Kindheit erzählt, macht traurig und wütend.

Jonas  mit seinem Anwalt.
Mit 20 Jahren beschloss Jonas (links), seine Eltern zu verklagen.
Foto: WDR/Christoph Berg

Er wurde eingesperrt, durfte kein Licht machen, musste aus einem Hundenapf essen. Sein Anwalt macht auf die Mutter als Täterin aufmerksam, "es ist selten, dass sich jemand öffnet und zeigt, dass man das Opfer seiner Mutter geworden ist". Das sei das Tabu, das Jonas mit der Klage brechen möchte. Eine Off-Stimme liest Auszüge aus dem Haftbefehl gegen die Mutter vor, "wenn man nicht im Tagesablauf der Eltern existierte, dann war es gut. Dann war man ein braves Kind", erzählt Jonas.

Man sieht ihm an, wie schwer es ihm fällt, über die Vergangenheit zu sprechen. Er habe sich damals gefragt, warum er da sei. Mit elf habe er erstmals über Suizid nachgedacht, "dann hätten meine Eltern einen Sohn, der schweigt, der ruhig ist". Erst zwei Jahre später kamen dann die Misshandlungen ans Licht, Jonas verlässt die Familie, er kommt in ein Internat, beginnt mit einer Therapie.

2020 erlässt die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen die Mutter, sie kommt für 13 Tage in Untersuchungshaft, dann auf Kaution frei. Zur Anklage kommt es nicht, 2021 ist seine Mutter verstorben. Jonas' Leben geht weiter, er blickt positiv in die Zukunft, auch wenn die Vergangenheit nach wie vor in ihm arbeitet. (Astrid Ebenführer, 4.3.2024)