Die Lederjacke darf bei keinem öffentlichen Auftritt von Nvidia-CEO Jensen Huang fehlen.
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"Diese Firma wird in 30 Tagen nicht mehr existieren." Das inoffizielle, etwas eigentümliche Firmenmotto Nvidias wirkt derzeit völlig unverständlich. Der Mikrochiphersteller hat es nämlich unter die wertvollsten Unternehmen der Welt geschafft – und seinen CEO zum einem der reichsten Männer der Welt gemacht. Und dennoch beschreibt dieses Motto den Führungsstil und den ironischen Humor von Jensen Huang perfekt. Huang konnte über die Jahre eine taiwanische Version des amerikanischen Traums verwirklichen, in der er sich wortwörtlich vom Tellerwäscher zum Millionär hinaufarbeitete.

Von kleinen Anfängen bis zur KI-Revolution

Huang wurde 1963 in Taiwan geboren. Mit neun Jahren wurden er und sein Bruder in den pazifischen Nordwesten Amerikas geschickt, um bei ihrem Onkel aufzuwachsen. Kurze Zeit später fand er sich an einer religiösen Schule für auffällige Teenager wieder, da sein Onkel glaubte, dass es sich um ein Elite-Internat handelte. Seinem analphabetischen Zimmergenossen brachte er Lesen im Gegenzug für Fitnesstraining bei und konnte sich schon bald gegen das anfängliche Mobbing durch seine Mitschüler mit Charme wehren. Mit 16 Jahren schloss er die Schule vorzeitig ab und fand sich schon bald als Chipdesigner im Silicon Valley wieder.

1993 gründete er im Alter von 30 Jahren mit den älteren Chipdesignern Chris Malachowsky und Curtis Priem den Computerchiphersteller Nvidia. Als Austragungsort für die Gründung der Firma wählte Huang ein Lokal der Frühstückskette Denny's. Er selbst hatte dort nämlich während des Studium als Tellerwäscher und Kellner gearbeitet und schätzt die umtriebige Atmosphäre bis heute. Die Firma, die sich zuerst nur NV für New Vision nennen wollte, kreierte ein Kunstwort aus den lateinischen Begriffen "invidia" (Neid) und "videre" (sehen).

Huang, der selbst ein Fan von Videospielen ist, setzte den Fokus der Firma auf die Herstellung von Chips, die grafische Inhalte in der dritten Dimension darstellen können. Nach ersten Schwierigkeiten, aus dieser Zeit stammt das inoffizielle Motto, konnte sich das Unternehmen als einer der wichtigsten Spieler am Markt der Grafikkartenhersteller behaupten. 2006 erweiterte das Unternehmen seine Produktpalette im Bereich der Supercomputer und legte so den Grundstein für den derzeitigen Boom im Bereich der KI. (Georg Dittlbacher 6.3.2024)