Zentrale der Hypo Vorarlberg
Die Hypo lud am Dienstag zu einem Pressegespräch.
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Der Vorstand der Hypo Vorarlberg trat am Dienstagnachmittag vor die Presse, um die in Kritik geratene Kreditvergabe an die Signa zu verteidigen. Wie berichtet gibt es ein internes Papier, dem zufolge 131,2 Millionen Euro an Krediten "ausgefallen" sind. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ging in einer internen Unterlage aus dem Jahr 2022 außerdem davon aus, dass 61 Prozent der Hypo-Kreditsummen an die Signa unbesichert waren.

Der Vorstand der Bank will das so nicht stehen lassen. Vorstandsvorsitzender Michael Haller sagte am Dienstagmittag: "Wir können die Aussage, dass 61 Prozent der Kredite blanko vergeben wurden, nicht nachvollziehen." Davon war in der zitierten Unterlage der OeNB allerdings nie die Rede. Sie bezog sich vielmehr auf einen Prozentsatz der gesamten Kreditsumme.

Wenn Kredite als ausgefallen eingestuft würden, heiße das laut Haller jedenfalls nicht, dass keine Sicherheiten vorliegen würden. Wahrscheinlich habe man die Meldewesen-Zahlen verwendet, meint Haller. Dort würden bestimmte Arten von Sicherheiten aufgrund der regulatorischen Vorgaben nicht beziehungsweise nicht vollständig angerechnet werden. Der tatsächliche Wert einer Besicherung ergebe sich naturgemäß erst nach deren Verwertung.

Geschäftsanteile als Besicherung

Auch andere Infos seien "zum Teil lückenhaft und aus dem Zusammenhang gerissen" medial dargestellt worden, sagt Haller. Es gehe um komplexe banktechnische Begriffe, deswegen wolle man aufklären. Dafür hat die Bank nun auch eine teilweise Freizeichnung vom Bankgeheimnis durch die Familie-Benko-Privatstiftung erhalten.

Hier geht es um einen Kredit in der Höhe von 47 Millionen Euro, die Entscheidung, diesen zu vergeben, sei 2020 gefallen. Dafür habe man sich die Bilanzen aus dem Jahr 2019 vorlegen lassen. Das ausgewiesene Ergebnis sei bei 102 Millionen Euro gelegen, die Eigenmittel hätten damals 848 Millionen betragen, die Eigenmittelquote habe bei 85 Prozent gelegen. "Sie hatten also zum damaligen Zeitpunkt wenig Fremdkapital für ihr Volumen und ihre Größe." Besichert sei der Kredit durch Gesellschaftsanteile in der Höhe von zehn Prozent.

Bei anderen Krediten, etwa für das Chalet N in Lech, seien Pfandrechte eingetragen worden. Bei den offenen Finanzierungen der Großprojekte, etwa dem Kaufhaus Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße, habe die Hypo Vorarlberg, wie Haller betonte, als Teil eines Bankenkonsortiums gehandelt, und zwar als sehr kleiner: Der Anteil der Bank am Finanzierungsvolumen sei bei den drei Großprojekten zwischen 12,5 und 18 Prozent gelegen.

Kredite "einstimmig beschlossen"

Hat sich Haller also nichts vorzuwerfen? Die Frage einer Journalistin beantwortet der Banker so: "Auf Basis der damaligen Informationen konnten wir die Kredite vergeben." Wie hoch die Ausfälle sein könnten, das sei derzeit unklar. Natürlich gebe es dazu interne Kalkulationen, die Haller allerdings nicht näher beschreiben wollte. "Wenn man ein Best-Case machen will, kann man auch sagen, dass gar nichts übrig bleibt", zeigte er sich zuversichtlich. Alle Kredite seien im Kreditausschuss des Aufsichtsrats einstimmig beschlossen worden.

Haller sieht auch keine Auswirkungen auf Sparer, Häuslbauer oder den Eigentümer der Bank – zu drei Vierteln das Land Vorarlberg. Man habe das Risiko bereits berücksichtigt gehabt und plane die gleichen Ausschüttungen wie in den Jahren zuvor. Dass es derzeit wieder Debatten über die Höhe der Dividende gebe, das liege in der Natur der Sache, sagte Haller. Der Eigentümer wolle immer mehr, das sei normal.

Auch dass die Grünen eine Prüfung durch den Landesrechnungshof verlangen, nimmt der Bankenchef gelassen. Prüfungen seien ja nichts Schlechtes.

Besuch im Chalet N

Vergeben hat die Hypo Vorarlberg auch einen Kredit für das berühmt-berüchtigte Chalet N in Oberlech. Ob er einmal persönlich dort gewesen sei, wollte eine Journalistin bei dem Pressegespräch wissen. "Ja", sagte Haller. Wofür die Hypo Vorarlberg hier Geld verleihe, wollte man sich ganz konkret ansehen. Er sei deswegen zu einer Besichtigung im Chalet N in Oberlech gewesen. So etwas sei ganz normal. Einladungen, etwa zu Abendessen, habe es dabei nicht gegeben. (Lara Hagen, 5.3.2024)