Bild des Gebäudes in Wien-Simmering, in dem die Leiche gefunden wurde.
Ein Wohnungsmieter in Wien-Simmering alarmierte Dienstagmittag die Rettung, als er eine lose Bekannte leblos vorfand.
APA / GEORG HOCHMUTH

St. Pölten / Wien – Am Sonntag wurde eine 14-Jährige aus dem östlichen Niederösterreich von ihren Eltern bei der Polizei als abgängig gemeldet, Dienstag am späten Vormittag wurde das Mädchen tot in Wien-Simmering aufgefunden. In der Wohnung eines 26-jährigen Afghanen, was manche Medien schon einen neuen "Fall Leonie" wittern ließ. Zur Erinnerung: Im Juni 2021 war die ebenso von daheim ausgerissene 13-Jährige von drei mittlerweile rechtskräftig verurteilten Afghanen – teils durch Unterlassung – ermordet worden. Sie hatten dem Mädchen in einer Wohnung in Wien-Donaustadt eine Überdosis Ecstasy gegeben, es vergewaltigt und keine Hilfe verständigt, als sie nicht mehr atmete.

Im aktuellen Simmeringer Fall scheint die Lage nach den bisher verfügbaren Informationen anders zu liegen. Für die Polizei lag zwar ursprünglich aufgrund des jungen Alters der Verstorbenen ein "bedenklicher Todesfall" vor, aber: "Gegen den 26-Jährigen werden keinerlei Ermittlungen geführt", betont Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, im STANDARD-Gespräch. Es stehe derzeit weder ein Verdacht wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz im Raum, was der Fall wäre, wenn der Mann der Minderjährigen illegale Rauschmittel überlassen hätte, noch auf ein Sexualdelikt wie sexueller Missbrauch einer wehrlosen Person.

Instagram-Bekanntschaft mit Älterem

Die Österreicherin hatte den 26-Jährigen erst wenige Tage zuvor auf Instagram kennengelernt. Die Obduktion der Leiche des Mädchens habe keinerlei Anzeichen auf Gewaltanwendung ergeben. In ihrem Blut seien allerdings Substanzen, offenbar Medikamente, entdeckt worden. Um welche es sich genau handelt und ob sie beim Ableben der 14-Jährigen auch eine Rolle gespielt haben, muss erst durch ein toxikologisches Gutachten der Gerichtsmedizin geklärt werden. Mit einem Ergebnis wird aber frühestens in der kommenden Woche gerechnet. Ob weitere Untersuchungen, beispielsweise von genetischem Material, angeordnet wurden, bleibt vorerst unklar.

Aus der elterlichen Wohnung war die 14-Jährige am Freitag verschwunden. Ob sie danach direkt nach Wien gefahren ist beziehungsweise wo sie sich in der Zeit aufgehalten hat, wollen die Behörden nicht sagen. Der 26-Jährige hatte gegenüber Medien angegeben, das Mädchen habe in der Nacht auf Dienstag mit ihm telefoniert und sei dann gegen ein Uhr vor seiner Wohnungstür gestanden. Die Wiener Polizei ging auf die Nachfrage, was in der Zeit, bis der Mann den Notruf wegen des leblosen Mädchens alarmierte, passiert ist, nicht ein. Polizeisprecherin Barbara Gass bestätigte aber, dass bereits die ersteinschreitenden Beamten keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden wahrnehmen konnten und das vorläufige Obduktionsergebnis keine Spuren von Gewaltanwendung am Körper des Mädchens gezeigt habe.

Minder schwere Vorstrafen

Gass und Staatsanwaltschaftssprecherin Bussek schweigen sich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes auch über etwaige Vorstrafen des 26-Jährigen aus. Nach STANDARD-Informationen soll der 2015 nach Österreich gekommene Afghane aber bereits drei Vorstrafen, darunter wegen Ladendiebstahls und eines Drogendeliktes, aufweisen. Ein Aberkennungsverfahren seines subsidiären Schutzstatus verlief aber im Sand, da die Taten nur minderschwer waren und geringe Strafen zur Folge hatten.

Der Missbrauch von Medikamenten wird nach Beobachtung von Expertinnen und Experten zu einem zusehenden Problem. An sich legale Substanzen wie die angstlösenden und schlaffördernden Benzodiazepine können überdosiert besonders in Verbindung mit Alkohol zu schweren Komplikationen bis hin zum Atemstillstand führen. Bereits Unmündige, also unter 14-Jährige, müssten nach Zwischenfällen mit den Wirkstoffen stationär behandelt werden. Mittlerweile beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der Ärzte- und Apothekerkammern mit der Situation, auch die Polizei ist eingebunden, da die teils illegal hergestellten Tabletten auch auf dem Schwarzmarkt auftauchen. (Irene Brickner, Michael Möseneder, 7.3.2024)