Roter Zwerg, Flarestern
Symbolbild: So ähnlich kann ein Roter Zwerg, der gleichzeitig ein Flare-Stern ist, aussehen.
NASA/ESA/G. Bacon (STScI)

Veränderliche Sterne sind Sterne, deren Helligkeit in kurzer Zeit schwankt – ohne dass dies etwa an der Lichtbrechung der Erdatmosphäre liegt. Diese "Veränderlichen" können etwa dabei helfen, Entfernungen von Himmelskörpern zu berechnen. Nun hat ein österreichischer Amateur-Astronom zwei veränderliche Sterne entdeckt, die bisher unbekannt waren. Gelungen ist dies Michael Jäger, Obmann des Astronomischen Zentrums Martinsberg (Niederösterreich) und bis 2021 stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung "Kurier". Er konnte bei der Beobachtung von Kometen am 18. November 2023 im Sternbild Pfeil und am 12. Jänner im Sternbild Zwilling zwei dieser speziellen Sterne nachweisen.

In beiden Fällen handelt es sich um sogenannte Rote Zwerge. Wie Jäger gegenüber der APA erklärte, konnte mit Unterstützung des versierten "Veränderlichen"-Beobachters Klaus Bernhard aus Oberösterreich der im November entdeckte Stern im "International Variable Star Index" eingetragen werden, der zweite sollte in nächster Zeit folgen. Bei Roten Zwergen handelt es sich um den häufigsten Sonnentyp in der Milchstraße, "rund 85 Prozent aller Sonnen sind Rote Zwerge", sagt Jäger.

Ausbruch im April erwartet

Es handelt sich gleichzeitig um die kleinsten Sterne, in deren Zentrum nur sehr langsam Kernfusion abläuft. Daher sind Rote Zwerge so lichtschwach, dass sie von der Erde aus nicht mit bloßem Auge gesehen werden können. Dennoch zeichnet sich eine Untergruppe der Roten Zwerge, die "Flare-Sterne" (Typ UV-Ceti), von denen bisher nur rund 1.600 bekannt sind, durch Ausbrüche aus, die um das 10.000-Fache stärker sind als die stärkste jemals an der Sonne nachgewiesene Eruption. Dadurch steigern sie laut Jäger "innerhalb einer Minute ihre Helligkeit um das 20.000-Fache, und nach ein paar Minuten ist das Spektakel schon wieder vorbei".

Eine solche Helligkeitssteigerung wird in den nächsten Wochen auch beim Stern T Coronae Borealis erwartet. Bei diesem bekannten "Veränderlichen" handelt es sich nicht um einen Roten Zwerg, sondern um einen Weißen Zwerg, das Endstadium einer Riesensonne. Er saugt in einem Doppelsternsystem Materie von seinem benachbarten Stern ab – ein Prozess, der sich nach Überschreitung einer kritischen Grenze in einer Kernexplosion entlädt. Diese Ausbrüche finden alle 80 Jahre statt, der nächste wird für April erwartet. T Coronae Borealis wird dann für etwa eine Woche so hell wie der Polarstern leuchten; zu finden ist er im Sternbild der Nördlichen Krone.

Kometen schauen 2024

Sobald es so weit ist, bietet das Astronomischen Zentrum Martinsberg (AZM) im Waldviertel eine Sonderführung zur Beobachtung des "Veränderlichen" an. Dabei kann man auch den Kometen 12P/Pons-Brooks anschauen, der sich derzeit am Abendhimmel zeigt, allerdings nur mit dem Fernrohr zu sehen ist.

Dagegen könnte der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas im Herbst mit freiem Auge sichtbar werden. "Derzeit ist er heller als erwartet, eine halbe Größenklasse über der Prognose, was bei Kometen aber nichts heißt", sagt der Experte. Halbwegs verlässliche Aussagen könne man frühestens in drei Monaten treffen. Tsuchinshan-Atlas wird am 28. September seine größte Annäherung an die Sonne (Perihel) haben und am 13. Oktober in einem Abstand von 70 Millionen Kilometer an der Erde vorbeiziehen.

"Kometenjäger" Michael Jäger befasst sich seit den 1980er-Jahren vor allem mit diesen Himmelskörpern und hält den Nachthimmel in beeindruckenden Astrofotografien fest, etwa als Polarlichter über Österreich zu sehen waren. Durch Fotoserien wies er die Rotation eines Kometenschweifs nach und entdeckte 1998 einen bis dahin unbekannten Kometen, der nun 290P/Jäger genannt wird. Zu Ehren des passionierten Himmelschauers wurde auch ein Asteroid nach ihm benannt, (78391) Michaeljäger. (APA, red, 7.3.2024)