Philip Dimov Sport-Club
Am 4. Februar 2023 unterlag Philip Dimov (hinten) mit dem Sport-Club im Cup-Viertelfinale der SV Ried, nachdem die Dornbacher davor die Austria mit 3:1 eliminiert hatten. Aktuell hat er ganz andere Probleme.
APA/EVA MANHART

Es waren bange Momente, die am 14. Oktober am Raxplatz im zehnten Wiener Bezirk zu bewältigen waren. Beim Match der Regionalliga Ost zwischen TWL Elektra und dem Sport-Club war Philip Dimov, Kapitän der Gäste aus Dornbach, nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler in der 14. Minute zu Boden gegangen und regungslos liegen geblieben. Dank des Einsatzes eines Ersthelfers aus dem Publikum und der Rettungskräfte konnte der 33-jährige Wiener rasch per Hubschrauber ins Spital geflogen werden, wo er in künstlichen Tiefschlaf versetzt wurde. Nach zehn Tagen im Koma wurde die Aufwachphase eingeleitet, nach fünf Wochen konnte Dimov die Intensivstation verlassen.

Die Anteilnahme der Fußballfamilie war enorm. Genesungswünsche kamen etwa aus Hütteldorf (Rapid), Favoriten (Austria) und von der Hohen Warte (Vienna). Auf den Rängen wurden Banner mit unterstützenden Botschaften gezeigt oder auch in der 17. Spielminute (in Anlehnung an seine Rückennummer) mit Standing Ovations an ihn erinnert. Zudem wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Dimov bedankte sich später bei allen "von Herzen" für die Unterstützung.

DER STANDARD hat sich vorsichtig um ein Interview bemüht, weil sich viele Fragen aufgedrängt haben, allen voran, wie es ihm geht. Dimov hat ein schweres Schädelhirntrauma und Brüche im Gesicht erlitten. Bei einer solchen Diagnose könnte man sich an Michael Schumacher erinnern, der im Dezember 2013 beim Skifahren in Méribel auf den Kopf gestürzt war und trotz Helms ebenso ein schweres Schädelhirntrauma erlitten hatte. Der Gesundheitszustand des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters ist seither eines der bestgehüteten Geheimnisse im Sport. Das befeuert Spekulationen.

Schwer gezeichnet

In einem Telefongespräch mit David Krapf-Günther, dem Sektionsleiter des Sport-Club, wurde klar, dass ein klassisches Interviewgespräch mit Dimov aktuell nicht sinnvoll sei. Es gehe ihm nicht so gut, nach ein paar Minuten werde ihm alles zu anstrengend. Dimov humpelt, weil seine linke Körperhälfte in Mitleidenschaft gezogen worden war. Das habe ihn ziemlich getroffen, weil er hoffte, dass die Reha schneller voranschreitet. Statt eines Gesprächs sei es aber sehr wohl möglich, sich per Mail an Dimov zu wenden. Er werde dann gemeinsam mit Freundin Julia Antworten formulieren.

Ein paar Tage später trudelte dann eine Nachricht in der Sportredaktion ein: "Mittlerweile geht es mir den Umständen entsprechend, aber wieder viel besser. Vor allem, weil ich wieder daheim bei meiner Familie sein kann", ließ Dimov wissen. Er hat Ende Februar Teil eins seiner stationären Reha abgeschlossen. Von Montag bis Freitag gab es von 8 Uhr bis weit in den Nachmittag hinein Therapieeinheiten: "Physio, Ergo, Logopädie etc."

Der Verteidiger und Publikumsliebling der Dornbacher kann sich bis heute nicht an den folgenschweren Zusammenstoß erinnern. "Ist wahrscheinlich auch besser, dass es so bleibt." Auch an die über mehrere Tage dauernde Aufwachphase habe er keine Erinnerungen. Seine größte Challenge sei im Moment, die Therapie außerhalb des Rehazentrums fortzusetzen, selbstständig dranzubleiben, bis im Herbst der zweite stationäre Teil erfolgt, schrieb er.

Die Ärzte sollen mit den Fortschritten des früheren Rapid-Nachwuchsspielers sehr zufrieden sein. "Alle betreuenden Personen sind sehr begeistert von der steilen Bergaufkurve und gehen davon aus, dass noch viele Fortschritte folgen. Mein Glück ist, dass ich noch jung bin und mein Leben lang intensiv Sport betrieben habe, was vermutlich enorm zu meiner Genesung beiträgt."

Philip Dimov mit seiner hochschwangeren Freundin Julia. Im Herbst wird geheiratet.
Philip Dimov

Ob er jemals wieder so fit werde, dass auch eine Rückkehr in den Spielbetrieb möglich ist, glaubt Dimov eher nicht. "Aber wer weiß, was die Zukunft bringt?" Sie bringt vorerst Gutes. Demnächst soll sein zweites Kind das Licht der Welt erblicken, im Herbst wird geheiratet. Das, der günstige Verlauf und der Rückhalt der Familie lassen ihn positiv denken. (Thomas Hirner, 11.3.2024)