Der Teamchef hat gesprochen.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Teamchef Ralf Rangnick hatte am Montagabend in einem Wiener Hotel auch schöne Dinge zu verkünden. Stefan Lainer ist wieder Mitglied der österreichischen Fußballnationalmannschaft. Zuletzt war er das im September 2022, danach erkrankte der 31-jährige Legionär von Borussia Mönchengladbach an Lymphdrüsenkrebs. "Wir sind die ganze Zeit immer in Kontakt gestanden. Ich fand es von Anfang an bemerkenswert, wie er mental damit umgegangen ist. Wir haben ihn wieder so wahrgenommen, wie wir ihn aus der Zeit vor eineinhalb Jahren kennen. Mit dem gleichen Biss und dem gleichen Engagement." Womit die Verteidigung gestärkt sein sollte.

Absolut unerfreulich sind die Ausfälle. Stürmer Sasa Kalajdzic fehlt nach seinem Kreuzbandriss auch bei der EM, bei Kapitän David Alaba (ebenfalls Kreuzbandriss) besteht noch eine winzige Hoffnung. "Die Reha in Madrid läuft gut. Es ist zu früh, eine Prognose zu stellen. Es ist ein Wettlauf gegen die Uhr."

Verletzter Arnautovic

Marko Arnautovic muss die Testspiele am 23. März in Bratislava gegen die Slowakei und am 26. März in Wien gegen die Türkei (30.000 Karten verkauft) auslassen. Zur Abwechslung hat er wieder einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, passiert ist die Verletzung am vergangenen Samstag in der 95. Minute bei einer "fantastischen Defensivleistung. Das ist fast skurril."

Er hat mit dieser Aktion Inter Mailand in Bologna vor dem Ausgleich bewahrt, es blieb beim 1:0. Der 34-jährige Arnautovic kann rund vier Wochen nicht eingesetzt werden. Rangnick wird sich mit Inters medizinischer Abteilung absprechen. "Wir wollen einen Schlachtplan für die EM entwickeln." Manprit Sakaria von Sturm Graz laboriert an einem Knöchelbruch, da hilft kein Schlachtplan, nur beten. Ab Montag wird in Marbella ein Trainingslager absolviert. Einziger Neuling im 26-Mann-Kader ist der Rapidler Christoph Lang, ein Offensivspieler mit Perspektiven. Rangnick zu dessen Entwicklung: "Wow."

Werteskala

Apropos Rapid. Der 65-jährige Deutsche hat sich die unappetitlichen Videos vom Derby angeschaut, das Lied von den "oaschwoamen Veilchen" gehört. Guido Burgstaller, Marco Grüll und Niklas Hedl haben sich vor einer Woche beim Teamchef telefonisch gemeldet und entschuldigt. Für Rangnick war das zu wenig, er hat das Trio vorerst ignoriert. "In dem Fall erwarte ich mir, dass die Jungs sich mit diesem Thema ernsthaft auseinandersetzen, und was es für Menschen bedeutet, wenn sie öffentlich beleidigt oder diskriminiert werden. Entschuldigung als Lippenbekenntnis ist noch keine Entschuldigung. Ich toleriere das nicht, stehe am anderen Ende der Werteskala."

In Marbella wird die Sonne scheinen, rund 20 Grad sind angesagt. Rangnick möchte die "Basics verfestigen" und auch im taktischen Bereich einiges weiterbringen. Er lehnt es ab, über die Verletzungsmisere zu jammern. "Manchmal bin ich fast froh, wenn einer bei seinem Klub nicht eingesetzt wird. Denn dann kann er sich nicht wehtun." David Alaba wird dem Türkei-Spiel im Happel-Stadion beiwohnen. Als humpelnde Motivationshilfe. (Christian Hackl, 11.3.2024)