André Ventura am Wahlabend in Siegerpose.
André Venturas Partei Chega kam bei der Parlamentswahl in Portugal auf Platz drei. Dass das mehr als ein Achtungserfolg ist, liegt vor allem am enormen Stimmenzuwachs.
AFP/ANDRE DIAS NOBRE

Wieder einmal gibt es zwei Gewinner bei einer Wahl in Europa: einen, der es mit seiner Partei auf den ersten Platz geschafft hat; und einen, der von den Medien gerne als der "eigentliche Sieger" tituliert wird. Letzterer ist häufig jemand, der zwar keine Mehrheit für eine Regierungsbildung hat, der sich ohnehin lieber als Einzelkämpfer gegen alle anderen präsentiert, aber das vermeintliche Establishment mal so richtig aufmischen konnte. Also einer wie nun André Ventura.

Bei der Parlamentswahl am Sonntag in Portugal konnte sich Venturas Rechts-außen-Partei Chega von sieben auf 18 Prozent katapultieren. Das ist zwar nur Platz drei, doch Portugal galt bisher als jenes Land, in dem Rechtspopulisten kaum Fuß fassen konnten. Und damit ist jetzt Schluss. Chega eben, wie es der klingende Parteiname verheißt: Genug.

Nun freuen sich viele in Portugal auf frischen Wind. Doch Venturas Ansichten erinnern eher an das ohnehin sattsam bekannte Arsenal rechtspopulistischer Rhetorik: Da ist der Anspruch, die Stimme des "kleinen Mannes" zu sein, die Anti-System-Attitüde, gewürzt mit nationalistischen Anwandlungen, in Venturas Fall etwa gegen die Roma-Minderheit.

Jurist statt Priester

Wenigstens der persönliche Werdegang des 41-Jährigen ist einigermaßen bunt: Tief katholisch gestimmt, wollte Ventura zunächst Priester werden, brach die Ausbildung aber ab und studierte lieber Jus, arbeitete danach für eine Anwaltskanzlei und für die Steuerbehörde. Er schrieb eine regelmäßige Zeitungskolumne und zwei Bücher, eines davon über den Tod des Palästinenserführers Jassir Arafat, die auch wegen der enthaltenen sexuellen Machtfantasien für Aufsehen sorgten. Und: Der eingefleischte Fan von Benfica Lissabon war TV-Fußballkommentator.

In die Politik zog es Ventura auch schon seit langem. Früher war er für die Sozialdemokraten aktiv, die in Portugal allerdings eine rechte Partei sind. Für Ventura aber letztlich nicht rechts genug: Nach der Gründung von Chega 2019 zog er noch im selben Jahr erstmals ins Parlament ein. Bei der Präsidentschaftswahl 2021 kam er mit knapp zwölf Prozent auf Platz drei. Eine bessere Platzierung war auch bei der Parlamentswahl 2024 nicht drin. Aber der Stimmenzuwachs für Chega sorgte bei Rechtspopulisten in ganz Europa für Furore. Etwa beim Italiener Matteo Salvini: Der gratulierte zum "außergewöhnlichen Ergebnis – allein gegen alle". (Gerald Schubert, 12.3.2024)