Luftbild von der Baustelle, auf der inzwischen bereits eine neue Montagehalle errichtet wurde.
Das Motorenwerk der BMW Group in Steyr in Oberösterreich wächst und wächst. Auf der Baugrube steht inzwischen die neue Montagehalle.

Wien – Der bayrische Automobilkonzern BMW hat in Österreich seinen eigenen Rekord aus dem Jahr 2022 erneut eingestellt. Sowohl beim Absatz von Fahrzeugen als auch bei der Motorenproduktion im Werk in Steyr hat die BMW Group Austria im Jahr 2023 Höchstmarken erreicht: Mit 4.700 Beschäftigten wurden im Motorenwerk 1,2 Millionen Einheiten produziert, und der Umsatz stieg um 16 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das sei das beste Umsatzergebnis in der Unternehmensgeschichte, sagte der Chef in Steyr, Klaus von Moltke.

Doch auch beim Absatz läuft es für die Bayern rund. Mit 20.154 Fahrzeugen der Marken BMW und Mini habe man so viele Fahrzeuge verkauft wie noch nie, sagte BMW-Austria-Geschäftsführer Christian Morawa. Treiber seien Elektrofahrzeuge, die bereits ein Drittel ausmachten, das entspreche einem Plus von mehr als 70 Prozent. Abnehmer sind vor allem Firmenkunden, traditionell die Hauptzielgruppe von BMW, wo man insbesondere auf das sogenannte Premiumsegment fokussiert, also auf die obere Preisklasse. Insgesamt stieg die Zahl an Neuzulassungen um 8,8 Prozent. Wieder im Kommen seien Plug-in-Hybrid-Modelle, sagt Morawa. Inzwischen sei die Reichweite bereits bei 80 bis 100 Kilometern, und das mache die Fahrzeuge mit zwei Antriebsarten wieder attraktiv.

Produktion in Ausbau

Zum Erfolg im Motorenwerk in Steyr trug natürlich auch die Verlagerung der Produktion von Verbrennungsmotoren von München nach Oberösterreich bei. Benzinmotoren machen mit rund 915.000 Einheiten inzwischen drei Viertel des Produktionsausstoßes aus, der Rest entfällt auf Dieselantriebe. In beiden Segmenten verzeichnete man Zuwächse, wobei jener bei den Benzinern mit zehn Prozent recht deutlich ausfiel. Sowohl Werkschef von Moltke als auch Vertriebschef Morawa sehen damit den in der Vergangenheit vielfach kritisierten Kurs der Technologieoffenheit bestätigt. BMW hat sich im Gegensatz zu anderen Autokonzernen nie auf ein konkretes Datum für das Aus von Verbrennungsmotoren festgelegt. Das sei in der Form gar nicht notwendig, denn in Steyr, einem von zwei europäischen Produktionszentren des Konzerns, produziere man für den Weltmarkt. Und dort gebe es, im Gegensatz zur EU, kein Ausstiegsdatum für Verbrennungsmotoren.

Mehr Benziner, mehr Diesel

Diesel und Benziner machen zwei Drittel aus. Das dürfte sich in Zukunft Schritt für Schritt ändern, denn neben der Fertigung von Gehäusen für Elektromotoren bauen die Bayern in Steyr auch ihre Elektrokompetenz aus. Neben der Entwicklung von E-Antrieben wird das Motorenwerk, wie berichtet, kräftig ausgebaut. Aktuell wird in der neuen 60.000 Quadratmeter großen Montagehalle eine Getriebemontageanlage für Elektroantriebe errichtet, in der rund tausend Beschäftigte in Zukunft bis zu 600.000 E-Antriebe pro Jahr fertigen werden. Den Zuschlag für eine der Anlagen bekam Pia Automation im steirischen Grambach. Im Sommer startet die Vorserienproduktion, im Herbst 2025 (und nicht im Jänner wie irrtümlich genannt) der Hochlauf, skizziert von Moltke den Zeitplan.

Um 23 Millionen Euro erweitert wurde das Entwicklungszentrum, vor allem wurde um neue Prüfstände und modernste Messtechnik aufgerüstet, denn künftig geht es dort vor allem um E-Mobilität. Man werde Hochleistungs-E-Antriebe entwickeln, sagte Werkschef von Moltke, und künftig auch Leistungselektronik im Haus produzieren, denn das sei schließlich das größte Geheimnis der Mobilität der Zukunft. In welche Weltregionen genau die in Steyr gefertigten Motoren und Getriebe exportiert würden, sei kaum auszumachen. Denn man beliefere die Standorte, und die Standorte würden die Märkte beliefern. Zu den fixen Abnehmern gehört natürlich das BMW-Werk im ungarischen Debrecen.

Die Konzernmutter in München profitierte ebenfalls von einem höheren Fahrzeugabsatz. Die Umsatzerlöse stiegen um um neun Prozent zu auf knapp 155,5 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Sie übertrafen damit die Erwartungen der von dem Unternehmen befragten Analysten, allerdings brach der Gewinn brach dagegen um gut ein Drittel auf knapp 12,2 Milliarden Euro ein. Dabei spielte die vollständige Übernahme der chinesischen Tochter BBA eine Rolle: Vor Jahresfrist hatte die Neubewertung der Anteile den Gewinn nach oben getrieben. Bleibe der erwähnte Einmaleffekt aus der Neubewertung unberücksichtigt, liege der Konzernüberschuss "moderat über dem Vorjahreswert", zitierte Reuters Angaben aus der Konzernzentrale. Die für das Unternehmen wichtigste operative Gewinnmarge verbesserte sich um 1,2 Prozentpunkte auf 9,8 Prozent. (Luise Ungerboeck, 14.3.2024)