In der Medizin galt lange Zeit der Mann als Norm. Die an ihm entwickelten Therapien wurden auf Frauen meist nur übertragen.
In der Medizin galt lange Zeit der Mann als Norm. Die an ihm entwickelten Therapien wurden auf Frauen meist nur übertragen.
imago stock&people

Stechende Schmerzen zwischen den Schulterblättern rissen Sabrina Lamérant aus dem Schlaf. Als sie zusätzlich auch über Gliederschmerzen und Übelkeit klagte, rief ihr Mann den Notruf. Damit rettete er ihr womöglich das Leben, denn was der Rettungsdienst zunächst für eine Panikattacke hielt, war in Wirklichkeit ein Herzinfarkt.

Dass Frauen mit ihren Symptomen nicht ernst genommen und falsch diagnostiziert werden, ist kein Einzelfall. In der Medizin galt der männliche Körper lange Zeit als Richtschnur. An ihm entwickelte man viele Therapien, die auf Frauen lediglich übertragen wurden.

Davon handelt die Arte-Doku Die unsichtbare Patientin – Sind Frauen anders krank?. Zusammen mit Ärztinnen und Patientinnen gehen Marta Schröer und Ursula Duplantier der Frage auf den Grund, ob und warum Frauen in der Medizin übersehen werden, und verdeutlichen die fatalen Konsequenzen für die weibliche Gesundheit.

ADHS und Endometriose

Frauen unterscheiden sich von Männern in Größe, Gewicht sowie in der Fett-, Muskel- und Knochenmasse. Auch Stoffwechsel und Hormonhaushalt arbeiten anders. Da die meisten Arzneistoffe an Männern getestet wurden, lösen Medikamente bei Frauen häufiger unerwünschte Nebenwirkungen aus. Herzerkrankungen äußern sich bei ihnen ebenso anders. Das erkannte auch Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek, die in Deutschland als Wegbereiterin geschlechts­sensibler Medizin gilt.

Zudem beleuchten die Regisseurinnen, wieso ADHS bei Mädchen entweder gar nicht oder zu spät erkannt wird und weshalb Frauen oft bis zu zehn Jahre warten müssen, bis bei ihnen Endometriose diagnostiziert wird. (Patricia Kornfeld, 14.3.2024)