Wer in den letzten Tagen nach einem Ort bei Google gesucht hat, dem mag eine Änderung aufgefallen sein. Und zwar eine, die derzeit für Verärgerung bei vielen sorgt. Konnte die Kartenvorschau bisher angeklickt werden, um damit direkt in Google Maps zu wechseln, so geht das nun nicht mehr.

Ersetzt wurde die interaktive Vorschau mit einem schnöden Bild, das bloß eine grobe Verortung ermöglicht. Wer sich genauer umsehen will, muss schon direkt auf Google Maps gehen und dort noch einmal nach demselben Begriff suchen. Noch mal mühsamer wird das dadurch, dass Maps auch aus der Liste jener "Chips", die oberhalb der Suchergebnisse zum Wechsel zwischen unterschiedlichen Sucharten zum Schnellzugriff steht, verschwunden ist.

Wer nach Orten suchen will, geht künftig besser gleich direkt auf Google Maps, die Integration mit der Suchmaschine wurde durch den Digital Markets Act nämlich deutlich beschnitten.
AP/Patrick Sison

Eine Spurensuche

All das wirft natürlich die Frage auf: Was ist da los? Handelt es sich um einen Fehler? Hat Google seine Suche absichtlich schlechter gemacht? Beides ist falsch, der Grund ist ein komplett anderer: Es handelt sich dabei um einen Teil jener Änderungen, die Google für den Digital Markets Act (DMA) der EU vornehmen musste. Mehr als zwanzig Funktionen wurden dabei in der Google-Suche ganz gestrichen oder zumindest stark angepasst. Das erläuterte das Unternehmen schon vor rund zwei Wochen, ohne allerdings konkrete Details zu nennen.

Eine Möglichkeit, das rückgängig zu machen, gibt es für Nutzerinnen und Nutzer in der EU nicht – oder zumindest keine sonderlich praxistaugliche. Wer die Google-Suche in seiner früheren Form haben will, kann dies über die Nutzung eines VPN-Dienstes erreichen. Freilich wird dabei der gesamte Datenverkehr dann über andere Länder umgeleitet, was nicht allen gefallen dürfte.

Google Maps Integration in der Suche vor DMA
Eine Suche nach einem Ort in der Google-Suche ohne die DMA-Beschränkungen, so wie es bis vor kurzem war.
Proschofsky / STANDARD
Google Maps Integration in der Suche nach DMA
Sieht fast gleich aus, die Karte lässt sich nun aber nicht mehr anklicken. Zudem fehlt der Link oben zum Aufrufen von Maps mit demselben Suchbegriff.
Proschofsky / STANDARD

Wer profitiert von den Änderungen?

Während die Änderung bei der Google-Maps-Integration vor allem End-User zu ärgern scheint, sind auch andere der DMA-Anpassungen der Google-Suche nicht unumstritten. Denn auch die vorgeschriebenen Änderungen bei Google Flights, Hotel und Travel gefallen längst nicht allen. Haben sie doch unerfreuliche Nebeneffekte.

Bereits vor einigen Tagen haben eine Reihe von europäischen Fluglinien und Hotels davor gewarnt, dass ihnen die DMA-Anpassungen von Google schaden könnten. Der Grund: Bisher konnten sie über Google direkt für ihre Angebote werben, nun landen Suchende wieder zunehmend auf Mittlerplattformen wie Booking oder Expedia. Die Hotels und Fluglinien befürchten nun, dass ihnen die Änderung bis zu 50 Prozent des bisherigen Traffics kosten könnten.

Konsequenzen

Ganz überraschend dürfte das nicht kommen: Schon in der Vergangenheit waren es eben jene Vermittlerplattformen, die sich gegen die Integration anderer Google-Dienste in die Google-Suche gesperrt haben. Auch bei früheren Untersuchungen der EU gegen Google ging es oftmals vornehmlich um die Interessen von konkurrierenden Vergleichsplattformen, die seit Jahren starke Lobbyarbeit betreiben – und nicht um jene der dahinterstehenden Geschäfte oder Hotels.

Bei Google will man die Befürchtungen der Hotels nicht kommentieren. Allerdings hatte man schon im Blogposting zur Umsetzung der DMA-Regeln angekündigt, dass die Anpassungen dazu führen werden, dass Vermittlerplattformen mehr Traffic erhalten werden. Dass die Ebene darunter – also Hotel, Fluglinien oder auch Restaurants – dann weniger bekommt, ergibt sich daraus logisch.

Weitere Beschränkungen sind optional

An einer anderen Änderung des DMA liegt all das übrigens entgegen einer oftmals geäußerten Vermutung nicht. Infolge des DMA können in der EU ansässige User jetzt einzelne Google-Dienste strikt voneinander getrennt halten. Das ist vor allem dazu gedacht, dass Google dann nicht mehr wie bisher Daten zum Werbeverhalten dienstübergreifend verwenden kann.

Hält man diese Trennung aufrecht, hat das aber natürlich noch einmal andere Auswirkungen auf die Funktionalität. So funktionieren dann natürlich diverse Personalisierungen und Empfehlungen der Suche nicht mehr. In dem Fall ist es aber zumindest so, dass die Betroffenen über die Einstellungen selbst bestimmen können, ob sie die Verschränkung wollen oder nicht. (Andreas Proschofsky, 15.3.2024)