Südwiener Hütte
Die malerische Südwiener Hütte ist in die Jahre gekommen. Neubaupläne scheitern aber an Geldforderungen der Grundbesitzer.
Foto: Thomas Neuhold

Dem Tourismus im Salzburger Pongau droht ein herber Verlust: Mit Ende der Wintersaison am 7. April könnte die Südwiener Hütte auf der Oberen Pleißlingalm für immer zu bleiben. Das hat Pächterin Tanja Scharler am Dienstag bekanntgegeben. Die in die Jahre gekommene Hütte soll laut Bescheid der Bezirkshauptmannschaft geschlossen werden. Damit verliert die Region zwischen Obertauern und Flachau eines ihrer sommers wie winters beliebtesten Ausflugsziele; zudem würden in Hinkunft auch rund 88 Kilometer Wanderwege nicht mehr vom Alpenverein (AV) betreut werden.

Die Schutzhütte auf rund 1.800 Meter Seehöhe gehört zur Wiener Alpenvereinssektion Gebirgsverein. Sie steht auf einem Grund, den der Gebirgsverein über einen vor rund einhundert Jahren abgeschlossenen Baurechtsvertrag gepachtet hat. Der Vertrag läuft im Juni 2026 aus. Die in die Jahre gekommene Hütte muss laut Behördenauflage von Grund auf saniert beziehungsweise neu gebaut werden. Aus Sicht der Behörde muss vor allem die Abwasseraufbereitung dem Stand der Technik entsprechen. Im Klartext: Die Hütte braucht einen Kanal, der vom Südwiener Sattel nach Osten führt und die Abwässer in den bestehenden Kanal einleitet, der vom Skigebiet Obertauern ins Tal führt.

Alpenverein steigt aus

Neubaupläne für eine etwas kleiner dimensionierte Schutzhütte und das Kanalprojekt seien bereits auf Schiene gewesen, berichtet Peter Kapelari im STANDARD-Gespräch. Kapelari war einst Leiter der Abteilung Hütten und Wege beim Alpenverein-Hauptverband und betreut nun als Selbstständiger Bau- und Infrastrukturprojekte im alpinen Raum. Man habe sogar die AV-Sektion Pongau gewinnen können, die Südwiener Hütte zu übernehmen.

Nach langen Verhandlungen sei die Sektion aber wieder ausgestiegen, sagt Kapelari. Letztlich seien die Baurechtszinsforderungen der aus neun Grundbesitzern bestehenden Agrargemeinschaft für den Alpenverein zu hoch gewesen, der AV wollte das Risiko nicht eingehen. Zusatzangebote für die Agrargemeinschaft im Infrastrukturbereich der Kanalisation oder der Wasserversorgung sowie ein Angebot für ein den Bauern vorbehaltenes Appartement in der Hütte hätten nicht ausgereicht, sagt Kapelari.

"Gut gehender Betrieb"

Dass es ums Geld geht, bestätigt im Kern auch der Obmann der Agrargemeinschaft Georg Huber vom Flachauer Walchauhof. Die vom Alpenverein angebotene Summe liege unter jener, die anderenorts von den Bundesforsten für ein Einfamilienhaus bezahlt würde, argumentiert er. Und immerhin handle es sich bei der Südwiener Hütte "um einen gut gehenden Betrieb". Huber berichtet aber auch von atmosphärischen Verstimmungen mit der Sektion Gebirgsverein. Man habe vor 97 Jahren einen Baurechtsvertrag abgeschlossen und nach der damals vertraglich fixierten Einmalzahlung von 300 Schilling nie mehr etwas gesehen.

Sind die Verhandlungen nun endgültig gescheitert? Nein, sagen Kapelari wie Huber unisono. Und auch Pächterin Tanja Scharler schreibt auf Facebook von der "Hoffnung, dass es vielleicht doch noch ein Licht gibt am Ende des Tunnels". (Thomas Neuhold, 19.3.2024)