Die ZDF-Reportagereihe "37 Grad" macht vieles richtig, sie greift immer wieder sehr niederschwellig Themen auf, die die Gesellschaft umtreiben. Am Dienstagabend geht es in "Trans – Drei Generationen, eine Reise", zu sehen um 22.15 Uhr im ZDF und in der ZDF-Mediathek, um die Geschichte von drei Transmenschen aus drei Generationen. Etwa jene von Sophie, die im Körper eines Buben geboren wurde und sich darin nie wohlfühlte. Als sie von zu Hause auszog, entschied sie sich, als Sophie leben zu wollen, "meinen alten Namen gibt es nicht mehr", sagt die heute 30-Jährige.

Transfrau Sophie hat sich für eine geschlechtsangleichende Operation entschieden.
Transfrau Sophie hat sich für eine geschlechtsangleichende Operation entschieden.
Foto: ZDF, Gina Bolle

Hormone und Operationen

2021 unterzogen sich 2.598 Menschen in Deutschland einer geschlechtsangleichende Operationen, rechnen Daniel Hartung und Ulrike Schenk in ihrer Reportage vor. Sie begleiten Sophie zu den Operationen, bisher nahm sie nur Hormone. Mit den geschlechtsangleichenden Operationen will sie ihre eigene Transidentität hinter sich lassen. "Für mich gibt es dann das Wort 'Transgender' oder 'Transe' nicht mehr", sagt Sophie. Seit vier Jahren nimmt sie Hormone, die Reaktionen ihres Umfelds freuen sie, Aussagen wie "Du bist total weiblich geworden" stärken sie. Unter Tränen erzählt sie von ihrer Freude auf eine Vagina. Ihr bester Freund begleitet sie ins Krankenhaus.

Luca ist fast 16, er wusste schon als Kind, dass er ein Bub ist. Geboren wurde er im Körper eines Mädchens. "Das Transsein ist noch nicht so wirklich akzeptiert in der Gesellschaft", sagt er, "man wird noch ziemlich runtergemacht dafür." Seine Familie unterstützt ihn und sein Transsein. Vor der Pubertät nahm er Hormonblocker, dann Testosteron. Jetzt überlegt und spricht er mit einem Arzt über die Möglichkeiten einer Operation. Auch Lucas Mutter kommt zu Wort, sie erzählt von ihren Bedenken und von seiner Kindheit.

Luca mit seinem Hormon-Gel, das er täglich aufträgen muss.
Luca mit seinem Hormongel, das er täglich auftragen muss.
Foto: ZDF, Gina Bolle

Den Körper mögen, wie er ist

Nora ist jetzt 69, als sie Anfang der der 70er-Jahre in Westberlin ihre eigene Transidentität entdeckt, erlebte sie gesellschaftliche Stigmatisierung, "ich war vom regulären Arbeitsmarkt ausgeschlossen". Sie arbeitete dann als Garderobiere in einem Club. Ihren Job in einer Buchhandlung musste sie aufgeben. Und sie hatte viele Fragen: Wie geht das, wie funktioniert das? "Es ist ja nicht getan damit, sich einen Fummel anzuziehen oder sich zu schminken", sagt sie.

Transfrau Nora (69) hat sich gegen einen medizinischen Eingriff entschieden, sie mag ihren Körper so wie er ist.
Transfrau Nora hat sich gegen einen medizinischen Eingriff entschieden, sie mag ihren Körper so, wie er ist.
Foto: ZDF, Gina Bolle

Jetzt ist ihr Transsein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. "Ich wollte in meinem Transsein sichtbar werden", sagt sie und will über das Thema aufklären. Seit Jahren setzt sie sich für die Rechte von Transmenschen ein. Sie hatte nie das Gefühl, im falschen Körper zu leben, "ich habe Weiblichkeit und Männlichkeit zugleich. Das ist purer Luxus." Eine geschlechtsangleichende Operation kam für sie nie infrage, sie mag ihren Körper so, wie er ist. Im Internet ortet sie immer mehr Hetze gegen Transmenschen, das bereitet ihr Sorge, denn "was dort verbal passiert, das setzt sich am Ende auf der Straße fort", sagt sie. (Astrid Ebenführer, 19.3.2024)