Es war lediglich ein kleiner Schritt, aber Fans historischer Umbrüche werden auf ihre Kosten kommen: Die japanische Zentralbank hat am Dienstag als letzte große Notenbank ihre Politik der Negativzinsen beendet und zum ersten Mal seit 2007 die Leitzinsen angehoben, wenn auch nur moderat. Das Ziel, eine stabile Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen, sei in Sichtweise, so die Bank of Japan, weshalb der Leitzins von minus 0,1 Prozent auf eine Spanne von 0 bis 0,1 Prozent angehoben wurde. Der Leitzins war seit 2016 negativ gewesen. Die Inflation liegt seit fast zwei Jahren über zwei Prozent.

Neben ihrer Negativzinspolitik verabschiedete sich die Bank of Japan auch von anderen Kriseninstrumenten. So wurde die Zinskurvenkontrolle aufgegeben, mit der die Währungshüter tief in den Preisbildungsprozess an den Anleihemärkten eingegriffen haben. In Kombination mit umfangreichen Wertpapierkäufen wurden dabei Zielzinssätze vorgegeben, womit die Zentralbank faktisch die Kontrolle über den Kapitalmarkt übernahm. Ziel war auch hierbei, die Marktzinsen zu drücken und damit Wirtschaft und Teuerung anzuschieben.

Die japanische Zentralbank in Tokio.
IMAGO/Yoshio Tsunoda

Die Notenbank will allerdings weiter an einer lockeren Geldpolitik festhalten. Dramatische Zinsanhebungen wie in den USA oder der Eurozone sind nicht zu erwarten.

Die Ausrichtung der japanischen Notenbank stand im Gegensatz zur Linie vieler anderer Zentralbanken, die in den vergangenen Jahren ihre Leitzinsen stark angehoben haben. Damit sollte die überwiegend sehr hohe Inflation bekämpft werden, die durch die Corona-Pandemie, den Ukrainekrieg und Lieferkettenprobleme ausgelöst worden war. In Japan ist die Teuerung zwar ebenfalls gestiegen, allerdings bei weitem nicht so stark wie in den westlichen Industrieländern.

Japan kämpft mit der lockeren Politik seit inzwischen über 20 Jahren gegen ein Nullwachstum an. Mit ihrer neuen Linie positionieren sich die japanischen Währungshüter abermals konträr zu anderen Notenbanken. Denn in vielen Ländern werden mittlerweile Zinssenkungen erwartet oder sind bereits durchgeführt worden, weil die Inflationskrise zu Ende ist. Ausgangspunkt der Malaise war die Immobilienkrise vor mehr als 30 Jahren, von der sich das Land viele Jahre nicht erholt hat.

Die lockere Geldpolitik der japanischen Zentralbank hat auch zu einem Kursverfall der Landeswährung Yen beigetragen. Für die Exportwirtschaft bedeutete dies Rückenwind, da japanische Güter im Ausland günstiger werden. Die Haushalte litten aber unter der Entwicklung, weil Importe immer teurer wurden.

Der Yen reagierte auf die Entscheidungen der Währungshüter mit Kursverlusten. Am japanischen Aktienmarkt stiegen dagegen die Kurse. Beides spricht dafür, dass an den Finanzmärkten von einem langsamen Normalisierungsprozess ausgegangen wird. (red, Reuters, 19.3.2024)