Bohrtürme im Abendlicht
Schoeller Bleckmann Oilfield verdient nach wie vor gutes Geld mit Werkzeugen für internationale Öl- und Gasbohrfirmen. Parallel beschäftigt sich SBO aber auch mit Geothermie und stellt Komponenten für die Luft- und Raumfahrt her.
REUTERS/AGUSTIN MARCARIAN

Für den Öl- und Gasfeldausrüster Schoeller Bleckmann Oilfield (SBO) läuft es weiter wie geschmiert. Ein nach wie vor hoher Auftragsstand von 225,4 (2022: 265,0) Millionen Euro und eine anhaltend rege Investitionstätigkeit der internationalen Öl- und Gasindustrie versprächen "auch heuer ein gutes Ergebnis", sagte SBO-Chef Klaus Mader bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch. Mader (53), seit 2015 Finanzvorstand, und Campbell MacPearson (49), zuletzt Divisionsleiter und nun Chief Operating Officer (COO), bilden seit dem Ausscheiden des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Gerhard Grohmann (70) Ende 2024 die neue Doppelspitze von SBO.

Beide, der gebürtige Tiroler Mader und der aus Schottland stammende MacPhearson, stehen für Kontinuität. Sie wollen das Kerngeschäft – Bereitstellung von antimagnetischem Bohrgestänge samt Bohrköpfen und -motoren für die im Auftrag von multinationalen wie staatlichen Öl- und Gaskonzernen tätigen Bohrunternehmen – hegen und pflegen, darüber hinaus aber auch Neugeschäft entwickeln. Dazu gehört Geothermie, wo exaktes Bohren mit zuverlässigem Gerät ebenso gefragt ist wie bei fossilen Rohstoffen; zu den neuen Geschäftsfeldern, wo SBO stärker Fuß fassen möchte, gehört aber auch die Luft- und Raumfahrt.

3D-Druck

So stellt SBO zum Beispiel im 3D-Druckverfahren Kleinserien für das Raketenprogramm der Nasa, aber auch für Space X, die Weltraumfirma von Elon Musk, her. Neben Houston, Texas, wo 2016 erste Kontakte zur Raumfahrtindustrie geknüpft worden sind, habe man auch am Hauptsitz des Unternehmens in Ternitz (NÖ) ein Kompetenzzentrum dafür eingerichtet. Erst jüngst wurde ein dritter, durchaus ansehnlicher Drucker für Ternitz angeschafft, der auch größere, durchaus komplexe Einzelteile aus Verbundmaterial schafft. Noch sei dieser Bereich vergleichsweise klein, verfüge aber über großes Potenzial und könne à la longue helfen, das zyklische Öl- und Gasgeschäft auszubalancieren.

Im Moment bestehe dazu keine Notwendigkeit, die Nachfrage nach fossilen Rohstoffen habe sich trotz aller Unkenrufe nach dem pandemiebedingten Einbruch 2020 und 2021 kräftig erholt, Das dürfte auch für die Zukunft, soweit vorausschaubar, so bleiben, meint Mader. Besonders im Nahen und Mittleren Osten sei die Investitionstätigkeit zur Stabilisierung bestehender Öl- und Gasfelder und zum Auffinden neuer Kohlenwasserstoffvorkommen rekordverdächtig hoch. Deshalb kündigte Mader an, den Standort von SBO in Saudi-Arabien größenmäßig zu verdoppeln und jenen in Vietnam, der ebenfalls von der starken Nachfrage in Südostasien profitiert, um 50 Prozent auszubauen.

Rekordumsatz

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat SBO bei einem Rekordumsatz von 585,9 (501,2) Millionen Euro ein um Kursschwankungen bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 138,2 (123,8) Millionen Euro erzielt. Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich auf 102,3 (96,2) Millionen Euro. Als Dividende sollen wie schon im vergangenen Jahr 2,0 Euro je Aktie gezahlt werden; die Ausschüttung liege somit bei 44 Prozent des Nettoergebnisses.

Auf eine mögliche Bandbreite, in die das heurige Ergebnis fallen könne, wollte sich Mader nicht einlassen. 80 Prozent des Geschäfts von SBO werde in US-Dollar abgewickelt. Bereits kleinere Änderungen des Wechselkurses hätten Auswirkungen auf das Ergebnis. SBO beschäftigt konzernweit rund 1.600 Mitarbeiter, in Ternitz sind es etwa 370, davon rund 30 Lehrlinge.

Geldpolster

Mit 162 Millionen Euro verfügt SBO über einen komfortablen finanziellen Polster, um etwaige Zukäufe auf schnellem Weg finanzieren zu können. Mader bestätigte, dass SBO im Bereich Wasserstoff nach etwas Ausschau halte, das werthaltig sei und gut zum Unternehmen passe. Auch bei dieser Technologie sieht sich SBO in der Rolle des Werkzeuglieferanten. (Günther Strobl, 20.3.2024)