AUA-Flugpersonal mit Taschen und Uniformen während einer Betriebsversammlung. 
Aus dem Flugdienst über den Wolken könnte in der Nacht auf Karfreitag eine Stehung des fliegenden Personals werden, wenn sich AUA und Lohnverhandler nicht einigen.
APA / Robert Jäger

Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner hält mit seiner Ablehnung nicht hinterm Berg. Die Forderungen der Gewerkschaft Vida nach einem Gehaltszuwachs um bis zu 40 Prozent seien maßlos überzogen. "Damit würde die gerade erst wieder aus einer Existenzkrise gesundete wirtschaftliche Basis der AUA und somit auch 6200 Arbeitsplätze der AUA-Beschäftigten massiv gefährdet", warnte Ofner, diesfalls in seiner Funktion als Obmann der Sparte Luftfahrt in der Wirtschaftskammer, am Sonntag.

Derartige Forderungen seien "eine Provokation in Richtung der Steuerzahler, schließlich wurde die AUA erst vor kurzem durch millionenschwere Staatshilfen vor dem Untergang bewahrt". Die Mehrkosten durch derart hohe Tarifabschlüsse würden letztlich die Ticketpreise in die Höhe treiben, was wiederum die Fahrgäste belaste. Dass der AUA-Betriebsrat und die Gewerkschaft mit einem Streik die wohlverdienten Osterferien von Familien mit schulpflichtigen Kindern gefährdeten, sei daher verantwortungslos und nicht nachvollziehbar, echauffierte sich Ofner in einer Aussendung.

Streikbeschluss am Samstag

Nun schwebt ein 36-stündiger Streik von Gründonnerstag Mitternacht bis Karfreitag mittags über der bedeutenden Osterreisezeit. Die Lufthansa-Tochter und die Verhandlungsführer der Arbeitnehmerschaft aus Gewerkschaft und Betriebsrat hatten sich am Freitag nicht auf einen Kollektivvertragsabschluss geeinigt. Daraufhin folgte am Samstag der Streikbeschluss, zu dem man sich gezwungen sah, wie es seitens der Gewerkschaft Vida zur Begründung hieß. Das AUA-Management kritisierte den möglichen Arbeitsausstand mitten in den Ferien als "absolut verantwortungslos" gegenüber den Passagieren und "Schuss ins eigene Knie" der Belegschaft.

Die Forderung nach bis zu 40 Prozent Gehaltsplus gefährde letztlich die 6200 Arbeitsplätze der AUA-Beschäftigten ebenso wie die Wettbewerbsfähigkeit der Lufthansa-Tochter massiv, appellierte Ofner an die Vernunft der Arbeitnehmerverhandler. Ein Streik bringe keine Lösung. Wie berichtet, sieht die Airline durch einen möglichen Ausstand bis zu 430 Flugverbindungen gefährdet.

Eskalationsmaßnahmen seitens Betriebsrat und Gewerkschaft trügen nicht zur Lösungsfindung bei, stellte eine AUA-Sprecherin am Wochenende klar. Die Maßnahmen stünden in keinem Verhältnis, die Fluggäste hätten auch kein Verständnis dafür. "Unternehmensseitig versprechen wir, alles dafür zu tun, um unseren Fluggästen den Osterurlaub zu ermöglichen."

Annäherung an Gehälter der Lufthansa

Die Gewerkschaft und der Betriebsrat hingegen pochten und pochen unverändert auf eine "gerechtfertigte Annäherung an die Gehälter der AUA-Mutter Lufthansa". Die AUA rangiere bei der Erlösqualität innerhalb der Lufthansa-Gruppe inzwischen auf Position zwei – noch vor der Lufthansa. Hinsichtlich der Verdienstmöglichkeiten (auf ein Jahr gerechnet inklusive Zulagen etc.) rangiere die AUA weit abgeschlagen. Piloten verdienten weniger als bei Konzerngesellschaften wie Eurowings, Discover oder Ocean, führen Arbeitnehmervertreter ins Treffen. Bei der Mutter Lufthansa verdiene ein Pilot im zwölften Dienstjahr fast das Doppelte.

Die Gewerkschaft Vida betonte, dass das vom Unternehmen unterbreitete Angebot mit einem durchschnittlichen Plus von 18 Prozent für das fliegende Personal tatsächlich nur den Inflationsausgleich darstelle. Das Unternehmen "spiele" lediglich mit Zahlen, das sei "nicht wertschätzend". Einzig ein neues Angebot könne die Kampfmaßnahmen verhindern. Ein solches war am Sonntag nicht in Sicht. Die Aufforderung an die AUA im Zuge des einstimmig gefassten Streikbeschlusses, "unverzüglich ein besseres Angebot zu legen", blieb bis dato unerfüllt. Der Verantwortliche der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft Vida, Daniel Liebhart, versicherte, dass der Arbeitsausstand mit einem neuen Angebot bis 27. März um Mitternacht abgewendet werden könnte. Man sei gesprächsbereit. Der Streik soll am 28. März um null Uhr beginnen.

Ansprüche der Passagiere

De facto sind Flugstreichungen wie bei der AUA angedroht Annullierungen. Fluggäste haben laut der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (APF) die Wahl zwischen Erstattung des Ticketpreises, Rückflug zum ersten Abflugort zum ehestmöglichen Zeitpunkt oder einer alternativen Beförderung zu vergleichbaren Bedingungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Auch Entschädigungen in Geld sind möglich. Die APF empfiehlt, mit der AUA in Kontakt zu treten, bevor Ersatzbuchungen getätigt werden, Rechnungen und Belege jedenfalls aufzubewahren und die Kosten beispielsweise für Übernachtung möglichst gering zu halten. (ung, APA, 24.3.2024)