Was macht ein Apple-User, wenn er ein neues Notebook benötigt, aber dabei ein möglichst kompaktes Gerät sucht und nicht unbedingt ans Leistungsmaximum gehen muss? Die Antwort ist einfach, denn sie ist die derzeit einzige Option im Angebot des Herstellers abseits des Macbook Pro: das Macbook Air. Und das wurde kürzlich neu aufgelegt, allerdings ohne große Fanfare, mit Pressemitteilung und Medienbriefings.

Hinter allerlei blumigen Worten versteckt sich der Umstand, dass es sich mit den Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger in Grenzen hält. Das zentrale Upgrade ist der Sprung auf den aktuellen M3-Chip von Apple, der mehr Performance ohne Einbußen bei der Akkulaufzeit verspricht. Im Gegenteil: Bis zu 18 Stunden lang (Anm.: Bei Wiedergabe von Videos mit Apple TV) soll das neue Macbook Air mit seinem 52,6-Wh-Akku durchhalten, ehe ihm der Saft ausgeht. Rund 40 Prozent sollen sich Filter und Effekte in Photoshop anwenden lassen, gut 30 Prozent besser sollen nun Spiele wie "No Man's Sky" performen, und auch bei Videobearbeitung verspricht man ein paar Prozent an Leistungs- und somit Zeitgewinn.

Das Macbook Air M3 in all seiner Pracht.
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Das sieht alles auf dem Papier schön und gut aus, ist aber für jemanden, der einigermaßen unbedarft an das Gerät herangeht, aber auch nicht sehr aussagekräftig. Der Autor dieser Zeilen verbringt den größten Teil seines Computeralltags mit Microsofts Windows und gelegentlich der einen oder anderen Linux-Distribution. Meine letzte Alltagserfahrung mit macOS lässt sich ins Jahr 2012 zurückverfolgen, als ich im Büro eines ehemaligen Arbeitgebers übergangsweise ein paar Wochen auf einem schon damals steinalten Mac arbeiten musste. Die damals nicht besonders erfreuliche Erfahrung ist natürlich nicht mehr aussagekräftig, denn zwölf Jahre sind in IT-Belangen eine verdammt lange Zeit.

Also warum nicht mit dem Macbook Air M3 nicht noch einmal hereinschnuppern, um herauszufinden, wie man sich als Windows-Veteran heute in der macOS-Welt zurechtfindet? Das bietet sich auch an als "Gegencheck" für das Experiment des Techradar-Autors Matt Hanson, der aufgrund verschiedener Aufdringlichkeiten von Windows 11 einen Umstieg in die Apple-Welt überlegt.

Basics

Zuerst aber ein paar Worte zum Gerät selbst, denn immerhin geht es ja auch um frische Hardware. Der Ersteindruck ist sehr positiv, weil Apple weiß, wie man Produktverpackungen gestaltet, was man von diversen anderen Herstellern nicht unbedingt behaupten kann. Zwei Kartonlaschen sind abzureißen, dann lässt sich der Laptop mühelos herausnehmen und genauso einfach wieder einpacken. Weder muss man mit einem Stanleymesser hantieren noch sich durch ein kompaktes Konvolut an Faltverschlüssen und Schaumstoff quälen. "It just works" trifft hier jedenfalls zu.

Das Notebook selbst – es lag in der 13,6-Zoll-Variante mit 10-Kern-Prozessor, 16 GB RAM und 1 TB Onboardspeicher vor – ist tipptopp verarbeitet. Seine Maße und Gewicht entsprechen mit 30,4 x 21,5 x 1,1 cm bei 1,24 Kilogramm exakt jenen der M2-Variante, was unterstreicht, dass wir es hier vorwiegend mit einem Chip-Upgrade zu tun haben. Der Bildschirm ist auch der alte geblieben, das "Liquid Retina Display" (IPS-LCD) bietet eine Auflösung von 2.560 x 1.664 Pixel, True Tone und Unterstützung für den DCI-P3-Farbraum, was vor allem Freunde von Bild- und Videobearbeitung freuen sollte. Die Bildwiederholrate ist allerdings auf 60 Hz limitiert, was bei einem Laptop mit einem Startpreis von 1.300 Euro dann doch ein bisschen schade ist.

An der Darstellungsqualität selbst gibt es nichts auszusetzen. Farben und Kontraste sind kräftig, aber nicht unrealistisch. Der Bildschirm ist auch gut entspiegelt und die Anpassung von Farben und Helligkeit an die Umgebungslichtverhältnisse klappt fast immer nahtlos und unauffällig. Was dank M3 neu ist, ist die Möglichkeit, zwei externe Bildschirme anzuschließen, allerdings lassen sich diese nicht gleichzeitig mit dem Display des Notebooks verwenden. Unterstützt werden hier Auflösungen bis zu 6K mit 60 Hz oder 4K mit 144 Hz, allerdings nicht für beide Monitore, für den zweiten gibt es Beschränkungen, hier sind maximal 5K mit 60 Hz oder 4K mit 100 Hz erlaubt.

Und wenn wir schon dabei sind: Auch die Audioausgabe klingt für einen Laptop sehr ordentlich. Die Qualität der 1080p-Webcam passt ebenfalls, auch wenn man damit eher nicht zum Profi-Streamer wird.

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Das integrierte Keyboard bietet einen Ein/Aus-Knopf mit integrierter TouchID-Fingerabdruckerkennung. Die Haptik ist freilich immer auch Geschmackssache und fällt für den Autor dieser Zeilen unter "nicht toll, aber auch nicht schrecklich". Der Druckpunkt der Tasten erscheint beim Tippen für den kurzen Hub etwas zu fest, was zu leichten Schreibmaschinen-Vibes führt, aber deutlich leiser ist.

Mit zwei USB-C-Anschlüssen ist die Port-Ausstattung, nun ja, sehr überschaubar. Wer nicht über Equipment verfügt, das mit passendem Stecker daherkommt, oder mehr Ports braucht, muss sich wohl oder übel mit Docking-Stations, Hubs und Adapterkabeln herumschlagen. Im vorliegenden Fall wurde für die Verbindung mit einer drahtlosen Maus ein USB-OTG-Kabel bemüht, was immerhin reibungslos funktioniert hat. Geladen wird das Macbook Air über einen Magsafe-Anschluss. Im Lieferumfang bei den 10-Kern-Varianten des Macbook Air befindet sich ein 35-Watt-Ladeadapter mit zwei USB-C-Buchsen. Wer sich für die 8-Kern-Variante entscheidet, muss mit 30 Watt und einer Buchse vorliebnehmen. Gegen Entgelt gibt es auch einen 70-Watt-Charger zur vollen Ausreizung der Schnellladefunktion.

Performance

So viel zu den Basics, doch wie viel Leistung steckt in dem Laptop, der immerhin auf Apples neueste Chipgeneration setzt. Der Corona 10-Renderbenchmark sieht die 10-Core-M3-Variante mit 16 GB RAM hier in etwa auf dem Niveau einer AMD Ryzen 5700X-Desktop-CPU, was sich für einen Laptop durchaus sehen lassen kann. Bestätigt wird das auch in Geekbench-Resultaten. Beide zeigen auch auf, wie stark unterschiedlich verschiedene Konfigurationsvarianten der diversen Apple-Chips performen. Der M3 sticht hier zwar die Basisvarianten von M2 und M1 aus, muss sich aber bereits dem M1 Pro und Max in den synthetischen Tests geschlagen geben.

Die praktische Performance wurde mit "Stray" überprüft. Das Action-Adventure mit feliner Hauptbesetzung wird automatisch auf mittlere Details und KI-Upscaling voreingestellt. Damit sieht das spiel gut, wenngleich auch nicht fantastisch aus, und läuft auch spielbar. Soll heißen: Die 60-Frames-Marke wird in der Regel zwar verfehlt, aber das Game bleibt fast immer stabil über 30 Frames. Immer wieder kommt es aber zu kurzen, spürbaren Rucklern. Die Ursache dafür ist schnell gefunden.

Das "Air" in Macbook Air steht bekanntlich für dessen schmalen Formfaktor, Leichtigkeit und den lautlosen Betrieb. Erzielt werden diese Eigenschaften unter anderem mit dem Verzicht auf eine aktive Kühllösung mit Heatsink und Lüftern. Damit kommt es aber auch schneller zu Hitzestau, denn gerade bei einer solch kompakten Bauform gibt es nicht allzu viel Luftvolumen, an das die Wärme der CPU abgeführt werden kann, und eben auch keinen forcierten Luftaustausch. Wer bei stärkerer Beanspruchung des Macbooks auf den Bereich zwischen Tastatur und Bildschirm greift, wird eine beachtliche Erwärmung der Oberfläche feststellen. Daraus lässt sich folgern: Für Casual Gaming und anspruchsvollere Spiele in reduzierten Einstellungen ist das Macbook Air M3 geeignet. Eine Spielemaschine für die neusten AAA-Titel ist es aber ganz klar nicht, wird aber trotz blumiger Worte zur Grafik-Schnittstelle "Metal" auch nicht als solche beworben. Nachdem viele AAA-Titel aber ohnehin nicht (nativ) für macOS angeboten werden, ist Windows für dieses Szenario ohnehin kaum ersetzbar.

Windows-User vs. macOS

Wie sieht es mit Arbeiten aus? Zwei Arbeitstage absolvierte der Verfasser dieses Konvoluts auf dem Macbook Air. Und das größte Hindernis dabei war nicht die Hardware. Bei der Änderung mancher Systemeinstellungen brauchte macOS 14.4 ("Sonoma") zwar überraschend lange, die größten Sorgen bereitete allerdings die Eingewöhnung an das Bedienkonzept. An Kleinigkeiten wie die auf der anderen Fensterseite liegenden Elemente für Minimierung, Vollbild und Schließen eines Fensters gewöhnt man sich schnell. Doch während sich Windows an und für sich recht gut allein mit Touchpad oder Maus bedienen lässt, kann Apples System das für sich nicht reklamieren. Arbeiten in erträglicher Geschwindigkeit setzt die Kenntnis verschiedener Tastatur-Shortcuts voraus.

Der Haken daran: macOS macht sich keine Mühe, diese dem Nutzer beizubringen. In einem der Tutorials, die nach der ersten kurzen "Führung" durch das System angeboten werden, tauchen das Kürzel zum Aufnehmen von Screenshots und jeder für den "Finder" auf, den man durchaus als zentrales Steuerelement betrachten darf. Eigentlich sollte das System unmissverständlich darauf hinweisen, dass Neulinge sich diese Hilfestellung zu Gemüte führen sollten. Besser noch: Eigentlich sollte unmittelbar nach dem Aufsetzen eine Übersicht über die wichtigsten Shortcuts angeboten werden. Das Fehlen einer solchen erklärt nicht nur ganz gut, warum Ratgeber-Videos à la "Das sind die 10 wichtigsten macOS-Tastenkürzel!!!11einself" zahlreiche Zugriffe einfahren, sondern sorgt auch für unnötigen Frust. Wer kratzt sich schon gerne grundlegende Infos über sein Betriebssystem per Internetsuche zusammen?

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Erschwerend kommt hinzu, dass macOS eben in manchen Punkten deutlich von etablierten Standards abweicht. In Windows und den meisten Linux-Derivaten ruft man mit der rechten Maustaste bzw. der rechten Taste des Touchpads ein Kontextmenü auf und öffnet Programme und Dateien per Doppelklick. In macOS hingegen ist standardmäßig eingestellt, dass man beim Trackpad per 2-Finger-Klick das Kontextmenü öffnet. Das gilt aber nicht, wenn man eine Maus anschließt, dort tut dann die rechte Maustaste nämlich das Gleiche wie in Windows. Es ist, gelinde gesagt, verwirrend.

Bevor jemand einwirft, dass das alles ja bei macOS nichts Neues ist: Dieser Text ist aus Perspektive eines mit macOS kaum vertrauten Nutzers geschrieben. Und an und für sich sollte ja auch Apple daran Interesse haben, dass Leute aus der Windows- und Linux-Welt beim Reinschnuppern Gefallen am eigenen System finden. Abgesehen davon halte ich "weil's imma scho so woar" für ein denkbar schlechtes Argument bei Diskussionen zu den allermeisten Themen. Die Ausnahme ist Pizza Hawaii, die schon immer ein Verbrechen gegen die Kulinarik war und immer sein wird.

Auch nach Bereitlegung der wichtigsten Shortcuts erwies sich das Arbeiten an den zwei Tagen noch als einigermaßen mühsam. Das Windows-Hirn hat beispielsweise eine harte Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass die Verwaltung von Dateien sich weniger nach Ordnerstrukturen, sondern stärker nach Dateitypen und den Bordmitteln des Systems zur Organisation selbiger richtet. Oder dass man nach der Installation einer App, die nicht über Apples eigenen Store angeboten wird, deren Icon erst mal aus einem eher nichtssagenden Fenster in die Appliste ziehen muss, um sie fortan direkt von dort starten zu können.

Es wäre vermessen zu sagen, macOS sei ein schlechtes Betriebssystem. Das ist es, nicht nur dem Vernehmen vieler erfahrener User, keineswegs. Es fehlt allerdings am "Onboarding" für Umsteiger. Die brauchen dann entweder Rat von Freunden, müssen auf Apples Supportseiten und anderen Netzquellen nachschlagen oder einen der von Apple angebotenen Bedienkurse belegen. Die letzteren beiden Varianten sollten allerdings gar nicht erforderlich sein, wenn es einfach nur darum geht, die Basics des Systems zu erlernen. Fairerweise kann man einwerfen, dass Windows sich auch keine große Mühe gibt, Nutzer schnell in wichtige Shortcuts einzuweihen. Allerdings dominiert das System nicht nur den Markt, sondern teilt sich seine Bedienkonventionen auch mit den meisten anderen modernen Desktop-Plattformen. Und, wie bereits erwähnt, es ist wesentlich einfacher rein mit der Maus verwendbar.

"Stray" läuft spielbar auf dem Macbook Air M3, zeigt mit gelegentlichen Rucklern aber immer wieder dessen Limits auf.
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Fazit

Was bedeuten diese Feststellungen nun in ihrer Gesamtheit? Das Macbook Air M3 ist ein hardwareseitig grundsolider Laptop und für die Apple-Fraktion wohl die neue, unanfechtbare Einstiegslösung. Das lässt sich nicht nur aus Benchmarks, Arbeit und dem Probespielen mit "Stray", sondern auch aus anderen Rezensionen von Testern mit mehr Erfahrung mit Notebooks des Herstellers herauslesen. Den Kostenfaktor muss man freilich selbst beurteilen, und eingeschworene Nutzer der Produkte aus Cupertino pflegen hier in der Regel eine andere Perspektive als ein wenig markentreuer Windows-Veteran.

Dessen Freude mit dem aktuellen macOS war überschaubar. Der Zugang, dass Neulinge sich die wichtigsten Dinge autodidaktisch aneignen mögen, findet meine Wenigkeit nicht sehr nachvollziehbar. Es war vermutlich nicht mein letzter Ausflug in Apples Desktop-Sphären, aber fürs Erste kehre ich glücklich in den Schoß von Windows zurück. (gpi, 31.3.2024)