Der Ende vergangenen Jahres verstorbene Karl (Fürst) Schwarzenberg war ein Homo politicus. Der Sohn, der nunmehrige Familienchef Johannes Schwarzenberg, trat lange politisch nicht hervor, setzte aber in den letzten Jahren Zeichen, dass er keineswegs nur unpolitischer Verwalter der Familiengüter in Wien, der Steiermark und Böhmen sein will.

Johannes Schwarzenberg und seine Frau Francesca.
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Zuletzt hat Johannes Schwarzenberg eine Aktion von einiger außenpolitischer Symbolik gesetzt. Das Barockpalais Schwarzenberg in Wien, das derzeit aufwendig saniert wird und (wie schon früher) zu einem Hotel werden soll, grenzt an die im Volksmund "Russendenkmal" genannte Gedenkstätte für die 18.000 sowjetischen Soldaten, die im April 1945 bei der Eroberung/Befreiung von Wien gefallen sind. Die Stützmauer des weitläufigen Palais-Schwarzenberg-Areals ließ Schwarzenberg schon 2022 als Protest gegen den Überfall Putins auf die Ukraine in den ukrainischen Nationalfarben Blau-Gelb bemalen. Nun verwirklichte Schwarzenberg eine Idee, die im Gespräch mit der Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger entstanden war: Auf die Mauer kamen noch Porträts des in einem sibirischen Straflager getöteten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny.

Mit Porträts von Alexej Nawalny auf der Mauer hinter dem sowjetischen Heldendenkmal verweist die Familie Schwarzenberg seit Dienstag auf den Kreml-Kritiker, der im Februar in einem russischen Straflager starb.
APA/ROLAND SCHLAGER

Politische Haltung

Johannes Nepomuk Andreas Heinrich Joseph Karl Ferdinand Maria Schwarzenberg hat keinen besonderen politischen Ehrgeiz, aber er hat eine politische Haltung. Bei der Seelenmesse für seinen Vater im Stephansdom brachte er eine bemerkenswerte "Fürbitte" vor: "Lass die Parteien, die die Werte der Republikgründer teilen, zur Zusammenarbeit finden, damit Österreich ein freies und tolerantes Land bleibt."

Lange hat sich der 1967 geborene "Aki" (so der familieninterne Spitzname) aristokratischen Hobbys wie der Jagd, aber auch der Verwaltung der umfangreichen Güter gewidmet, die ihm schon vor längerer Zeit übertragen wurde. Er ist in zweiter Ehe mit der aus Florenz stammenden Autorin Francesca Riario-Sforza verheiratet und gilt als zugleich öffentlichkeitsscheuer wie freundschaftlich-offener Gesprächspartner. Als Philosophie gab er einmal an: "Wir sind nie Finanzspekulanten gewesen, wir sind altmodisch." Mit seinem Vater, dem späteren tschechischen Außenminister, focht er früher recht heftige Kämpfe aus (ebenso wie seine Schwester Lila, die den Film "Mein Vater, der Fürst" daraus gemacht hat). Aber das Verhältnis war schon lange geklärt und der Frieden letztendlich geschlossen. (Hans Rauscher, 29.3.2024)