US-Botschaft in Havanna
Auch hier sollen die rätselhaften Symptome bei US-Diplomaten aufgetreten sein: in der US-Botschaft in Havanna.
AFP/YAMIL LAGE

Berlin/Wien – Der Auslöser für rätselhafte Symptome wie Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit, die seit 2016 bei US-Diplomaten auf der ganzen Welt auftreten, könnten Mikrowellenwaffen des russischen Militärgeheimdiensts GRU sein. Darauf deuten zumindest Recherchen von "Spiegel", "The Insider" und "60 Minutes" hin. Die russische Regierung wies am Montag jegliche Verbindung zu den Havanna-Syndrom genannten Beschwerden, als "haltlose Anschuldigungen" zurück. Die US-Behörden wollen neue Informationen prüfen.

Das Thema sei nicht neu, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, und es habe von Anfang an Anschuldigungen gegen Russland gegeben. Niemand habe allerdings bisher überzeugende Beweise vorgelegt. Das US-Außenministerium wollte die Medienberichte weder bestätigen noch kommentieren. Man habe betroffene Mitarbeiter mithilfe des Havanna-Gesetzes umfangreich entschädigt und unterstützt. Der Geheimdienstausschuss sei im März 2023 zu dem Schluss gekommen, dass es unwahrscheinlich ist, dass ein ausländischer Gegner für die Beschwerden bei den Diplomaten verantwortlich sei. An dieser Einschätzung halte man fest. Die Geheimdienste würden neue Informationen auswerten, wenn es solche gebe, hieß es.

Flugdaten als Indiz

Den Recherchen zufolge soll es die ersten Fälle bereits 2014 in der deutschen Metropole Frankfurt gegeben haben. Diese, so ein Betroffener, seien allerdings von der US-Regierung ignoriert worden.

Hinter den Attacken könnte der russische Militärgeheimdienst GRU stehen, heißt es nun in einem "Spiegel"-Bericht. Laut Reise- und Telefondaten seien, so die Erkenntnisse des Rechercheteams, bei vielen Attacken, die das Havanna-Syndrom zur Folge hatten, Mitglieder der GRU-Einheit 29155 an Ort und Stelle gewesen. Konkret könnten elektromagnetische oder akustische Waffen eingesetzt worden sein.

Auch Wien kam laut dem Bericht in den Flugplänen der Agenten vor. US-Medien hatten Mitte 2021 von Fällen des Havanna-Syndroms in der US-Botschaft in Wien berichtet. Betroffene gaben an, dass die Symptome begannen, nachdem sie etwa ein seltsames Geräusch gehört oder starken Druck in ihrem Kopf gespürt hatten. Die österreichische Hauptstadt gilt als internationale Drehscheibe für Geheimdienstaktivitäten, aber auch für informellen internationalen Austausch.

Einen von CBS in "60 Minutes" berichteten Fall bestätigte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh am Montag (Ortszeit): Demnach sind bei einem hochrangigen Beamten des US-Verteidigungsministeriums beim Nato-Gipfel im litauischen Vilnius im vergangenen Jahr Symptome aufgetreten, die denen des Havanna-Syndroms ähneln. (APA, 2.4.2024)