Einfamilienhäuser
Weil die "Singularisierung" anhält, steigt die Wohnfläche pro Person in Österreich weiter an.
IMAGO/Silas Stein

Immer mehr Österreicherinnen und Österreicher wohnen allein. 2022 waren es schon 38 Prozent aller Haushalte, Tendenz weiter steigend. Von den insgesamt etwas mehr als vier Millionen Hauptwohnsitzwohnungen in Österreich werden also rund 1,5 Millionen nur noch von einer Person bewohnt. Die meisten Einpersonenhaushalte gibt es in Wien, hier ist es schon fast jeder zweite Haushalt.

Mit der "Singularisierung" geht naturgemäß auch einher, dass die durchschnittliche Haushaltsgröße in Österreich sinkt und sinkt. 1961 lebten im Schnitt noch genau drei Menschen in einem Haushalt, 2022 waren es nur noch 2,19. In all dieser Zeit verlief die Bewegung bei der Größe der Wohneinheiten gegenläufig: 1995 war ein durchschnittlicher Hauptwohnsitz noch 87,6 Quadratmeter groß, heute sind es ziemlich genau 100 Quadratmeter.

Die Wohneinheiten wurden also immer größer, die Zahl der darin lebenden Menschen aber immer kleiner. Und weil die "Singularisierung" anhält, steigt die Wohnfläche pro Person in Österreich trotzdem weiter an, auf derzeit fast 47 Quadratmeter. Noch nie hatten die Menschen also jedenfalls statistisch betrachtet so viel Wohnraum zur Verfügung.

Eine Frage des Alters

Warum hält die "Singularisierung" an? Zum einen gibt es ein relativ neues Phänomen, wie Wohnbauforscher Wolfgang Amann erklärt: "Es gibt einen starken Trend zu 'statistischen' Singles, die eigentlich in Paarhaushalten leben." Paare also, die zwar zusammen sind, bei denen trotzdem aber jeder eine eigene Wohneinheit hat. Grundsätzlich setzt die erwähnte "Singularisierung" laut Amann etwa im Alter von 40 Jahren ein, oft nach dem Ende der ersten längeren Beziehung.

Der Übergang zum "statistischen" Single, der die eigene Wohneinheit beibehält, dann aber doch wieder in einer Beziehung lebt, ist ein schleichender. Und dann ist allein wohnen natürlich eine Frage des Alters – im doppelten Sinne. Ein gutes Drittel der über 60-Jährigen lebt allein, meist wegen Trennungen oder Todesfällen. Ein Viertel der Menschen dieser Altersgruppe hat ein Einfamilienhaus, 14 Prozent eine Eigentumswohnung. Doch es hat neben der Vereinsamung auch finanzielle Nachteile, allein zu leben: Heiz- und Betriebskosten oder notwendige Investitionen – etwa in die nötige Barrierefreiheit – sind schwerer zu stemmen.

Ungleiche Verteilung

Oft wird kritisiert, dass ältere alleinstehende Menschen, vor allem in größeren Städten, genau den (zu) großen Wohnraum zur Verfügung haben, den junge Familien dringend bräuchten. Eine bessere Verteilung wäre also sinnvoll. Doch wer aus einer riesigen preisgedeckelten Altbauwohnung mit altem Mietvertrag auszieht, bekommt um das gleiche Geld nicht einmal 40 oder 50 Quadratmeter im Neubau.

Abgesehen davon, dass sich ohnehin viele ältere Menschen nicht vorstellen können, die eigenen vier Wände im Alter nochmals zu verlassen. Sie wollen dort – oder zumindest im gewohnten Umfeld – so lange wie möglich bleiben können. Seniorenheime sind deshalb eher unbeliebt und außerdem meistens teuer. Modelle dazwischen gibt es aber immer mehr. Seniorinnen-WGs sind in größeren Städten schon vermehrt zu finden, zunehmend auch in ländlicheren Gegenden.

Klar ist: Den einmal erlangten Wohnkomfort gibt man nicht mehr so leicht auf. Zwei Zimmer sind heutzutage ohnehin meistens die Untergrenze, auch für Singles; sogenannte Garconnieren (Einraumwohnungen) gibt es nur noch im Altbau. Alternativen, auch für junge Erwachsene, wären Wohngemeinschaften, also die gute alte WG. Gewerblich betriebene Wohnheime für junge Erwachsene, die im Berufsleben stehen, gibt es zwar auch immer mehr, doch auch sie sind verhältnismäßig teuer. Gegen den Trend der ausufernden Wohnfläche pro Person würden sie aber allemal wirken: Meistens sind diese Wohneinheiten vergleichsweise winzig. (Martin Putschögl, 5.4.2024)