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Boeing steht nach einem Zwischenfall mit einem herausgebrochenen Rumpffragment unter Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern.
IMAGO/Paul Christian Gordon/ZUMA Wire

Chicago – Die wochenlange Stilllegung von Boeing-Maschinen des Typs 737-9 Max nach einem Beinaheunglück im Jänner bringt dem Flugzeugbauer hohe Kosten ein. Der Fluggesellschaft Alaska Airlines zahlte Boeing im vergangenen Quartal rund 160 Millionen Dollar (rund 148 Millionen Euro) als Wiedergutmachung für entgangene Einnahmen und entstandene Mehrausgaben. Man erwarte noch weitere Entschädigungen, Details dazu seien aber vertraulich, hieß es von Alaska Airlines am Donnerstag.

Herausgebrochenes Rumpffragment

Bei dem Zwischenfall im Jänner mit einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines war kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpffragment an der Sitzreihe 26 herausgebrochen. Die mehr als 170 Menschen an Bord kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Allerdings waren die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im Rumpf nur durch einen glücklichen Zufall leer geblieben und das Flugzeug befand sich noch in relativ geringer Höhe.

Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht nach ersten Untersuchungen davon aus, dass vier Befestigungsbolzen an dem Rumpfteil fehlten. Es gebe Hinweise darauf, dass das Fragment immer weiter hochgerutscht sei, bis es dann beim 154. Flug der Maschine herausbrach, sagte NTSB-Chefin Jennifer Homendy in einer Anhörung im US-Senat. Es ist bekannt, dass das Rumpffragment im Boeing-Werk für Nacharbeiten herausgenommen und wieder eingesetzt wurde. Der Konzern konnte bisher jedoch keine Unterlagen dazu finden und den Ermittlern zur Verfügung stellen. Boeing steht nach dem Vorfall unter verstärktem Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Konzernchef Dave Calhoun kündigte vor Kurzem seinen Rückzug an.

Neben Alaska Airlines musste unter anderem auch die große US-Fluggesellschaft United nach dem Zwischenfall viele Flugzeuge bis Ende Jänner am Boden lassen.

Mögliche Aufteilung des Zulieferers Spirit

Indes nähern sich Boeing und der größte Konkurrent Airbus laut Insidern einer Einigung über eine Aufteilung ihres Zulieferers Spirit Aerosystems. Die beiden größten Flugzeughersteller der Welt prüften, wie sie ihre jeweiligen Verbindungen zu Spirit entflechten können, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Bei Airbus hieß es, es würden verschiedene Optionen geprüft. Boeing lehnte eine Stellungnahme ab.

Boeing hat zwei Jahrzehnte lang Teile seiner Fertigung ausgelagert. Das heutige Spirit wurde 2005 von Boeing abgespalten und gewann kurz darauf Airbus als inzwischen zweitgrößten Kunden hinter Boeing. Spirit ist an der Börse etwa vier Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro) wert. (APA, 5.4.2024)