April Sommer Klimawandel Temperatur
Sommerliche Temperaturen im April gibt es heuer schon in der ersten Monatshälfte.
IMAGO/Jan Eifert

Wien – Am 7. April war es in Österreich bereits so weit: Die 30-Grad-Marke wurde erreicht – und zwar in Bruck an der Mur in der Steiermark. Dort wurden am Sonntag exakt 30,0 Grad gemessen, teilte Geosphere Austria in einer Aussendung mit. Damit wurde der früheste Hitzetag mit mindestens 30 Grad in einem Kalenderjahr in Österreichs Messgeschichte registriert. Laut Geosphere Austria – dem Zusammenschluss aus Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Geologische Bundesanstalt (GBA) – wurde dieser Wert damit zehn Tage früher erreicht als beim bisherigen Rekord am 17. April 1934 in der Stadt Salzburg.

Die Höchsttemperatur in einem April wurde in der österreichischen Messgeschichte mit 32,0 Grad am 28. April 2012 in Waidhofen an der Ybbs gemessen. Zumindest ungewöhnlich warm war es aber dennoch in gleich mehreren Teilen des Landes. Landesweit registrierten am Sonntag 204 von insgesamt 278 Wetterstationen der Geosphere Austria einen Sommertag mit mindestens 25 Grad.

Mehr Rekorde durch den Klimawandel

Die Geosphere Austria führte in ihrer Aussendung erklärend aus: Durch die Klimaerwärmung träten sehr warme Wetterlagen immer öfter schon früh im Jahr auf. In der derzeit zu beobachtenden Form sei es dennoch überraschend: "Die sehr hohen Temperaturen der letzten Tage sind sehr außergewöhnlich", fasst auch Alexander Orlik von Geosphere Austria zusammen. Auch der Februar und der März seien bereits ungewöhnlich warm gewesen. "Es ist ein bisschen unklar, warum die warme Wetterlage so lange anhält", sagt Orlik.

Jedenfalls würden warme Luftmassen vor allem aus Südwesten und Nordwesten das Wetter derzeit bestimmen. Im Sommer nehme die Bedeutung dieses Wettereinflusses wieder ab, weil dann die Sonne bereits eine viel stärkere erwärmende Kraft habe und die Luftmassen weniger dominant für die Temperatur seien.

Robin Kohrs

Der Blick auf das Gesamtbild lässt keinen Zweifel aufkommen: Global betrachtet war der vergangene März temperaturmäßig der zehnte Rekordmonat in Folge. 2023 lag die weltweite Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche im Schnitt 1,48 Grad Celsius über dem vorindustriellen Referenzwert – es war damit das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Menschengemachte Ursachen

Dass daran der Mensch die Hauptverantwortung trägt, steht für die Wissenschaft außer Frage: Die Konzentrationen der drei wichtigsten Treibhausgase Kohlenstoffdioxid, Methan und Distickstoffmonoxid erreichten laut aktuellem Befund der US-Klimabehörde NOAA 2023 neue Höchststände. Allein das CO2 lag im Jahresdurchschnitt bei 419,3 ppm (parts per million) und damit 2,8 ppm über dem davor verzeichneten Rekordwert. Ähnliche Mengen an Kohlendioxid beherbergte die Erdatmosphäre zuletzt vor 4,3 Millionen Jahren. Damals freilich befand sich der Meeresspiegel etwa 30 Meter höher als heute, und die arktische Tundra war mit Wäldern bedeckt.

Dass die Rekordserie in den kommenden Monaten eher nicht abreißen wird, liegt insbesondere auch am Klimaphänomen El Niño. Diese Entwicklung – eine Erwärmung von Meeresströmungen in östlichen Teilen des Pazifiks rund um den Äquator – hat eben erst ihren Höhepunkt überschritten und befeuert die Folgen des menschengemachten Klimawandels zusätzlich. Das werden einige Regionen der Welt im weiteren Verlauf des Jahres noch heftig zu spüren bekommen, wie eine Studie von Ende Februar schlussfolgert.

Ausblick in Richtung Sommer

In Österreich bleibt es nach dem Sommerfrühstart am vergangenen Wochenende zu Wochenbeginn weiter warm und föhnig. Zur Wochenmitte werde es dann wieder etwas kühler, prognostiziert die Geosphere Austria. Zum Freitag hin aber soll sich das sonnige Hochdruckwetter wieder fortsetzen. Nur ganz im Norden können die Wolken dann vorübergehend etwas dichter werden.

Und wie lautete der Prognose über die kommenden Wochen und Monate hinaus? Folgt auf einen warmen Frühling automatisch ein heißer Sommer? So weit in die Zukunft wagt Alexander Orlik von Geosphere nicht zu blicken. Wenn alle weiteren Monate einen Durchschnittsverlauf hätten wie in den vergangenen zehn bis 15 Jahren, reichten die Rekorde der ersten vier Monate des Jahres aber wohl aus, dass es das wärmste Jahr der Messgeschichte werde. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2024 in die Top fünf der wärmsten Jahre der Messgeschichte eingehe, schätzt Orlik jedenfalls als sehr hoch ein. Das liege nicht nur an den jetzigen Temperaturen und dem warmen März, sondern vor allem am viel zu warmen Februar. "Es ist erstaunlich, was schon alles möglich ist. Normal ist schon vieles nicht mehr", fasst Orlik zusammen.

Pollensaison geht früher los

Der viel zu warme Februar macht auch den Allergikern sehr zu schaffen: Frühblüher, also Esche und Birke, blühen dadurch noch früher, das hat sich laut Markus Berger vom Österreichischen Polleninformationsdienst in den vergangenen gut 20 Jahren ungefähr um 14 Tage nach vorne verschoben. Allergikerinnen und Allergikern versuchen, der Belastung "bestmöglich aus dem Weg zu gehen". Allerdings sei es inzwischen so variabel, wann die Saison losgeht, dass dieses Ausweichen erschwert werde. Und die hohen Temperaturen und andere Umwelteinflüsse würden die Pflanzen stressen, was wiederum zu einer größeren Pollenproduktion und einer höheren Pollenkonzentration führe. (Thomas Bergmayr, Anna Giulia Fink, Gudrun Springer, Daten: Robin Kohrs, 8.4.2023)