Marco Grüll im Zweikampf mit Pavlovic.
Marco Grüll und Rapid zeigen sich vor dem Spiel in Salzburg optimistisch.
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Salzburg/Graz/Klagenfurt – Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg steht am Sonntag (17.00 Uhr/live Sky) die nächste schwierige Aufgabe ins Haus. Die Salzburger wollen sich in der Bundesliga daheim gegen Rapid für das Cup-Aus im Halbfinale gegen Sturm Graz (3:4) rehabilitieren und stehen dabei einigermaßen unter Druck. Gelingt der angestrebte sechste Ligasieg in Folge nicht, könnte der Vorsprung des Tabellenführers auf Verfolger Sturm von derzeit fünf Punkten wieder schmelzen.

Acht Runden sind noch zu spielen, ein direktes Duell der beiden Titelrivalen in Salzburg ist am 28. April noch ausständig. Vorerst gilt der volle Fokus der Bullen aber Rapid. "Wir haben ein paar Dinge angesprochen, damit wir am Sonntag wieder schlagkräftig sind, so wie man uns kennt", erklärte Trainer Gerhard Struber. Knapp 16.000 Tickets sind verkauft, deutlich mehr als die knapp 11.500 gegen Sturm.

Salzburg hat gegen Rapid 21 Bewerbsspiele in Folge nicht verloren. Der bisher letzte Sieg der Grün-Weißen gegen die Bullen gelang vor über fünf Jahren, am 24. Februar 2019, in Wien (2:0). Die Hütteldorfer würden im Moment aber einen "sehr positiven Trend" verzeichnen, warnte Struber. "Das betrifft ihre Resultate im 24er-Jahr, aber auch die Struktur, die Rapid hat. Sie sind sehr klar, und sie haben auch eine Spielerqualität in ihren Reihen, die in Österreich top ist."

Salzburg in allen Heimspielen einer Meisterrunde ungeschlagen

Struber erwähnte vor allem Rapids Offensivreihe. "Da gilt es für uns die typische Marschroute vorzugeben und über 90 Minuten das wahre Gesicht zu zeigen. Dann ist es für Rapid hier sehr schwer, so wie es für alle Mannschaften in der Meistergruppe bisher war." Seit der Ligareform 2018 haben die Salzburger in der Finalphase keines ihrer 26 Heimspiele verloren - auch das ist ein Geheimnis ihrer Titelserie. 13 Ligarunden sowie 15 Meistergruppenpartien in Folge sind die Bullen ungeschlagen.

Dennoch sitzt der Stachel nach dem Cup-Aus tief. "Dass wir sensibilisiert sind, das jetzt in gute Bahnen zu lenken, ist klar", sagte Struber über das Meisterrennen. "Wir wollen aber nicht nur darüber reden, sondern tun." Gelingen muss es im Ligafinish möglicherweise ohne Maurits Kjaergaard. Der Däne zog sich gegen Sturm eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu und fällt gegen Rapid definitiv aus. "Er ist ein Leistungsträger in unserer Mannschaft, er geht uns natürlich ab", meinte Struber. "Wir haben hinten dran aber super Jungs, die bereit sind, das aufzufangen." Wie der im Cup-Halbfinale zu Beginn geschonte Stürmerstar Fernando dürfte auch Luka Sucic starten. Dazu kehrt im zentralen Mittelfeld Lucas Gourna-Douath nach seiner Sperre zurück. Ersatzkapitän Amar Dedic ist nach seiner Fußverletzung hingegen weiter fraglich.

"Jeder hat die Möglichkeit, es besser zu machen", betonte Salzburgs Sportdirektor Bernhard Seonbuchner. Auch der Bayer sieht Rapid "klar im Aufwind - einerseits ergebnistechnisch, aber auch, was die Wirkung der ganzen Gruppe betrifft". Seonbuchner erinnerte in dem Zusammenhang auch an die Rückschläge, die die Hütteldorer zuletzt zu überstehen hatten - etwa die Sanktionen wegen der Vorfälle nach dem Wiener Derby Ende Februar.

Sturm will Punkte im Titelrennen, der LASK im Kampf um Platz drei.
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Rapid-Kader "nicht auf Augenhöhe"

Tatsächlich setzte es für Grün-Weiß in den bisherigen zwölf Bewerbspartien unter der Leitung von Trainer Robert Klauß nur eine Niederlage - ein Heim-0:1 im Dezember daheim gegen Salzburg. "Wir haben schon im Dezember gezeigt, dass wir mithalten können. Aktuell sind wir punktemäßig und von der Qualität des Kaders nicht auf Augenhöhe. Trotzdem werden wir die Möglichkeit haben, dreifach zu punkten", vermutete der Deutsche.

Bei allem Optimismus ist der Respekt des 39-Jährigen vor dem Gegner dennoch groß. "Salzburg ist eine Mannschaft, die im Umschalten in beide Richtungen die beste der Liga ist, und sie ist bei Standards extrem stark", betonte der Coach. "Das ist die individuell bestbesetzte Mannschaft der Liga." Im Gegensatz zu Salzburg gelang Rapid der Cup-Finaleinzug, bereits am Mittwoch wurde beim DSV Leoben mit 3:0 gewonnen. "Beide Teams kommen aus einer kurzer Regenerationszeit. Es wird interessant sein, wie sie das verkraften. Ein Faktor wird sein, wer frischer im Kopf ist", meinte Klauß. "Wir sollten nicht den Fehler machen und eine zu hohe Erwartungshaltung an uns selbst setzen, doch wir sind gut drauf und haben Selbstvertrauen."

Für Rapid spricht auch die Stärke in der Defensive. In den neun Partien seit dem Jahreswechsel gab es nur vier Gegentore, in den jüngsten drei Matches gar keines. Klauß: "Ich glaube schon, dass es schwer ist, gegen uns Chancen zu erspielen. So, wie wir aktuell verteidigen, ist es gut, aber jetzt kommt mit Salzburg die höchstmögliche Prüfung."

Die Mozartstädter mussten gegen Sturm gleich vier Gegentreffer einstecken - ob es deshalb bei ihnen einen Knacks geben könnte, interessierte Klauß allerdings nur peripher. "Was genau in Salzburg passiert, verfolge ich nicht." Seine Truppe trifft aufgrund der beiden Liga-Duelle am 19. und 24. April sowie des Cup-Finales am 1. Mai gleich dreimal binnen 13 Tagen auf Sturm. "Das gibt es wohl nur in Österreich", mutmaßte Klauß.

Salzburg unter Druck setzen

Sturm Graz will mit der Euphorie des gewonnen Krachers gegen Salzburg in der Liga wieder Punkte für das Bundesliga-Titelrennen hamstern. Mit dem Heimspiel gegen den LASK (14.30/Sky) steigt die nächste Schlagerpartie. "Gegen einen ausgeruhten LASK zu gewinnen, wird nicht einfach", prophezeite Sturm-Trainer Christian Ilzer. Fünf Punkte Rückstand haben die Grazer zuletzt durch die 0:1-Niederlage gegenüber dem Serienmeister aufgerissen. "Es ist nicht so, dass wir uns nur auf Salzburg konzentrieren müssen. Wir müssen die Dinge Runde für Runde abarbeiten. Aber mit jedem Sieg, den wir landen, können wir die Salzburger unter Druck setzen - und das ist unser großes Ziel", meinte Ilzer.

"Der LASK gehört neben uns und Salzburg sicher weiterhin zu den aktuellen Top-Teams in Österreich, deswegen erwartet uns am Sonntag wieder ein unglaublich schweres Spiel", sagte Jusuf Gazibegovic, dessen Defensivverbund den zuletzt gesperrten Dimitri Lavalée zurück begrüßt.

Der LASK beendete zuletzt eine Serie von acht Pflichtspielen ohne Sieg. Das 1:0 gegen Klagenfurt soll neue Kräfte freisetzen, um den Vorsprung auf Rapid, der aktuell einen Zähler beträgt, nachhaltig zu verteidigen. "Beim Sieg gegen Klagenfurt hat die Mannschaft eine richtig gute Mentalität an den Tag gelegt. Nun wollen wir uns inhaltlich weiter steigern, um auch aus Graz etwas mitzunehmen", meinte Thomas Sageder.

Der LASK-Coach stellte sein Team wie immer gegen Sturm auf "viele Zweikämpfe, intensive Duelle, viele zweite Bälle und Umschaltsituationen" ein. "Wer diese besser für sich nutzen kann, hat gute Chancen, das Spiel in seine Richtung zu lenken", sagte Sageder. Mit Robert Zulj könnte das Um und Auf in der Offensive der Oberösterreicher ein Comeback geben.

Duell der Außenseiter

Am Wörthersee kommt es zum Duell der Außenseiter der Meistergruppe. Der Fünfte Austria Klagenfurt empfängt den punktegleichen Sechsten TSV Hartberg, für beide geht es um den ersten Erfolg seit der Liga-Teilung. Die Bilanz spricht dabei deutlich für die Kärntner, die aus den jüngsten sechs Partien gegen den TSV fünf Siege und ein Unentschieden holten.

Klagenfurt-Coach Peter Pacult hält wenig von Statistiken. "Das sind eben Serien, die es gibt. Für mich hat das nicht viel Bedeutung", sagte der Wiener. Seinen Hartberg-Kollegen Markus Schopp wurmt die Misserfolgsserie gegen die Kärntner. "Sie sind der Gegner, gegen den wir uns in den letzten Jahren am schwersten getan haben. Sie sind unberechenbar und sehr gut eingestellt, in jedem Match wird viel adaptiert", meinte der 50-Jährige. Erschwert wird das Match von der Personalsituation - mit Donis Avdijaj, Mamadou Sangare und Manuel Pfeifer sind gleich drei Profis gesperrt. Schopp bleibt dennoch gelassen. "Jetzt bekommen eben andere ihre Chance."

Sowohl die Kärntner als auch die Steirer peilen zumindest Endrang fünf an - in diesem Fall hätte man als Play-off-Teilnehmer die Chance auf einen Platz in der Conference-League-Qualifikation. (APA, red, 5.4.2024)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen der 25. Fußball-Bundesliga-Runde

SK Austria Klagenfurt - TSV Hartberg (Klagenfurt, 28 Black Arena, 14.30 Uhr, SR Jäger). Bisherige Saisonergebnisse: 3:0 (a), 1:1 (h)

Klagenfurt: Menzel - Gkezos, Wimmer, Robatsch, Schumacher - Besuschkow, Benatelli, Cvetko - Soto, Binder, Karweina
Es fehlen: Mahrer (gesperrt), Straudi (Oberschenkel), Maglica, Jaritz (beide im Aufbautraining)

Hartberg: Sallinger - Heil, Komposch, Steinwender, Brückner - Diakité - Providence, Kainz, Prokop, Filafer - Entrup
Es fehlen: Avdijaj, Pfeifer, Sangare (alle gesperrt)

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SK Sturm Graz - LASK (Graz, Merkur Arena, 14.30 Uhr, SR Lechner) Bisherige Saisonergebnisse: 2:0 (h), 1:3 (a)

Sturm: Jaros - Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Schnegg - Lavalée - Horvat, Kiteishvili, Prass - Böving, Biereth
Es fehlen: Gorenc Stankovic (gesperrt), Sarkaria (Knöchelbruch), Scherpen (Kreuzbandriss), Borkovic (Kreuz- und Seitenbandriss)

LASK: Lawal - Ziereis, Andrade, Talowjerow - Flecker, Horvath, Berisha, Bello - Usor, Ljubicic, Pintor
Es fehlen: Renner, Mustapha, Ljubic (alle verletzt)

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FC Red Bull Salzburg - SK Rapid (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 17.00 Uhr, SR Kijas). Bisherige Saisonergebnisse: 2:0 (h), 1:0 (a)

Rapid: Hedl - Kasanwirjo, Querfeld, Kongolo, Auer - Sattlberger, Grgic - Lang, M. Seidl, Grüll - Burgstaller
Es fehlen: Cvetkovic, Gale (beide Kreuzbandriss), Strunz (Syndesmosebandriss), Dursun (Sprunggelenk)

Salzburg: Schlager - Daniliuc, Solet, Pavlovic, Guindo - Gourna-Douath - Bidstrup, Gloukh, Sucic - Fernando, Ratkov
Es fehlen: Kjaergaard (Muskelverletzung im Oberschenkel), Capaldo (Knie-OP), Horn (Bauchmuskelverletzung), Morgalla (rekonvaleszent)
Fraglich: Dedic (nach Fußverletzung), Baidoo (nach Syndesmoseriss eine Woche im Mannschaftstraining)