Annette Mann
Annette Mann führt die Austrian Airlines als erste Frau seit März 2022.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Im Streit um die künftigen Gehälter des Bordpersonals kämpft AUA-Chefin Annette Mann mittlerweile auch persönlich um die Lufthoheit in der Öffentlichkeit. Die 46-jährige Deutsche richtete ihrer Belegschaft in der "ZiB 2" aus, das geforderte Plus sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Sollte die Gewerkschaft allzu hohe Abschlüsse mit Streiks erzwingen, werde man die Austrian Airlines "neu denken", sprich manche Strecken mit anderen Fluglinien aus dem Lufthansa-Konzern fliegen.

Das TV-Interview kam dem Vernehmen nach bei einigen Bordmitarbeitern eher schlecht an. Die Vorstandschefin sei nicht nur bisher 17 Verhandlungsrunden für den Kollektivvertrag ferngeblieben, sie meide auch sonst den Kontakt zur Belegschaft, heißt es. "Ich bin jemand, der versucht, ein Vorstandsteam auch stark als Team zu leben. Wir sind ja zu dritt. Das ist für manche Mitarbeiter vielleicht ungewöhnlich", erklärt Mann dazu dem STANDARD. Der "permanente Ruf" nach dem CEO sei "kein modernes Führungsverständnis mehr", sagt sie.

Mann, die im niederbayrischen Simbach unweit der Grenze zu Österreich geboren ist, arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Lufthansa-Konzern. Zuletzt war sie federführend für Nachhaltigkeit zuständig, bevor sie im März 2022 ins Cockpit der AUA mit rund 6.000 Beschäftigten wechselte. "In Wien weiß man noch, wie man das Leben genießt", sagt sie. Das sei in vielen Orten in Deutschland anders. Nur ans Raunzen der Österreicher müsse man sich gewöhnen.

Druckmittel Billigflieger

Trotz anhaltender Proteste des Bordpersonals nach Ostern will Mann nichts an ihrem Kurs ändern. "Wenn die Gewerkschaft derart hohe Abschlüsse mit Streiks durchsetzt, müssten wir uns anschauen, welche Strecken von anderen Airlines, die wir im Lufthansa-Konzern haben, kostengünstiger geflogen werden können", sagt sie auch heute. Das Wort "wir" in Bezug auf den Lufthansa-Konzern wurde in der Belegschaft schon im "ZiB 2"-Interview missmutig vernommen. Mancher fragt sich, welchen Hut die Chefin in der Öffentlichkeit nun aufhat, den österreichischen oder den deutschen.

Trotz rauen Winds will Annette Mann offenbar noch länger in Wien bleiben. Ihren Vertrag hat sie um fünf Jahre verlängert, bis Februar 2030. Das muss in der Luftfahrtbranche aber nicht viel heißen. Manns Vorgänger bei der AUA, Alexis von Hoensbroech, hatte seinen Vertrag im Oktober 2020 bis 2026 verlängert. Wenig später düste der Deutsche dennoch zum kanadischen Billigflieger Westjet weiter. (Lukas Kapeller, 8.4.2024)