Ein gewiefter Unternehmer, eine kleine Schreinerei im schwedischen Hinterland und eine Idee, die das Zeitalter der Konsumgesellschaft einläutete. Der Eroberungszug von Ikea begann in den 1950er-Jahren. Erschwingliche Möbel in einem großen Kaufhaus, ein Vergnügungspark samt Hotel gleich nebendran: Das war neu.

Ikea
Arte hat eine kritische Ikea-Doku im Programm.
GETTY IMAGES NORTH AMERICA/BRAND

Aufwendige Hochglanzmagazine verlockten dazu, sich von den geerbten Möbeln zu trennen und den wechselnden Designtrends zu folgen. Das Konzept von Fast Furniture war geboren. Doch wieso sind die Möbel so billig? Sind es wirklich nur die große Stückzahl, die ausgeklügelten Vertriebswege und das Prinzip des Selbstzusammenbauens? Die neue Arte-Dokumentation Wie Ikea den Planeten plündert zeigt einige weitere Strategien, die zu den niedrigen Preisen führen: billiges Holz, zweifelhafte Deals und keine Rücksicht auf die Natur. Ikea streitet all das ab.

In den Abholzgebieten

In der Doku wird man mitgenommen nach Polen, Rumänien und Brasilien. Alles Abholzgebiete. Es wird gezeigt, wie ein Aktivist beim Versuch, die Umweltverstöße auf einer forstwirtschaftlichen Fläche zu kartografieren, ernsthaft bedroht wird. Dass das Zertifikat, das Ikea benutzt, eher als Greenwashing bezeichnet werden kann. Die Doku zeigt karge gerodete Wälder und zerstörte Landschaften. Ist das ruchlos, oder folgt der Konzern damit eben einfach den Gepflogenheiten des kapitalistischen Systems? Und inwiefern ist Ikea für die Taten seiner Zulieferer verantwortlich?

Die Doku bietet aufschlussreiche Annäherungen an diese Fragen. Auch wenn an der einen oder anderen Stelle die Beweislage für die schweren Vorwürfe in der Doku nicht immer eindeutig dargestellt wird. (Natascha Ickert, 8.4.2024)