In den vergangenen Jahren hat Google seine eigene Chipentwicklung deutlich ausgebaut. Bereits seit längerem gibt es eigene KI-Beschleuniger von Google, vor zweieinhalb Jahren hat sich mit Tensor noch ein eigener Smartphone-SoC hinzugesellt, der bei der Pixel-Reihe zum Einsatz kommt.

Fehlendes Puzzlestück

Doch während viele der Komponenten von Tensor direkt von Google kommen, überlässt man die zentrale Recheneinheit – also die CPU – bisher Partner Samsung. Dass Google auch diese Komponente künftig selbst gestalten will, war schon länger kein großes Geheimnis mehr. Nun nimmt man aber den ersten offiziellen Schritt in diese Richtung vor.

Google Axion CPU
Axion ist die erste eigene CPU von Google.
Google

Zum Start der Google Cloud Next Konferenz hat das Unternehmen mit Axion seine erste CPU auf Basis der Arm-Architektur vorgestellt. Diese soll "industrieführende" Performance und Effizienz bieten, verspricht Google vollmundig. Die Zielgruppe sind dabei aber nicht Konsumenten oder Konsumentinnen, der Chip ist ganz für den Einsatz in Rechenzentren gedacht.

Details

Auf Basis der Vorlage der Arm-Neoverse-V2-Architektur soll Axion bei typischen Serverlasten eine um 30 Prozent bessere Performance als reguläre Arm-Chips bieten, im Vergleich zu aktuellen Intel-Chips spricht man gar von einem Leistungsgewinn um 50 Prozent oder umgekehrt von einer Effizienzsteigerung um 60 Prozent – gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters geäußerte Versprechen, die allerdings auch reichlich generisch und ohne unabhängige Tests schwer nachzuvollziehen sind.

Google ist jedenfalls so von Axion überzeugt, dass man die Chips bereits selbst nutzt. Laut dem Unternehmen werden sie unter anderem bereits für die Google Earth Engine oder BigTable und BigQuery eingesetzt. Im Laufe des Jahres sollen diese Chips nun auch Google-Cloud-Kunden zur Verfügung stehen. Was auch bedeutet: Unabhängig will Google die Chips vorerst nicht verkaufen, sie sind an den eigenen Cloud-Dienst gebunden.

Axion setzt dabei wiederum auf ein System namens Titanium auf. Dabei kümmern sich eigene Mikrocontrollern um Aufgaben wie Netzwerk oder Sicherheit. Zudem gibt es passend dazu mit Hyperdisk einen neuen Block-Storage-Service.

Hintergrund

Google ist damit auch nicht der einzige Cloud-Anbieter, der vermehrt auf eigene Hardware setzt. So verwendet Amazon schon teilweise eigene Chips, auch Microsoft hat sich mittlerweile in dieses Feld begeben. Für all diese Firmen sind die Vorteile evident: Mit spezifischen Optimierungen kann man im laufenden Betrieb gehörig Geld sparen. Gerade bei KI-Chips kann man zudem gezielt Anpassungen für einzelne Aufgaben vornehmen. Zudem reduziert all das natürlich die Abhängigkeit von großen Chippartnern wie Intel oder zunehmend auch Nvidia.

Apropos KI-Beschleuniger: Mit der TPU v5p hat Google vor einigen Monaten die neue – und natürlich bisher stärkste – Generation seiner diesbezüglichen Chips vorgestellt. Diese ist ab sofort via Google Cloud für alle Kunden verfügbar.

Ausblick

Zum Abschluss noch ein kleiner Ausblick: Die CPU-Entwicklung von Google dürfte nicht auf den Cloud-Bereich beschränkt bleiben. So sprechen aktuelle Berichte davon, dass bereits ab 2025 – also für das Pixel 10 – auch bei Google-Smartphones eine eigene CPU zum Einsatz kommen soll. (Andreas Proschofsky, 9.4.2024)