Außenseiter Tiger Woods hofft auf mehr Licht als Schatten. Ein Superstar bleibt er in jedem Fall.
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Tiger Woods stand auf dem wunderbar gepflegten Grün in Augusta, und wer große Symbolik suchte, der fand sie locker. Die Sonne strahlte über dem Superstar des Golfsports, dann allerdings schob sich der Mond davor und es wurde zwar nicht gerade stockfinster, aber doch ziemlich schattig. In diesen Tagen soll es wieder hell werden, am Donnerstag beginnt das Masters, der 48-Jährige ist zurück auf der für ihn wichtigsten Bühne: Hier gewann der US-Amerikaner 1997 sein erstes Major und 2019 auch sein bisher letztes. "Dieses Turnier hat in meinem Leben eine große Bedeutung", sagt er, fünfmal hat er das grüne Jackett des Siegers angezogen: "Wenn alles zusammenkommt, dann kann ich noch eins holen."

Erstaunlicher Schwung

Im Training tummelten sich tausende Schaulustige, auch sein Trainingspartner verfolgte jeden Schlag. "Nach allem, was er durchgemacht hat, ist es erstaunlich, wie gut er schwingen kann", sagte Will Zalatoris. Der Andrang der sogenannten Patrons, der Zuschauer des mit 18 Millionen US-Dollar dotierten Turniers, war bereits im Vorfeld enorm.

Fast so groß wie damals vor 27 Jahren. Woods war gerade 21, als er mit seinem ersten Major-Gewinn zum jüngsten Masters-Sieger der Geschichte wurde. Im selben Jahr war er auch die jüngste Nummer eins der Welt, diesen und weitere Rekorde hält er bis heute. Momentan ist er nur die Nummer 959. Sein Vermögen wird auf 1,3 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Woods war quasi ein Wunderkind. Schon mit zwei Jahren stand der kleine Eldrick Tont, genannt Tiger, im Rampenlicht. Gemeinsam mit seinem Vater trat er in einer Talkshow auf, schwang schon als Kleinkind den Schläger sauber durch. Es folgte der kometenhafte Aufstieg. Seine Biografie ist aufregend, die Hochs und die Tiefs wechselten einander ab, hielten sich auch in ihrer Extremität die Waage.

Der Aufstieg

Im August 1996 gewinnt der erst 20-jährige Woods als erster Golfer zum dritten Mal in Folge den US-Amateur-Titel. Eine Woche später wird er Profi. Der Aufstieg des hochveranlagten Woods bringt ihm Aufmerksamkeit und hochdotierte Werbeverträge.

Die Premiere

Nach dem Gewinn dreier PGA-Turniere gewinnt Woods 1997 seine Major-Premiere in Augusta. Mit zwölf Schlägen Vorsprung deklassiert der 21-Jährige die gesamte Weltelite. Woods wird jüngster Masters-Sieger und zugleich der erste afroamerikanische Sieger.

Der Olymp

Mit seinem Sieg in Augusta 2001 macht Woods den "Tiger-Slam" perfekt. Durch seine vorherigen Erfolge bei den drei übrigen Majors im Jahr 2000 ist Woods der erste Golfer, der alle vier Major-Titel gleichzeitig hält. Es ist der Höhepunkt einer unvergleichbaren Dominanz im Golfsport.

Der Imageverlust

2004 heiratet Woods das schwedische Model Elin Nordegren, gemeinsam werden sie Eltern von zwei Kindern. 2010 lassen sie sich scheiden. Zuvor baut Woods einen Autounfall, bekennt sich zu außerehelichen Affären und gesteht seine Hypersexualität. Woods zieht sich vom Golfsport zurück und begibt sich in Therapie. Einige seiner zahlreichen Werbepartner beenden die Zusammenarbeit.

Der Rücken

Zum vierten Mal innerhalb von drei Jahren wird Woods 2017 an seinem chronisch lädierten Rücken operiert. Woods fällt erneut monatelang aus und rutscht in der Weltrangliste zwischenzeitlich auf Rang 1199 ab.

Das Comeback

2019 kämpft sich Woods in Augusta nach schwierigen Jahren wieder in die Weltspitze zurück, gewinnt das Masters-Turnier zum fünften Mal. Elf Jahre nach seinem 14. Major-Titel sammelt Woods Nummer 15 und seinen bis heute letzten Sieg bei den Masters.

Unfall mit Folgen

Am 23. Februar 2021 verliert Woods die Kontrolle über seinen SUV und überschlägt sich. Sein rechtes Bein wird zertrümmert, er muss mehr als ein Jahr pausieren. Nach der Reha nimmt Woods nur noch an ausgewählten Turnieren teil.

Der Favoritenkreis

Aktuell ist es das Masters. Bei der letztjährigen Auflage musste der Kalifornier in der dritten Runde aufgeben, der rechte Knöchel wurde dann noch einmal operiert. Zum Favoritenkreis gehört er natürlich nicht. Nummer eins auf den Sieg ist der Weltranglistenerste Scottie Scheffler, mit einer Quote von 5,00 liegt der US-Amerikaner vor dem Nordiren Rory McIlroy (12,00) und dem spanischen Titelverteidiger Jon Rahm (13,00). Die Quote von Woods liegt bei 126,00. Österreich ist durch Sepp Straka vertreten. Die Verletzungen brachten Woods nicht nur dazu, beim Abschlag seinen Stil zu ändern. Auch der Weg zu Fuß über den Kurs scheint beschwerlich. "Ich habe jeden Tag Schmerzen", sagte Woods in Augusta. Wie lange der Tiger beim Masters dabei ist, ob er überhaupt wieder in Form kommt, ist also fraglich. "Aber träumen darf ich." (Christian Hackl, 11.4.2024)