AUA-Mitarbeiter während einer Betriebsversammlung der Austrian Airlines
Laut einer Sprecherin der AUA beinhaltet das Gesamtpaket für Flugbegleiter und Pilotinnen bei Annahme einen der höchsten KV-Abschlüsse in Österreich.
APA/ROBERT JAEGER

Wien/Schwechat – Das Feilschen um höhere Gehälter für die 3.500 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sowie Pilotinnen und Piloten der AUA ist am Mittwoch bereits in die 20. Runde gegangen. Nun hat die Arbeitgeberseite ihr Angebot nachgebessert, die Gewerkschaft Vida will ihre Mitglieder bis Anfang nächster Woche über das Angebot abstimmen lassen. Die Befragung hat in der Nacht auf Donnerstag begonnen und läuft bis Montag, 15. April, um 23.59 Uhr. Die Ergebnisse will die Gewerkschaft "im Laufe der nächsten Woche" veröffentlichen. Die KV-Verhandlungen sind bis dahin unterbrochen. Sollte das Angebot abgelehnt werden, sind weitere Kampfmaßnahmen der Gewerkschaft möglich. Die Gewerkschaft hatte am Mittwochabend bereits durchklingen lassen, dass sich die Begeisterung für das neue Angebot in Grenzen hält.

Die AUA bleibt bei einem Gesamtangebot von 18 Prozent mehr Gehalt, der vormals variable Teil von vier Prozent werde allerdings garantiert, teilte die Fluggesellschaft am Mittwochabend mit. Die Laufzeit betrage zwei Jahre und zehn Monate. Konkret biete die AUA rückwirkend ab 1. März 2024 ein Gehaltsplus von acht Prozent und weitere fünf Prozent jeweils ab Jänner 2025 und Jänner 2026 für alle Flugbegleiter und Pilotinnen.

"Nach aktueller Inflationsprognose beinhaltet das Gesamtpaket einen voraussichtlichen Reallohnzuwachs von deutlich über fünf Prozent. Die Annahme des Angebots wäre erneut einer der höchsten Abschlüsse in Österreich", erklärte eine Sprecherin der APA. Die Gehälter der Co-Piloten würden laut AUA um bis zu 28 Prozent steigen, denn in unteren Gehaltsklassen falle das Plus größer aus.

"Ungleichbehandlung", verglichen mit Deutschen

Aus Sicht der Gewerkschaft ergibt sich mit dem neuen Angebot nur eine minimale Verbesserung. "Unterm Strich hat das AUA-Management jetzt ein Angebot vorgelegt, das zwar verbessert, dafür aber zeitlich gestreckt wurde. Der Unterschied zum bisherigen Angebot ist nur minimal", sagte Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Vida, laut einer Aussendung am Mittwochabend. Die von der Gewerkschaft vielkritisierte "Ungleichbehandlung der österreichischen Beschäftigten im deutschen Lufthansa-Konzern" werde fortgesetzt. Die Gewerkschaft will deshalb bis Anfang nächster Woche über das neue Angebot abstimmen lassen. Die Abstimmung beschränkt sich auf jene Beschäftigten, die auch Gewerkschaftsmitglieder sind, das sind etwa 60 Prozent.

Seit Mittwoch, 17 Uhr, hatten Gewerkschaft beziehungsweise der Bord-Betriebsrat und AUA-Management verhandelt. Die Verhandlungen ziehen sich bereits seit Wochen hin und waren von Betriebsversammlungen und Streiks mit hunderten Flugausfällen begleitet. Die Airline bezifferte den dadurch entstandenen Schaden mit 24 Millionen Euro.

Der AUA-Bord-Betriebsrat und die Gewerkschaft fordern eine Angleichung der AUA-Gehälter an jene der deutschen Muttergesellschaft Lufthansa, was eine Anhebung um bis zu 40 Prozent bedeuten würde.

Günther Ofner, Vorstand des Wiener Flughafens und Obmann der Luftfahrt-Branche in der Wirtschaftskammer (WKÖ), forderte die Belegschaftsvertreter am Donnerstag in einer Aussendung dazu auf, das neue Angebot des AUA-Managements anzunehmen. "Angesichts des sehr guten Angebots der AUA wäre es völlig unvertretbar, weiter tausende Arbeitsplätze in der Luftfahrtbranche zu gefährden", sagte Ofner. Er bezeichnete die Forderung der Gewerkschaft, das Lohnniveau bei der AUA an jenes des Mutter-Konzerns Lufthansa anzupassen, als "absurd".

AUA-Chefin sieht Wachstum gefährdet

AUA-Chefin Annette Mann sieht weiterhin Wachstum und Zukunftsperspektive der Airline gefährdet, wenn die Arbeitnehmervertreter auf ihren Gehaltsforderungen für das Bordpersonal beharren. "Ich hoffe, dass wir die AUA nicht neu denken müssen", sagte sie am Donnerstag im Ö1-"Morgenjournal". Die AUA habe einen "Riesen-Investmentberg" vor sich und fliege stärker als andere Konzerntöchter gegen Billiganbieter an.

Sollten die Kollektivvertragsabschlüsse zu hoch ausfallen, würden Strecken unrentabel, und dann müsse die AUA schauen, ob sie diese einstellt oder mit günstigeren Konzerntöchtern bedient. Der Lufthansa-Konzern habe 13 Flugbetriebe, die Mutter selbst mache nur mehr unter 40 Prozent des Gesamtgeschäfts aus, rechnete Mann vor. All diese Töchter hätten eigene Verträge, die sich bei Gehalt und Arbeitsbedingungen an den Standorten und den Geschäftsmodellen orientieren würden.

"Wenn man sich schon vergleicht, dann sollte man sich mit den 13 Flugbetrieben vergleichen, und da kann ich nur sagen, da liegt die AUA im guten Mittelfeld", so Mann. Außerdem würden die Zahlungen über den KV-Abschlüssen liegen, die in allen anderen Branchen in den vergangenen acht Monaten vereinbart wurden. (APA, 11.4.2024)