Gerhard Struber
Gerhard Struber ist nicht mehr Cheftrainer des FC Red Bull Salzburg.
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Onur Cinel soll die Saison von Red Bull Salzburg retten. Der Serienmeister beurlaubte Trainer Gerhard Struber am Montag, Cinel wird von Liefering für die letzten sechs Spiele quasi ausgeliehen. Seinen Zweitjob als Co-Trainer von Ralf Rangnick beim ÖFB-Nationalteam behält er.

Sportdirektor Bernhard Seonbuchner lobte Cinel als "ausgewiesenen Fachmann" und "ideale Besetzung, weil er sofort mit der Arbeit beginnen kann". Tatsächlich hat der 38-Jährige einen Startvorteil für den Feuerwehrjob: Da der Bullenstall in Länderspielpausen halb leer ist, trainieren die Überbleibsel gemeinsam mit Liefering. Cinel kennt die Kicker also bestens.

Ralf Rangnick mit Onur Cinel
Onur Cinel trainierte den FC Liefering und unterstützt Ralf Rangnick beim Nationalteam.
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Der neue Coach gab zu Protokoll, er habe "nicht lange überlegen müssen". Er übernimmt eine Mannschaft, die in den letzten drei Spielen nur ein Remis holte und einzig dank der besseren Tordifferenz Spitzenreiter ist. Für Cinel sei intensives Training nun "die absolute Basis". Der Anspruch sei, "Spiele über 90 Minuten plus Nachspielzeit zu dominieren".

Das ist ein Anspruch, den Strubers Team nur selten erfüllte. Es droht die erste titellose Saison für die Bullen seit 2012/13. Die – zugegeben schwierige – Champions-League-Gruppe beendete die Mannschaft auf Platz vier, im ÖFB-Cup war gegen Sturm Graz im Halbfinale mit 3:4 Schluss. Die 1:3-Schlappe beim LASK am Freitag setzte der Amtszeit des ersten Salzburger Salzburg-Trainers der Bullen-Ära einen Schlusspunkt.

Video: Salzburg trennte sich von Coach Struber - Cinel übernimmt.
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Handreichungen

"Bauernopfer hin, Bauernopfer her – es ist in erster Linie der Trainer für die Entwicklung verantwortlich", sagte Geschäftsführer Stephan Reiter. Sonntagabend habe er Struber gemeinsam mit Seonbuchner über sein Ende informiert. "Das sind keine angenehmen Gespräche, vor allem wenn man eine gute Beziehung pflegt. Dass da keine Jubelschreie passieren, ist klar", berichtete Seonbuchner. "Aber es war ein unter den Umständen gutes und professionelles Gespräch, wir haben uns davor und danach in die Augen geschaut und die Hand gegeben."

Cinels Auftrag in Salzburg sei wirklich auf die kommenden sechs Spiele beschränkt, beteuerte Seonbuchner auf Journalistennachfrage. Er habe diesbezüglich "mit Cinel und dem FC Liefering sehr klar gesprochen". Salzburg gegen Liefering, das muss die Verhandlungstischversion von Kapfenberg gegen Simmering sein. Bei Liefering, das nach einem kapitalen Fehlstart sieben der letzten neun Spiele gewann, übernimmt interimistisch Daniel Beichler.

Kommt Svensson?

Fragt sich nur noch, wer im Sommer Cinels Nachfolger wird. Die aufgelegte Lösung wäre Bo Svensson: Der Däne war Salzburg 2019 schon mehr als eine Million Euro wert, als er noch die U19 von Mainz trainierte. Svensson wurde in Liefering geparkt und war Jesse Marschs programmierter Nachfolger, doch das damals schwer kriselnde Mainz machte im Jänner 2021 von seiner Rückkaufoption Gebrauch und holte Svensson für die Profimannschaft zurück.

Svensson machte aus dem Vorletzten der Hinrunde das fünftbeste Team der Rückrunde und führte den FSV in den Folgesaisonen auf die Plätze acht und neun. Anfang November trat er nach saisonübergreifend 14 sieglosen Spielen zurück. "Was wir ab Sommer machen, haben wir uns heute und gestern nicht durchdacht, und das werden wir auch morgen und übermorgen nicht machen", beteuerte Seonbuchner. (Martin Schauhuber, 15.4.2024)