Das Bild zeigt Elon Musk
Geht es nach den Direktoren von Tesla, ist ein milliardenschweres Aktienpaket für CEO Musk gerechtfertigt – jetzt wird um die Zustimmung der Aktionäre gebeten.
EPA/Brehman

Wie dringend braucht jemand mit einem geschätzten Vermögen von 174 Milliarden Dollar eine weitere Milliardenspritze? Wenn es nach Tesla geht: sehr dringend. Im Zuge eines rechtlichen Tauziehens um eine milliardenschwere Entlohnung für Elon Musk, den CEO des Unternehmens, bittet Tesla seine Aktionäre nun erneut zu einer Abstimmung.

Ein Gericht hatte zuvor – nach einer Anlegerklage – die ursprüngliche Zustimmung zu einem Aktienpaket aufgehoben, das Musk zum damaligen Zeitpunkt bis zu 56 Milliarden Dollar einbringen sollte. Der Grund dafür war, dass die Richterin ein unfaires Prozedere beanstandete, da Musk selbst zu starken Einfluss auf den Verwaltungsrat ausgeübt haben soll, ohne dass die Aktionäre ausreichend informiert wurden.

Umstrittenes Gehaltspaket

Die Vergütung von Musk, die im Jahr 2018 genehmigt wurde, war an spezifische Wachstumsziele gekoppelt, die sich auf den Börsenwert und die Geschäftszahlen von Tesla bezogen. Obwohl diese Ziele übertroffen wurden, warf die Entscheidung der Richterin ein neues Licht auf die damaligen Vorgänge und stellte die Fairness und Transparenz der ursprünglichen Vereinbarung infrage.

Schon während des Gerichtsverfahrens gaben die Direktoren von Tesla an, dass das hohe Gehalt für Elon Musk gerechtfertigt sei, um ihn weiterhin für das Unternehmen zu gewinnen und seine Innovationskraft zu nutzen. Antonio Gracias, ein ehemaliger Direktor bei Tesla, bezeichnete Musks Paket als vorteilhaft für die Aktionäre, da es maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen habe.

Schlechtes Timing

Die Entscheidung, das Gehaltspaket erneut zur Abstimmung zu stellen, wird von auch der Aufforderung begleitet, den Unternehmenssitz von Delaware nach Texas zu verlegen, wie die "New York Times" berichtet. Musk dürfte bereits im Jänner wütend über das Urteil gewesen sein und verkündete damals auf seinem Sprachrohr X, ehemals Twitter: "Gründe niemals deine Firma im Bundesstaat Delaware."

In weiterer Folge startete er eine Umfrage, ob sich Tesla offiziell in Texas registrieren lassen solle. Mehr als 87 Prozent der damals abgegebenen 1,1 Millionen Stimmen hatten sich damals dafür ausgesprochen. Laut dem Dienstleister Harvard Business Services, der Firmen bei ihrer Gründung in Delaware unterstützt, gilt dieser Bundesstaat als besonders wirtschaftsfreundlich. Nicht umsonst haben mehr als die Hälfte aller in den USA börsennotierten Unternehmen ihren juristischen Sitz in Delaware.

Diese Anträge kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Tesla sowohl mit internen als auch mit marktbedingten Herausforderungen kämpft. Die Verkaufszahlen des Unternehmens haben nachgelassen, was die Aktienwerte beeinträchtigt hat und zu einer Unsicherheit unter den Investoren geführt hat. Diese Situation wird durch die geplante Kündigung von zehn Prozent der Tesla-Mitarbeitenden noch verschärft, was etwa 14.000 Jobs weltweit betrifft. Die Maßnahme wurde seitens des Unternehmens als notwendig erachtet, um die Betriebskosten zu senken und die Produktivität zu steigern.

Ausgang ungewiss

Tesla räumt mittlerweile ein, dass nach der Offenlegung durch das Gerichtsurteil ungewiss bleibt, ob eine Bestätigung des Aktienpakets erneut durchgeht. Immerhin sollen viele Verwaltungsratsmitglieder Musk immer noch nahestehen. Die Abstimmung der Aktionäre könnte gleichzeitig allerdings aber auch die Chance bieten, die Legitimität der Vergütung von Musk zu stärken. Darüber hinaus hatte Tesla ohnehin angekündigt, gegen die Entscheidung des Gerichts in Berufung zu gehen.

Angesichts dieser Herausforderungen und der Kritik an der ursprünglichen Genehmigung betonte Robyn Denholm, die Chefin des Tesla-Verwaltungsrates, die Notwendigkeit einer erneuten Abstimmung. Sie wies darauf hin, dass Musk für seine Beiträge zu Tesla in den letzten sechs Jahren nach der Gerichtsentscheidung nicht entlohnt worden sei. Denholm hob hervor, dass es eine Frage von "Fairness und Respekt" sei, erneut für das Aktienpaket zu stimmen. Fairness und Respekt, den man sich für 14.000 Tesla-Mitarbeiter eigentlich auch wünschen würde. (bbr, 18.4.2024)