Der neue Atlas von Boston Dynamics
Schlanker und agiler: So sieht der neue Atlas von Boston Dynamics aus. Und ist in Bewegung ein wenig furchteinflößend.
Boston Dynamics

Wer sich thematisch nur ein bisschen mit Robotik beschäftigt, dem ist Atlas sofort ein Begriff. Über ein Jahrzehnt lang sorgte der humanoide Roboter von Boston Dynamics immer wieder für Aufsehen: Mit komplexen Bewegungen wie Parkour-Einlagen auf Baustellen oder leichtfüßigen Tanzschritten zeigte man, wozu solche Maschinen mittlerweile schon in der Lage sind. Dieser Publikumsliebling ist jetzt tot. An seine Stelle tritt eine fortschrittlichere Generation, deren Bewegungsrepertoire erheblich verbessert wurde – aber auch aus einem Horrorfilm stammen könnte.

Der neue Atlas | Boston Dynamics
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Die neueste Ausführung des Atlas von Boston Dynamics, mittlerweile Teil des südkoreanischen Automobilherstellers Hyundai, zeichnet sich durch die Integration elektrischer Antriebe in Armen und Beinen des Roboters aus. Diese Umstellung führt zu einem schlankeren und agileren Design und ermöglicht dem Atlas eine erweiterte Bewegungsfreiheit. Die Gelenke des neuen Modells können sich um 360 Grad drehen, was ihm Bewegungen ermöglicht, die die physischen Grenzen des Menschen überschreiten.

Aus der Vergangenheit gelernt

Robert Playter, CEO von Boston Dynamics, erläuterte gegenüber IEEE Spectrum die zahlreichen Verbesserungen des neuen Modells. Er hob hervor, dass der neue Atlas in den meisten Gelenken stärker als ein Mensch und sogar stärker als ein Profisportler sei. Mit quasi übermenschlichen Fähigkeiten, die zugleich beeindrucken und auch ein wenig beunruhigen, dürfte Boston Dynamics einmal mehr die Grenzen dessen definieren, was Maschinen heutzutage leisten können.

Das war der alte Atlas | Boston Dynamics
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Playter sprach im Interview auch über die Herausforderungen und Lehren aus früheren Projekten wie Spot und Stretch, die die Strategie für Atlas beeinflussten. Im Gegensatz zu Spot, der ursprünglich ohne spezifisches Einsatzgebiet eingeführt wurde, hat Boston Dynamics mit Atlas einen klaren Fokus auf nützliche Anwendungen und den Mehrwert für Endkunden gelegt. Dies spiegelt sich in der sorgfältigen Entwicklung und Planung von Einsatzszenarien vor der Markteinführung wider.

Zudem ist das Design des Atlas darauf ausgelegt, menschenähnliche Bewegungen zu übertreffen und dabei Effizienz und Produktivität zu steigern, ohne Menschlichkeit zu imitieren. Die neue, runde Kopfgestaltung des Atlas mit Ringlicht ziele darauf ab, freundlich und einladend zu wirken – und auch darauf, den Nutzern im Umfeld die Absichten des Roboters besser zu vermitteln. Playter betonte die Bedeutung von Zuverlässigkeit und Service für den kommerziellen Erfolg und sieht in Hyundai künftig auch eine wesentliche Unterstützung für die Produktion und den Vertrieb von Atlas.

Eine neue Ära beginnt

Der Wechsel zu elektrischen Antrieben steht im Einklang mit einem allgemeinen Trend in der Robotikindustrie, der auf effizientere und sicherere Roboterkonstruktionen abzielt. Diese technologischen Fortschritte sind nicht nur für die Forschung und Entwicklung von Bedeutung, sondern auch für praktische Anwendungen. Hyundai plant, den neuen Atlas in seinen Autofabriken einzusetzen, um Aufgaben zu übernehmen, die bisher von Menschen ausgeführt wurden. Dies könnte ein Vorbote dafür sein, wie humanoide Roboter zukünftig in der Industrie und möglicherweise im alltäglichen Leben eingesetzt werden könnten.

Nicht nur Boston Dynamics, sondern auch andere Unternehmen wie das Start-up Figure und Tesla mit seinem Optimus-Projekt arbeiten übrigens daran, humanoide Roboter in alltägliche und industrielle Umgebungen zu integrieren. Diese Entwicklungen deuten auf eine zunehmende Akzeptanz und Integration von hochfunktionalen Robotern in verschiedenen Sektoren der Wirtschaft und des täglichen Lebens hin. (bbr, 18.4.2024)