Die Linux-Welt ist von steter Weiterentwicklung geprägt. In rascher Abfolge gibt es immer neue Softwareversionen, größere strukturelle Updates werden auch gerne mal in regelmäßig erscheinenden Updates für einzelne Zusammenstellungen dieser Software gesammelt – den sogenannten Distributionen. Dieser Tage ist es gleich bei zwei der namhaftesten davon wieder einmal so weit: Fedora und Ubuntu können mit neuen Versionssprüngen aufwarten.

Während es bei Ubuntu noch bis Donnerstag zu warten gilt, macht das maßgeblich von Red Hat (und damit IBM) getragene Fedora-Projekt nun den Anfang. Fedora 40 ist ab sofort verfügbar. Die Neuerungen fallen dabei dieses Mal ziemlich klein oder auch reichlich groß aus, je nach Betrachtungsweise und verwendeter Variante, aber alles der Reihe nach.

Fedora ist Gnome

Die Default-Ausgabe von Fedora bildet wie immer jene mit Gnome-Desktop. Fedora 40 kann mit dem vor wenigen Wochen vorgestellten Gnome 46 aufwarten, das zwar nicht die ganz großen Neuerungen, aber doch einiges an sinnvollem Feinschliff bietet. So gibt es etwa diverse Verbesserungen am Dateimanager, darunter eine erheblich verbesserte Suchfunktion. Auch die Anbindung an Cloud-Dienste wurde generalüberholt und ausgebaut. Was viele aber noch mehr freuen dürfte: Es gibt auch wieder zahlreiche Performanceoptimierungen.

Fedora 40 GNOME
Der Default-Desktop von Fedora 40 basiert auf Gnome 46.
Proschofsky / STANDARD

Wie gewohnt übernimmt Fedora den Gnome-Desktop praktisch unverändert, hält sich dabei auch an dessen Auswahl an Default-Software. Gewohnte Highlights der Softwareausstattung sind dabei Firefox (124) und Libreoffice (24.2), dazu kommen jede Menge Gnome-Tools vom Taschenrechner bis zum Videoplayer. Das Ergebnis ist ein mittlerweile wirklich sehr runder und gut nutzbarer Desktop, bei dem es aber eben auch in der aktuellen Version wenig Neues zu vermelden gibt.

Fedora ist KDE Plasma

Anders ist das bei der Wahl der KDE-Variante von Fedora: Gab es hier doch mit Plasma 6 vor wenigen Wochen einen großen Versionssprung, der eine ganze Fülle an Verbesserungen vornimmt. All das wurde an anderer Stelle bereits ausführlich besprochen, insofern sei an dieser Stelle nur auf den zugehörigen Artikel verwiesen. Ein wichtiger Punkt sind dabei aber Umbauten an der Softwarebasis, die nun etwas erlauben, was vor kurzer Zeit noch undenkbar schien.

Die KDE-Ausgabe von Fedora unterstützt nur noch die Grafikausgabe via Wayland, die alte X11-Sitzung beim Login wurde gestrichen. Der Grund ist recht simpel: Die Entwicklerinnen und Entwickler wollen die Altlast nicht länger mittragen, zudem hat es rund um Wayland zuletzt viele Fortschritte gegeben, womit lange währende Defizite ausgeräumt werden konnten.

Fedora 40 KDE Plasma
Bei der KDE-Variante von Fedora 40 gibt es dank Plasma 6 jede Menge Neuerungen.
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Um das klarzustellen: Das bedeutet nicht, dass alte Anwendungen nicht mehr laufen, dafür gibt es als Kompatibilitätslösung weiterhin Xwayland. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen auch nichts tun, die alten X11-Apps arbeiten einfach wie gewohnt. Der Desktop selbst läuft nun aber eben komplett mit Wayland. Auch wenn die KDE-Variante nun vorgeprescht ist, ein ähnlicher Schritt dürfte wohl bald auch bei der primären Varianten mit Gnome-Desktop anstehen. Dort will man nämlich ebenfalls zunehmend technische Altlasten loswerden.

Atomic Desktops

Apropos alternative Desktops: Von denen gibt es bei Fedora eine Menge, die als sogenannte Spins zur Verfügung stehen. Doch nicht nur das, gibt es von diesen jeweils meist auch noch alternative Versionen, bei denen die Distribution von Grund auf anders zusammengestellt wird. Und zwar mit einem unveränderlichen System auf Basis von Ostree sowie mit einem Fokus auf App-Installation via Flatpak.

All diese fasst Fedora nun unter dem Begriff "Atomic Desktops" zusammen, um sie von den restlichen Ausgaben abzuheben. Dazu passend gibt es künftig auch eine einheitliche Benennung, etwa als Fedora Sway Atomic oder Fedora Budgie Atomic, je nach gewähltem Desktop. Ausnahmen werden nur für die Gnome- und KDE-Varianten gemacht, da diese unter den bisherigen Namen Silverblue und Kinoite bereits gut bekannt sind. Sie führen also den gewohnten Namen weiter.

Grundlagen

Die Basis des Systems bildet der Linux-Kernel 6.8, der wie immer zahlreiche Verbesserungen bei der Hardwareunterstützung bringt. Aktuelle Highlights sind dabei etwa der Intel-Xe-Treiber sowie die volle Unterstützung der Grafikausgabe beim Raspberry Pi 5. Ganz neu bei Fedora 40 ist, dass es nun ein Paket für Pytorch gibt, eine im Bereich Maschinenlernen weitverbreitete Bibliothek. Dazu kommen viele Updates der Basiskomponenten wie LLVM 18 oder GCC 14.

Fedora 40 Installer
Der Installer von Fedora 40 präsentiert sich wie gewohnt, eine grundlegende Überarbeitung wurde auf die nächste Version verschoben.
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Der anvisierte Sprung auf DNF5 zum Paketmanagement wurde hingegen einmal mehr verschoben. Der nächste Anlauf wird mit Fedora 41 genommen. Das gilt auch für den neuen, Web-basierten Installer, dessen Einsatz ebenfalls vertagt wurde.

Doch es kommen noch einige interessante Detailverbesserungen dazu. Da wäre etwa, dass nun bei Verbindungen mit WLANs automatisch zufällig gewählte Mac-Adressen vergeben werden, die dann aber gegenüber dem einzelnen Netzwerk jeweils gleich bleiben. Eine schon von anderen Systemen bekannte Privatsphärenmaßnahme, die über mehrere Netze hinweggehendes Tracking verhindern soll. Ebenfalls neu ist ein Feature, mit dem der NetworkManager doppelt vergebene IP-Adressen erkennen kann. "Address Conflict Detection" nennt sich das und ist natürlich nur für IPv4 relevant, IPv6 macht das ja schon von Haus aus.

Download

Fedora 40 steht in all seinen Varianten wie gewohnt kostenlos auf der Seite des Projekts zum Download parat. Das dabei erhaltene Image kann mit passenden Tools wie dem Fedora Image Writer auf einen USB-Stick gespielt werden, von dem dann wiederum gefahrlos das System ausprobiert werden kann. Wenn es gefällt es, kann es dann fix auf dem Rechner installiert werden. (Andreas Proschofsky, 23.4.2024)