Komplexitätsforscher Peter Klimek von der Med-Uni Wien, bekannt aus vielen TV-Interviews in der Pandemie, bemüht sich in der ZiB 3 ein weiteres Mal, Verschwörungstheorien und Bedenken gegen den gerade abschließend verhandelten Pandemievertrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu begegnen: Institutionen wie der WHO "zu unterstellen, dass da eine verdeckte Weltherrschaft möglich wäre, geht doch sehr weit an der Realität vorbei".

"Mit der Realität hat das natürlich sehr wenig zu tun": Komplexitätsforscher Peter Klimek über die Verschwörungstheorien einer geplanten WHO-Weltherrschaft bei Madeleine Gromann in der "ZiB 3".
ORF ZiB 3 Screenshot

"Mit der Realität hat das natürlich sehr wenig zu tun", sagt Klimek Donnerstagnacht in den Spätnachrichten des ORF. "Aber man muss das natürlich schon ernst nehmen, dass es anscheinend bei vielen Personen diese Bedenken gibt." Da brauche es Aufklärung, und er versucht die gleich in der Sendung: "Darum geht es nicht in diesem Vertrag. Hier geht es nicht darum, dass irgendwelche Zwangsmaßnahmen international verordnet werden. Sondern es geht einfach darum, dass man aus den Fehlern, die in der Pandemie passiert sind, lernt, um für das nächste Mal besser aufgestellt zu sein."

Von Weltherrschaft und Macht keine Rede, betont der Komplexitätsforscher: "Tatsächlich ist es ja so, dass viele Gesundheitsorganisationen, die WHO oder auf europäischer Ebene die ECDC, eher das Problem haben, dass sie zu wenige Finanzmittel haben, um ihren Aufgaben nachkommen zu können. Das bremst eher die internationale Koordination."

Worum geht es also in dem Vertrag? Er "hätte uns schon ein paar der unwürdigeren Schauspiele ersparen können", sagt Klimek. Es gehe um: "Informationsaustausch. Wo dürfen Kontrolleure hin, wohin nicht. Damit alles frisch ausgewertet werden kann. So etwas sollte geregelt werden. Oder natürlich auch die Frage der Verteilungsgerechtigkeit. Wir haben Situationen gehabt, da waren in Großbritannien etwa 67 Prozent der Bevölkerung geimpft, und auf dem ganzen afrikanischen Kontinent waren drei Prozent der Bevölkerung geimpft. Das hat Spuren hinterlassen bei den Ländern des sogenannten Globalen Südens." Diese Verteilungsungerechtigkeit zu beenden oder zumindest zu mildern sei ein wesentliches Ziel.

Inzwischen sei man bei nur noch 20 Prozent der Impfdosen angelangt, die in diese Verteilungsmechanismen fallen sollen. "Bei den übrigen 80 Prozent hätten wir also auch das Schauspiel, das wir in den letzten Jahren gehabt haben. Da merkt man doch: Die Krisensituation ist sehr lange her. Und da denken vor allem die reicheren Länder bei Verteilungsfragen doch wieder an sich selbst."

Klimek hat selbst also keine großen Erwartungen an den Pandemievertrag. "Dass hier ein großer Wurf gelingt, davon ist eigentlich nicht mehr auszugehen." Die Weltherrschaft schon gar nicht. (Harald Fidler, 3.5.2024)

ZIB 3: Forscher Klimek beschreibt Motivation für Pandemievertrag
Peter Klimek, Komplexitätsforscher von der Medizinischen Universität Wien, kommentiert die Motivation hinter den Bstrebungen für einen globalen Pandemievertrag der WHO.
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